By

Selten hat mich bereits ein Trailer emotional so gepackt wie der von Christopher Robin, der aktuellen Disneyadaption von Pu der Bär. Christoper Robin ist erwachsen geworden, und auch das Leben von Pu und seinen Freunden im 160-Morgen-Wald hat sich verändert. So sieht sich Pu gezwungen, sich auf die Suche nach seinem alten Freund zu machen und stolpert in ein großes Abenteuer, das erst einmal eine riesige Enttäuschung bereithält.

Viele Generationen sind mit den liebevollen Geschichten aufgewachsen, die A. A. Milne und E. H. Shepard (Illustrationen) in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufzeichneten. Vor allem durch Disney wurden diese seit den 60er-Jahren noch einmal in das Bewusstsein neuer Generationen gerückt, auch wenn hier viel der ursprünglichen Atmosphäre verloren ging. Disney zeichnet nun auch für die gerade in den Kinos angelaufene Realverfilmung Christopher Robin verantwortlich, die mit dem Abschied Christophers von seinen Freunden einsetzt, der sich mit dem Umzug ins Internat und somit ins „echte Leben“ eines Erwachsenen verabschiedet.

Pu verliert damit seinen besten Freund, und das Leben im 160-Morgen-Wald wird grauer und weniger freudvoll, auch wenn Pu natürlich immer noch im Kreise seiner alten Gefährten wie Piglet, Tigger oder I-Aah ist. Traurig wartet der Bär immer wieder vor dem Baum mit der magischen Tür, durch die Christopher Robin die Welt seiner Freunde immer betreten hatte. Bedroht wird diese Welt seit jeher durch die mysteriösen Heffalumps und Woozles. Eines Tages sind all seine Freunde plötzlich weg und Pu ist auf einmal auf sich allein gestellt. So wagt er den Schritt in die andere Welt, weil nur sein alter Freund Christopher Robin Hilfe verspricht.

Doch dieser sieht sich ganz anderen Problemen ausgesetzt. Das Leben als Erwachsener in der Zwischenkriegszeit ist schwierig. Als Manager in einer Kofferfabrik ist er in einem Mühlrad aus Alltag und Arbeit gefangen, vernachlässigt Ehefrau und Tochter und hat sich zu einem überforderten Egozentriker entwickelt. Pu und die alten Freunde aus Kindertagen hat er aus seinem Erwachsenenleben verbannt, entsprechend groß ist der Schreck, als der freundliche und tapsige Bär auf einmal wieder in seinem Leben auftaucht, wo so gar kein Platz für ihn ist. Für Pu ist die Begegnung ebenso einschneidend, muss er doch nach und nach realisieren, dass sein bester Freund ein anderer geworden ist, der ihn nun so schnell wie möglich wieder loswerden will. Die enttäuschten, traurigen Knopfaugen des liebevoll animierten Bären werden mich noch lange in meinen Träumen verfolgen.

Ohne zuviel vorwegzunehmen, wendet sich natürlich alles zum Guten, wir haben es immerhin mit einem Disneyfilm zu tun. Die Botschaft des Films ist simpel: „Lebe dein Leben im Hier und Jetzt“, „Familie und Freunde sind auch im tristen Alltag das höchste Gut“ und „Bewahre das Kind in dir!“ – Hätte man als Kind die Lehren des „Bären von sehr geringem Verstand“ verinnerlicht, könnte man sich heute viele Selbsthilfebücher und Therapien sparen. – Das Foto zeigt, dass es doch manch einer getan hat.

Pu der Bär - Christopher Robin

Gegen Pu und seine Freunde haben die menschlichen Schauspieler durchaus Probleme anzukommen, manche wirken geradezu hölzern und den Charakteren wurde nur wenig Tiefe spendiert, was vor allem bei Christophers Frau Evelyn (Hayley Atwell) auffällt. Ewan McGregor darf dagegen durchaus sein Können zeigen, auch wenn er in der ersten Hälfte des Films wohl nur wenig Sympathiepunkte sammeln dürfte. Gerade diese Hälfte ist durchzogen von einer tiefen Melancholie, die für Kinder vielleicht etwas zu traurig sein könnte. Die kommen im Prinzip erst auf ihre Kosten, als die Handlung in den 160-Morgen-Wald zurückkehrt. Dann nimmt der Film deutlich an Fahrt auf und erinnert teilweise an die beiden herrlichen Paddington Filme.

Insgesamt ist Christopher Robin ein Film für Erwachsene, die mit den Geschichten von Pu und seinen Freunden aufgewachsen sind und sich ihr kindliches Herz bewahren konnten oder sich daran erinnern möchten. Mich hat der Film auf jeden Fall sehr berührt, und ich bin mir sicher, dass in den Kinos der Welt die ein oder andere Träne vergossen werden wird!

Gesehen habe ich die Originalversion im Kinepolis Luxemburg-Kirchberg. Der Film läuft aber ab Donnerstag, 9. August auch im Broadway Trier!

About the Author

 

Leave a Reply