Das Exhaus ist eine Institution in Trier und nicht nur als Konzertlocation seit über 40 Jahren legendär, sondern auch ein wichtiger Faktor der Sozialarbeit in Trier. Doch das Exhaus ist in finanzielle Schieflage geraten, und in ganz Trier und über die Stadtgrenzen hinaus gibt es Solidarität und Unterstützung. Auch Pascow haben es sich nicht nehmen lassen und eines ihrer seltenen Konzerte in den Balkensaal gelegt, unterstützt wurden sie dabei von Baretta Love aus Berlin. Es war heiß, intensiv und wundervoll, mit nichts anderem hatte ich gerechnet.
Der Sommer war nach Trier zurückgekehrt, und das gemütliche Zusammensein im Innenhof des Exhaus ließ schon ahnen, dass es unter dem Dach tropisch werden würde. Wobei Pascow das auch im Winter schaffen würden, die Konzerte, die ich bereits sehen durfte, hatten Maßstäbe in Sachen Energie und Intensität gelegt. Rar hatte man sich gemacht, aber aus gutem Grund, denn das neue Album steht in den Startlöchern und ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen.
Das Konzert war schon innerhalb weniger Stunden ausverkauft und trotz der strengen Brandschutzbestimmungen, ein Grund für die finanziellen Probleme, war der Balkensaal pickepackevoll. Schon der Support Baretta Love erfreute sich am bereits zahlreich erschienenen Publikum, und mir hat der Auftritt der Berliner sehr gut gefallen. Auch hier steht ein neues Album vor der Tür, und da waren schon ein paar sehr schöne Songs dabei. Nur der Gesang hat mich nicht so recht gepackt, aber das mag Geschmacksache sein.
Die Spannung stieg in der Umbaupause stetig, und hier schon spürte man die Energie, die sich bald Bahn brechen sollte. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich kenne wirklich keine Band, die in ihrem natürlichen Lebensraum, also in kleineren und mittelgroßen Clubs und Festivalbühnen, eine solche urwüchsige Kraft entfesseln können. Entsprechend gibt es diesmal auch kaum Fotos oder klassische Bausteine eines Konzertberichts; ein Konzert wie ein Rausch, mitreißend, manchmal schmerzhaft und leidenschaftlich. Mit Castle Rock ging es los und es gab von da an keine Sekunde des Atemholens.
Das Rezept ist so einfach wie genial. Schnelle, präzise gespielte Songs mit messerscharfen Texten, die in kurze, prägnante Textfragmente gipfeln, die man fäsuteschwingend der Bühne entgegenbrüllen kann, eher muss. Pascow sind ein Phänomen, sehr eigen und einzigartig in ihrer Musik, dabei mit Vollgas nach vorne, mit tollen Texten und geradlinigen, starken Songs. Endlich habe ich mir nun auch am Merch die Lost Heimweg-Box mit der ausführlichen und sehr sehenswerten Banddoku gekauft. Wer einmal Einblick in das Innenleben einer sehr besonderen Band bekommen möchte, dem sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt. Und zum Glück scheinen sich die im Film geäußerten Zweifel bezüglich der Zukunft dieser großartigen Band nicht bestätigt zu haben. Pascow wird gebraucht!
Triefendnass ging es glücklich nach Hause, der Weg zurück nach Trier-Süd führte mitten durch das erschreckende Kontrastprogramm des Zurlaubener Moseluferfests, was bin ich froh, Teil einer kleinen, fröhlichen Subkultur zu sein… Im Exhaus beginnen nun die Konzerte der Sommerbühne und auch sonst gibt es in den Monaten viele sehr coole Konzerte. Wem also die Musikkultur in Trier am Herzen legt, sollte seinen Hintern in den Trierer Norden bewegen, volle Konzerte helfen dem Exhaus am meisten. Am 22. Dezember spielen übrigens die famosen Love A ein Benefizkonzert, das sollte man keinesfalls versäumen.