Nach dem sensationellen 2:1-Auswärtssieg in Warschau bestätigte F91 Düdelingen die Leistung im Rückspiel vor heimischer Kulisse und trotzte dem hohen Favoriten ein 2:2 ab. Das Stade Josy Barthel in der Hauptstadt hat schon viele bemerkenswerte Europapokalabende gesehen, doch am gestrigen Donnerstag geschah wahrlich Historisches.
Durch das hochverdiente 2:2 gelang es F91 als erste luxemburgische Mannschaft die Europa League Play-offs zu erreichen, wo man schon in der kommenden Woche auf den CFR Cluj aus Rumänien trifft. Die Luxemburger legten los wie die Feuerwehr und stellten Legia immer wieder durch variables Flügelspiel vor Probleme. Schon in der 7. Minute nutzte der ehemalige Koblenzer Patrick Stumpf die erste Großchance eiskalt zur Führung. Düdelingen spielte auch danach weiter mutig nach vorne und stellte durch Stélvio Da Cruz nach einem feinen Doppelpass in der 20. Minute auf 2:0.
Die Atmosphäre im Stadion war dem Spektakel auf dem Rasen nicht wirklich würdig. Der Ruf der Anhänger aus Polen könnte schlechter nicht sein, Ausschreitungen und Naziauswüchse auf den Rängen beherrschen das Bild in der Öffentlichkeit. Entsprechend groß waren die Sicherheitsbedenken im Vorfeld. Insgesamt durften nur 2.000 Karten verkauft werden, die man nur direkt in Düdelingen oder auf Vorbestellung erwerben konnte. 80 Prozent des Stadions blieben somit unbesetzt. Ob nun Polizei oder die Stadtverwaltung für diese Beschränkung verantwortlich war, scheint unklar zu sein, der Verein war angesichts der verlorenen Einnahmen alles andere als zufrieden.
Den polnischen Fans wurde von Seiten der UEFA aufgrund von Vorfällen in der letzten Qualirunde grundsätzlich der Zugang verwehrt, was erwartungsgemäß natürlich gar nicht funktionierte. Vom Sicherheitskonzept her wäre es sicherlich besser gewesen, die Gäste mit einem begrenzten Kartenkontingent in einem eigenen Block zu sammeln. So befanden sich die Zuschauer auf der Gegengeraden mitten in einem spontan zustandegekommenen Legia-Fanblock. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde die Taktik geändert, einige zunehmend unzufrieden vor dem Stadion wartende Fans ins Stadion gelassen und die ganze Fangruppe in einem eigenen Bereich gesammelt. Fußball ohne Fans ist nun einmal Quatsch, für die Atmosphäre im Stadion waren die Anhänger aus Polen auf jeden Fall sehr gut, vor allem weil Düdelingen selbst über keine aktive Fanszene verfügt.
Nach der Führung überließ die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller den Polen etwas die Initiative, die einen erschreckenden Mangel an Kreativität offenbarten. Fast schon glücklich kam man durch José Kanté in der 33. Minute zum Anschluss. Die Gastgeber blieben dennoch gefährlich, trafen kurz vor der Pause aber nur den Pfosten. In der zweiten Halbzeit übte Legia schließlich die zu erwartende Dominanz aus, jedoch ohne zu großen Torgelegenheiten zu kommen. Die insgesamt bärenstarke luxemburgische Torwartlegende Joubert ließ sich aber mit fortschreitender Spieldauer etwas von der zunehmenden Nervosität seiner Vorderleute anstecken, das Glück war allerdings ihm und seinen Mitspielern hold.
Spannung kam noch einmal auf, als erneut Kanté vier Minuten vor dem Ende zum Ausgleich traf, doch F91 spielte das Spiel in der Schlussphase clever zu Ende und zog letztendlich hochverdient in die letzte Runde ein. Für die vielen Groundhopper vor Ort war das allseits bekannte Stadion sicher nicht das Highlight, aber in beiden Mannschaften gab es einige große Namen zu sehen. Neben dem ehemaligen Dortmunder Marc-André Kruska und dem bei Lyon und Lazio gestählten Milan Biševac bei Düdelingen spielten bei Legia der kroatische Brasilianer Eduardo und der ehemalige Stuttgarter und Nürnberger Adam Hlousek.
Leider verpasste Progrès Niederkorn in letzter Minute ebenfalls die Überraschung und schied mit einem 2:2 gegen den FC Ufa aus Russland aus. Sehr schade, denn bei einem Weiterkommen hätte es eine Neuauflage der Vorjahresüberraschung gegen die Glasgow Rangers gegeben…