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Rummelsnuff ist so ziemlich das genaue Gegenteil von Mainstream, entsprechend polarisiert sein eigentümlicher Mix aus düsterer Elektromusik und maritimen Schunkelshanties. Man liebt den sympathischen Kauz oder man kann gar nix mit ihm anfangen, dazwischen gibt es nicht viel. Spätestens seit dem Konzert in Limburg vor über drei Jahren bin ich auf jeden Fall großer Fan, und mit dem Auftritt in meiner alten Heimat Koblenz hat er musikalisch noch einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Mit dabei hatte er wie in Limburg seinen alten Weggefährten „Maat“ Christian Asbach und diesmal auch noch Häusi Eisenkumpel, der noch einmal eine ordentliche Portion Muskelmasse mit auf die Bühne brachte.

In die Druckluftkammer am Koblenzer Florinsmarkt hatte es mich selbst in meiner Düsterphase nie gezogen, dafür bin ich doch zu wenig Discogänger. Diesmal versammelte sich im Gewölbe aber ein sehr heterogener Besuchermix aus dunkel gewandetem Stammpublikum, Seebären in Ringeloptik und mit Grillzangen bewaffneten Fans des Käpt’ns. Da später noch das gotische Tanzbein geschwungen werden sollte, begann der Auftritt ziemlich zeitig kurz nach acht, und recht schnell groovten sich sowohl Rummelsnuff und seine Gang als auch das erfreulich zahlreich erschienene Publikum ein. In Stimmung gebracht wurde man gleich zu Beginn von einem absonderlichen Knoblauchschnaps, von dem auch meine Mitreisenden im Zug am Folgetag sicher noch etwas in der Nase hatten…

Von Beginn an setzte der Wahlberliner auf eine gelungene Mischung aus testosterongeschwängerten Elektrostampfern wie Heizer, Pumper oder Gerüstbauer und Seemannsgarn zwischen Beschwingtheit und Sehnsucht wie Der Käpt’n nimmt dich mit, Salzig schmeckt der Wind oder Trägt die Woge dein Boot. Und auch wenn die Musik von Häusi gesteuert aus der Konserve kam, bringt die Mischung aus dem kantigen Geraune des Käpt’ns und dem anspruchsvollen Gesang von Tenorbariton Asbach durchaus musikalisches Niveau auf die kleine Bühne der Druckluftkammer. Und bei aller Merkwürdigkeit verbergen sich viele große Melodien in den Songs, die mir teilweise noch Tage später im Kopf herumspukten.

Spätestens mit dem etwas albernen Publikumsliebling Bratwurstzange entwickelte sich der Abend immer mehr in Richtung einer großen Party, bei der man sich gemeinsam schunkelnd oder mit einer Polonaise durch das Gemäuer bewegte. Dazu wurden immer wieder Zuschauer in die Show einbezogen, etwa um rhythmisch Hanteln zu stemmen, auf dem Rücken des Maats Armzudrücken oder den massigen Körper des Rummelkapitäns einzuölen.

Fast zwei Stunden zelebrierte das muskelbepackte Pumpertrio ihren Auftritt und die Besucher in der mittlerweile dampfenden Druckluftkammer bekamen kaum genug. Für Maat Asbach begann nun aber erst die eigentliche Arbeit, denn es mussten noch T-Shirts und Platten an den Mann gebracht werden, ich glaube viel hat man nicht in Richtung Osten zurückgebracht. Trotz des einschüchternden Äußeren merkt man schnell, dass alle drei wirklich nette und ungemein freundliche Leute sind, die vor allem richtig Spaß an dem haben, was sie machen und wofür sie auch diesmal wieder richtig abgefeiert wurden. Und ich glaube Geburtstagskind Häusi Eisenkumpel hatte schon schlechtere Parties an seinem Ehrentag.

Weitere Konzertberichte gibt es hier!

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