Spricht man über Nachhaltigkeit oder bewussten Konsum, kommt man schnell auf das Thema Lebensmittelrettung. Allein in Deutschland wandern jährlich geschätzt 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Nun ist sicher nicht jeder dazu geschaffen, in der rechtlichen Grauzone die Mülltonnen der Supermärkte zu plündern, aber es gibt zum Glück einfachere Wege. So gibt es im Trier und Umgebung zum Beispiel vier Fair-Teiler, offene Schränke, in die nicht mehr gebrauchte Lebensmittel gelegt und geteilt werden können. Eine besonders bequeme Lösung gibt es seit einiger Zeit mit der App Too Good To Go, die ich natürlich gleich einmal ausprobieren musste.
Worum geht es?
Ich war erst skeptisch, ob Trier hier überhaupt repräsentiert ist, oder ob man Angebote hauptsächlich in den Metropolregionen findet. Konkret vermittelt die App Kontakte zu Lebensmitteleinzelhändlern, die gewisse Kontingente an übrig gebliebenen Waren freigeben, die man dann in den Läden abholen kann. Die Art der Waren sind je nach Geschäft unterschiedlich, es finden sich sowohl Restaurants und Cafés als auch Supermärkte.
Wie funktioniert es?
Über die Standortfreigabe der Too Good To Go App bekommt man Angebote in der Umgebung angezeigt, entweder in Form einer Liste oder auf einer Karte. Gibt es ein aktives Angebot, kann man es anklicken und sofort kaufen, bezahlt wird bequem mittels Kreditkarte oder PayPal. Man bekommt genau angezeigt, wann und wo man die Ware abholen kann, was genau man bekommt, weiß man zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht.
Und in Trier?
Nun, Trier ist sicher nicht Berlin, aber es gibt derzeit immerhin vier interessante Angebote:
- Real Trier (Gottbillstraße 12–18): Obst und Gemüse
- Cafe Lecca (Bahnhofsplatz 7): Kuchen und Backwaren
- Fuji Sushi Bar (Deworastraße 16): verschiedene Speisen
- Violas‘ Tier (Kornmarkt 7): verschiedene Produkte mit knappem MHD
Der Erstversuch
Für den ersten Versuch habe ich mir den Obst- und Gemüsevorrat fürs Wochenendessen aus dem Real ausgesucht. Bestellt habe ich Freitag Abend, abholen konnte ich meine Überraschungstüte am Samstag zwischen 16 und 20 Uhr. Ich war auch nicht allein vor Ort, die Übergabe am Service Point verlief absolut unproblematisch. Und die Tüte war riesig, für einen Preis von 3,50 € hatte ich mit soviel gar nicht gerechnet.
Nun hieß es erst einmal sichten. Zwar hatte ich eine grobe Idee, was ich zubereiten wollte, aber eine gewisse Flexibilität ist durchaus nötig. Aber das macht auch richtig Spaß. In der Tüte fand ich weit mehr als ich erwartet hatte und für das Festmahl brauchte: mehrere Salatköpfe, Gurken, Kartoffeln, Tomaten, eine ganze Schale Champignons, eine Avocado, ein Kohlrabi, Trauben, Orangen, Äpfel und eine Zitrone.
Die Auswahl variiert natürlich von Tüte zu Tüte, ich war auf jeden Fall absolut begeistert, auch von der Qualität. Kartoffeln und Pilze wanderten in ein Kasselergratin, aus der Avocado und den Tomaten werde ich noch eine Guacamole basteln, die Äpfel kommen mit ins Büro, die Trauben und Orangen werden nebenbei gegessen und ggf. zu Saft verarbeitet. Für Salat und Gurke fällt mir auch noch was ein.
Die Perspektive
Es wäre natürlich wünschenswert, wenn sich noch viele weitere Händler an dieser Initiative beteiligen würden. Letztendlich gewinnen alle. Die Nutzer bekommen Topware zu einem eher symbolischen Preis und haben dazu noch das Gefühl, etwas richtig Gutes getan zu haben. Der Händler gewinnt einen Kunden, der, wenn er eh schon vor Ort ist, dann auch noch die anderen Einkäufe vor Ort erledigt. Und am Ende ist vor allem etwas weniger Essen verschwendet worden als zuvor. CO2 kann so auch eingespart werden. Von daher kann ich diesen Service zumindest nach meinem ersten Eindruck uneingeschränkt empfehlen.
Die App kann man in allen üblichen App-Stores herunterladen.