Mein Lieblingsfestival sorgte auch zum 20. Jubiläum wieder für ein exzellentes Lineup und eine geniale Mischung aus alten Haudegen, aktuellen Lieblingsbands und regionalem Nachwuchs. Mit Agnostic Front und Hatebreed gab es zwei Headliner, mit denen man sich hinter keinem wesentlich größeren Festival zu verstecken braucht, wobei das Riez vor allem von seiner gemütlichen Atmosphäre und einer einzigartigen Location lebt. Für mich waren das wieder drei Tage perfekter Urlaub vom stressigen Alltag.

Kmpfsprt
So wenig Gepäck hatten wir wirklich noch nie am Start gehabt. Angesichts der Hitzewelle verzichteten wir dieses Mal auf Fleisch und wärmende Klamotten, das Wetter war bis auf einen kleinen Minischauer wirklich traumhaft. Das gemütliche Campinggelände wurde diesmal noch einmal einen Tick Richtung Parkplätze verlängert, sodass sich hier wirklich niemand zu nah auf die Pelle rücken musste. Der Aufbau verlief diesmal auch absolut reibungslos und schnell konnte man zum gemütlichen Teil des Wochenendes übergehen. Mittlerweile traditionell finden am Donnerstag die Konzerte im Partyzelt statt, und nach Slime und der Dritten Wahl in den Vorjahren hatten diesmal The Prosecution die Ehre, als erster Headliner das Festival gewissermaßen zu eröffnen (Driving Dogs haben wir leider verpasst und von The Universal Indicator nur das Ende mitbekommen).

The Prosecution
The Prosecution hatte ich kürzlich im Exhaus noch verpennt, daher war ich froh, dass sie sehr spät dann doch noch bestätigt wurden. Eine gute Wahl, wie sich schnell zeigen sollte, denn das Konzert begeisterte mich ziemlich. Die Songs des richtig starken aktuellen Albums „The Unfollowing“ wurden recht roh und mitreißend auf die Bühne gebracht, ich wunderte mich schon im Vorfeld, wie die zahlreichen Musiker da überhaupt draufpassen würden. Aber Platz ist in der kleinsten Hütte, und die Zeltkonzerte beim Riez sind immer was Besonderes.

The Prosecution
Hitze macht faul, daher blieben wir sowohl am Freitag wie auch am Samstag noch recht lange auf dem Campingplatz, auf dem es angesichts der Temperaturen auch deutlich ruhiger war als in den Vorjahren. Die meisten machten es wie wir und chillten im Schatten unter den Pavillons, unser bewährtes und geniales Bierkühlsystem sorgte bis zur letzten Minute für eiskalten Gerstensaft und wir fühlten uns sehr wohl und entspannt. Die kalten Duschen waren in diesem Jahr auch Segen statt Fluch, was habe ich das erfrischende Nass genossen!

Mute
Entsprechend spät enterten wir das Gelände und hörten noch die letzten Töne von Mute, dann ging es aber bald schon los mit Antillectual. Das Trio aus den Niederlanden hatte ich im Vorjahr noch in Hamburg gesehen und freute mich sehr auf den Auftritt, denn live ist das schon ganz großes Kino mit viel Energie und guten Songs. Und enttäuscht wurde ich wieder nicht, auch wenn es mich nicht ganz so packte wie zuvor.

Kmpfsprt
Ohne große Pause ging es weiter mit Kmpfsprt, die mit ihrem aktuellen Album Gaijin noch einmal eine Schippe Emotion draufgelegt hatten und die Stücke sind auch auf der Bühne absolute Kracher. So langsam wurde es dunkel, der Blutmond kündigte sich an, und der Auftritt der Kölner war auf jeden Fall einer der Höhepunkte des Festivals.
Was ich von Blackout Problems erwarten sollte, wusste ich nicht, und so richtig weiß ich es immer noch nicht. Musikalisch riss es mich zumeist nicht vom Hocker, aber die Show zog mich durchaus in ihren Bann und so hat es wirklich von Anfang bis Ende Spaß gemacht. Sänger Mario bewegte sich immer wieder mitten in die Zuschauer vor der Bühne, Platz genug war ja leider…
Headliner des Freitags waren die legendären Agnostic Front aus New York, die unverwüstlich seit weit über 30 Jahren die Hardcore-Punk-Messlatte ordentlich hochlegen. Unverwüstlich ist hier durchaus wörtlich zu nehmen, denn Sänger Roger Miret trat mit einer Armschiene auf, eine Absage wäre aber keinesfalls in Frage gekommen. Der Performance tat es keinen Abbruch, die ganze Band wirkte hoch motiviert und lieferte richtig stark ab. Ich hatte in den letzten Jahren ja häufiger mal sehr schlechte Erfahrungen mit Liveauftritten von meinen alten Helden gemacht (ich sage nur Misfits), hier waren aber keine Abnutzungserscheinungen zu erkennen. Top Auftritt und der wunderbare Abschluss eines tollen Freitags!

Agnostic Front
Den Festivalsamstag begannen wir mit Smile & Burn. Die Berliner hatte ich schon zweimal gesehen, einmal im kleinen Club und einmal beim Rockaway Beach 2017, aber diesmal wollte der Funke irgendwie gar nicht überspringen. So sahen wir uns den Auftritt aus der Distanz an und versuchten erst einmal wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Den Ausguck von oben behielten wir auch bei A Traitor like Judas bei, die auf ihrer Abschiedstour mit grundsolidem Hardcore und klaren politischen Botschaften überzeugen konnten.

Clowns
Am meisten gefreut habe ich mich am Samstag auf die wunderbaren Clowns aus Melbourne, die ich schon zweimal in der Luke gesehen habe. Ich war gespannt, wie die rohe Energie vom kleinen Club auf die Festivalbühne transportiert werden würde. Und auch wenn es vor der Bühne noch überschaubar voll war, konnte man sich der Show der Australier kaum entziehen.

Mad Caddies
Deutlich voller wurde es dann bei den Mad Caddies, und die Ska-Legenden sorgten für ausgelassene Stimmung vor der Bühne. Das war ein richtig unterhaltsamer Gig einer Band, der man über zwanzig Jahre Bühnenerfahrung anmerkte. Einen krassen stilistischen Wechsel gab es dann mit Municipal Waste, von denen ich mir wenig erwartete, die mir dafür aber dann um so mehr Spaß machten. Trash Metal mit Hardcore- und Punkelementen, da war ordentlich Alarm auf der Bühne und ich fühlte mich wirklich bestens unterhalten!

Municipal Waste
Dann hieß es erst einmal warten, denn die letzte Band des Wochenendes nervte erst einmal mit einer unnötig langen und ziemlich affigen Umbaupause. Als Hatebreed dann aber die Bühne enterten, war die Stimmung von Beginn an auf dem Siedepunkt. Dem Headlinerstatus wurde man durchaus gerecht, auch wenn das musikalisch nicht so wirklich meine Baustelle war.

Hatebreed
Für mich war das diesjährige Riez Open Air mal wieder Entspannung pur, es gibt wirklich kein Festival, wo ich mich so wohl fühle wie hier. Den Organisatoren und den vielen supernetten freiwilligen Helfern kann man gar nicht genug danken, und ich freue mich schon sehr auf die 21. Auflage 2019!
Weitere Konzertreviews gibt es hier!
Noch ein paar Bilder