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Regional ist dieses Bier ganz sicher nicht, aber die Geschichte ist auf jeden Fall interessant genug, um hier erzählt zu werden. Burn the Kirsch – Fantoft Edition ist ein Pale Rauchbier mit Kirschen, gebraut von Steel City, Boutilliers und Lost Industry aus Großbritannien. Das hört sich erst einmal harmlos an, aber das düstere Label mit der brennenden Kirche lässt bereits ahnen, dass mehr dahintersteckt.

Das Bier gehört zu einer vierteiligen Serie, die sich zum Thema gemacht hat, jeweils eine von Satanisten in einer Brandserie Anfang der 90er Jahre in Norwegen niedergebrannte Kirche zu beschreiben. In diesem Fall ist es die Fantoft-Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert in Bergen, die am 6. Juni 1992 ein Opfer der Flammen wurde. Zu dem Anschlag bekannte sich der Musiker und Satanist Varg Vikernes, der später ein Foto der Überreste auf dem Cover eines Albums seiner Band Burzum veröffentlichte. Im Laufe der folgenden sechs Monate brannten sieben weitere historische Gotteshäuser nieder, für die Beteiligung an vier dieser Taten wurde Vikernes schuldig gesprochen. Vom Anschlag auf die Fantoft-Kirche sprachen ihn die Schöffen überraschenderweise frei. Bis ins Jahr 1996 wurden über 50 Anschläge auf historische Kirchen in Norwegen verzeichnet.

Steel City / Boutilliers Burn the Kirsch Fantoft Edition

Vikernes erlangte traurige Berühmtheit wegen weiterer Taten, für die er insgesamt zu einer Freiheitsstrafe von 21 Jahren verurteilt wurde. Im Jahr 1993 tötete er seinen Musikerkollegen Euronymous mit 23 Messerstichen, plädierte aber auf Notwehr. Das Gericht verurteilte ihn schließlich zur Höchststrafe aufgrund des Mordes, den Anschlägen auf die Kirchen und Sprengstoffbesitzes. Er offenbarte immer wieder eine tief rechtsradikale Weltanschauung und Kontakte zwischen ihm und dem Rechtsterroristen Anders Breivik wurden nach dessen verheerendem Anschlag in Oslo und auf der Insel Utøya bekannt. Vikernes wurde 2009 aus der Haft entlassen und lebt mittlerweile in Frankreich. Auch dort geriet er mit dem Gesetz in Konflikt und wurde zu einer Bewährungsstrafe wegen Anstachelung zum Rassenhass und der Glorifizierung von Kriegsverbrechen verurteilt.

Nach dieser üblen Geschichte ist es schwer, hier wieder zum Bier überzugehen, so richtig gelungen finde ich die Themenwahl nicht. Zwar macht man auf dem Label deutlich, dass es sich um einen Anschlag von „satanic terrorists“ gehandelt hätte, aber das reißerische Bild der brennenden Kirche erweckt schon den Eindruck, dass man hier mit einem morbiden Thema Aufmerksamkeit erwecken will.

Ich persönlich mag Rauchbiere ja sehr, aber dies hier dürfte auch Einsteiger nicht überfordern. Die Frucht schwächt das Raucharoma sehr stark ab, das sich lediglich im Abgang noch recht lange auf den Gaumen legt. Das Bier ist hellrot mit schnell verschwindendem Schaum. An Früchten dominieren wie zu erwarten üppige Kirscharomen, vielleicht noch etwas Himbeere und eine leichte Spritzigkeit. Trotz beachtlichen 6,2% Alkohol wirkt das Bier sehr leicht.

Nicht nur auf Musikfans wie mich übt die Geschichte des norwegischen Black Metal mit all ihren kaputten Charakteren eine morbide Faszination aus. Dies alles ist so weit weg von allem, das ich irgendwie nachvollziehen kann. Das Bier wird mir dagegen nicht so lange in Erinnerung bleiben. Die Fantoft-Kirche selbst wurde als exakte Kopie 1997 wiedereröffnet.

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