By

Ein Frank Turner Konzert hatte ich schon lange auf dem Zettel, habe ich doch von den Livequalitäten des Briten bislang nur Gutes gehört. Was dann aber im ausverkauften Atelier passierte, übertraf meine Erwartungen um ein Vielfaches. Ein Konzert, bei dem wirklich alles passte und Publikum und Band perfekt miteinander interagierten.

Frank Turner & The Sleeping Souls, Den Atelier Luxembourg, 21. Oktober 2018

Aufgrund von Hunger und einen Limoncello aufs Haus verpassten wir leider den Auftritt von Xylaroo und enterten die schon jetzt pickepackevolle Halle pünktlich zu Pup. Die Kanadier, immerhin seit 2013 aktiv, sagten mir bislang nichts, hatten vor der Bühne aber schon eine beachtliche Fanbasis zusammengetrommelt. Geboten wurde eingängiger, manchmal etwas verschwurbelter Punkrock, lediglich die Stimme des Sängers war nicht so mein Fall. Das war auf jeden Fall eine gelungene Einstimmung, die schon einmal gut auf das Kommende vorbereitete.

Mr. Turner stürmte pünktlich um 21 Uhr mit seiner treuen Band die Bühne und hatte die Menge von Beginn an voll im Griff. Mit dem geradezu poppigen, wenn auch treibenden Blackout startete ein Abend, der mich mehr und mehr in seinen Bann zog. Schon früh kündigte der charismatische Frontmann an, dass man ja schließlich auf einer Punkrockshow sei, den bohrenden Seitenblick meiner Begleitung, der ich das ganze als entspannten Folkrockabend verkauft hatte, ignorierte ich einmal geflissentlich. Entziehen konnte sie sich der Magie des Augenblicks aber nicht, nach kurzer Zeit war Bewegung von vorne bis hinten, das hatte ich im Atelier auch noch nicht so oft gesehen. Frank Turner merkt man die Erfahrung von mehr als 2.000 Konzerten an, unterstützt von einer bestens gelaunten und spielfreudigen Band zog er alle Aufmerksamkeit auf sich, tobte über die kleine Bühne und ließ sich sogar zu kleinen Tanzeinlagen hinreißen.

Frank Turner & The Sleeping Souls, Den Atelier Luxembourg, 21. Oktober 2018

Nach 13 hitgespickten Songs gönnte der Frontmann seiner Band eine Verschnaufpause und lebte allein mit seiner Gitarre für drei ältere Lieder seine Singer-Songwriter-Leidenschaft aus. Überhaupt war für jeden Fan was dabei. Zwar lag der Fokus vor allem auf den letzten drei Alben und hier mit sechs Songs auf der aktuellen Platte Be More Kind, aber unter den insgesamt 23 Liedern fand sich auch die ein oder andere Perle für Oldschool-Fans. Mit Be More Kind kann man die Botschaft des Abends an sich gut umschreiben, denn in mehreren Publikumsansprachen versuchte der gute Frank genau dies eindringlich zu vermitteln. Warum nicht die heimelige, offene, freundliche und unvoreingenommene Atmosphäre eines Punkrockkonzerts einfach mal nach draußen tragen, um dort ebenso positiv auf die Mitmenschen zuzugehen? Der ein oder andere Heißsporn vor der Bühne hatte dabei allerdings weniger gut zugehört, die Security nahm sich aber schnell den Streithähnen an und geleitete sie bestimmt nach draußen.

Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, überall schaute man in fröhliche Gesichter und konnte ausgelassen tanzende Menschen beobachten. Selbst ganz kleine Besucher samt Kuscheltier hatten im Oberrang ihren Spaß. Diese positive Stimmung übertrug sich auf den Sänger, der am Ende des Konzerts den direkten Kontakt mit seinen Fans suchte und von diesen einmal quer durchs Atelier und zurück auf Händen getragen wurde. Bierduschen, Crowdsurfing und Circle Pits, die Zutaten einer amtlichen Punkrockshow waren gegeben, aber mit einer positiven Energie angereichert, die ich so selten gesehen habe. Ich habe ja ein Händchen dafür, dass sich Bands, die ich zum ersten Mal live sehe, unmittelbar danach auflösen, hier bin ich mir aber sicher, dass zu den gut zweitausend Auftritten noch einige dazukommen werden. Und ich werde mir das bei der nächsten Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.

Weitere Konzertreviews gibt es hier!

About the Author

 

Leave a Reply