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Tja, wenn es das Schicksal anders gewollt hätte, wäre Salzburg heute vielleicht mein Lebensmittelpunkt, denn bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren war es ein Vorstellungsgespräch, das mich in die Geburtsstadt von Mozart geführt hatte. Aber das ist Schnee von gestern, nun kam ich als schnöder Tourist wieder, denn schon damals hat es mir hier richtig gut gefallen.

Knapp drei Tage nahm ich mir Zeit, um der schmucken Stadt an der Salzach auf die Spur zu kommen und natürlich tief in die kulinarische Welt der Stadt einzutauchen. Gespannt war ich natürlich auf die vielen Biergärten sowie die kleinen und großen Brauereien der Stadt, und zum Glück spielte das Wetter auch mit.

Urbankeller

Über die Pfingsttage war die Nahrungssuche zunächst etwas schwierig, denn viele bierige und kulinarische Hotspots waren geschlossen. Nicht so der Urbankeller, der etwas am Stadtrand liegt, aber dennoch komplett ausgebucht war. Doch für mich fand sich noch ein gemütliches Plätzchen, und nach der zehnstündigen Anreise hatte ich ordentlich Hunger im Gepäck.

Salzburg Urbankeller

So startete ich mit einer zünftigen Leberknödelsuppe, die mit einem riesigen Knödel serviert wurde, der mich schon ziemlich sättigte. Doch ich hatte ja noch das Gulasch mit Serviettenknödeln bestellt, das mir dann wirklich einiges abverlangte. Über die Portionen kann man echt nicht meckern, und auch die Preise waren absolut im Rahmen. Zu trinken gab es das Steinbier vom Gusswerk, das seine charakteristische Süße durch glühende Steine bekommt, die in die Würze gegeben werden und dort den Zucker karamellisieren lassen. Das Gusswerk braut mittlerweile außerhalb von Salzburg, daher nutzte ich die Gelegenheit und gönnte mir noch das Pils, Stiegl sollte ich in den kommenden Tagen ja noch genug bekommen.

Alchimiste Belge & Beffa Bar

Nun gut, ob es Sinn ergibt, quasi von der belgischen Grenze nach Österreich zu fahren, um sich dort in eine Bar zu setzen, die sich nahezu ausschließlich auf belgisches Bier spezialisiert hat, mag mal dahingestellt sein. Aber über die Qualität lässt sich nun einmal nicht streiten. Die von einem Belgier geführte Bar überzeugt mit einem nahezu undurchschaubaren Sortiment, das wirklich hohen Ansprüchen an die belgische Braukunst genügt. Vor allem viele kleinere Brauereien sind vertreten, was ich ja schon einmal gut finde, aber auch Klassiker wie Boon oder meine geliebte Duchesse de Bourgogne sind verfügbar. Die meisten Gäste gönnten sich aber die halbliter Eimer von Hoegaarden, das scheint hier eine Art In-Getränk zu sein. Immerhin gab es keinen Strohhalm. Die Bar gefiel mir wirklich ausgesprochen gut, und es gab sogar noch ein paar Dosen Wegebier für den Heimweg, perfekt. Aber irgendwie müssen sie es für Nerds wie mich hinbekommen, die Biere im Angebot besser sichtbar zu machen, so ist es ein wenig wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Direkt gegenüber und verwandtschaftlich verbunden mit dem Alchimiste Belge bietet die Beffa Bar eine Alternative für all die Bierfreunde, die nicht immer ein belgisches Bier wollen. Das gibt es hier zwar auch, aber es gibt Alternativen. Als ich kam, war der Alchimiste recht voll, während die Beffa Bar gähnend leer war. Ich kann natürlich nicht aus meiner Haut und blieb in Belgien, probierte mit dem De Maeght Van Gottem der Huisbrouwerij Sint Canarus aber einmal etwas hopfiges aus. Den Grad der Hopfenbitterkeit kann man dabei selbst steuern, denn in der Flasche befindet sich eine Hopfendolde, die unter Sauerstoffeinfluss ihre Wirkung entfaltet. Ich nahm sie irgendwann heraus und kaute etwas auf ihr herum, im tiefsten Inneren bin ich vielleicht doch ein Hophead?!?

Stieglkeller

Die Bilder im Netz hatten mich gleich überzeugt, denn der Stieglkeller direkt über dem Dom gelegen verfügt über eine gigantische Aussicht über die Altstadt. Ich war mir sicher, dass ich am Pfingstmontag sicher nicht der einzige Besucher sein würde, daher wollte ich früh da sein, um ein verspätetes Frühstück mit einem ausgezeichneten Rhabarberstrudel einzunehmen. Im Essbereich auf der ersten Terrasse wird man am Tisch bedient, später bewegte ich mich aber auf die Terrassen darüber, wo es biergartentypisch Selbstbedienung gibt. Der Blick über die Stadt wird immer besser je höher man sich in der Stadt bewegt, daher gönnte ich mir nur eine Weiße und eine spannende Holundergose, bevor es mich noch weiter ganz nach oben zog.

Festung Hohensalzburg

Zum Pflichtprogramm eines jeden Salzburgbesuchs gehört die Besichtigung der malerisch über der Stadt auf dem Festungsberg gelegenen Burg. Diese ist immerhin die größte vollständig erhaltene Burganlage Europas, die jedes Jahr über eine Million Besucher anzieht. Man kann entweder den recht steilen Weg bergauf zu Fuß bewältigen, oder den praktischen Funikular nutzen, die Auf- und Abfahrt ist im Eintritt enthalten. Man kann aus verschiedenen Tickets wählen, ich würde aber auf jeden Fall das All-inclusive-Ticket nehmen, da dort der Eintritt ins sehenswerte Fürstenzimmer mit enthalten ist.

Die Anlage wurde 1077 erbaut und im Laufe der Jahrhunderte immer mehr erweitert. Dadurch konnte die Festung militärisch nie eingenommen werden. Von dort hat man einen Premiumblick über die Stadt, man kann sich in zwei Biergärten entspannen und verschiedene Ausstellungen besuchen. Die haben mich jedoch nicht so überzeugt, allerdings wird einiges gerade renoviert und neu gestaltet. Ein besonderes Highlight ist der Salzburger Stier, eine eindrucksvolle Walzenorgel, die auch heute noch dreimal täglich zu hören ist. Für den Erstbesuch in Salzburg sollte die Festung auf jeden Fall auf die Liste, wobei ich den Blick auf die Festung fast noch schöner finde als von ihr herunter.

Mönchsberg – Augustinerbräu Kloster Mülln

Salzburg ist nicht groß, daher sind die meisten Sehenswürdigkeiten fußläufig zu erreichen. Und kommt einem einer der Stadtberge dazwischen, gibt es andere Optionen. Zur Festung geht es wie erwähnt mit dem Funikular, auf den gegenüberliegenden Mönchsberg kommt man mit einem Aufzug. Hier kann man Einzeltickets oder Kombitickets für den Weg zurück erwerben, was ich machte, um dann aber doch zu Fuß wieder herabzusteigen. Kunstinteressierte können sich auch gleich ein Ticket für das oben direkt am Aufzug gelegene Museum der Moderne gönnen, was sich auf jeden Fall interessant anhört und für das nächste Mal auf die Liste kommt. Von oben bietet sich ein malerischer Blick über Salzburg und auf die Festung, wer ein Klischeefoto der Stadt machen will, sollte hier unbedingt hochfahren. Ich spazierte ein wenig herum und immer wieder ergaben sich schöne Aussichtspunkte. Und mir nichts dir nichts sah ich einen Wegweiser nach Mülln, auf dem ein Bierkrug abgebildet war. Der Weg führte zum Augustinerbräu Kloster Mülln, ein gigantisches Brauhaus mit großem Biergarten. Es gibt zahlreiche Säle, aber mich zog es bei dem schönen Wetter natürlich nach draußen, wo man unter dem Dach alter Bäume schön schattig sitzen kann.

Schon am Eingang gibt es viele Essensstände, wo man sich mit regionalen Köstlichkeiten eindecken kann. Wer mag, kann sein Essen natürlich mitbringen. Auch beim Bier herrscht Selbstbedienung. Man zahlt sein Bier, schnappt sich einen Krug in der gewünschten Größe, kühlt ihn mit Wasser aus dem Brunnen und gibt ihn schließlich dem Zapfmeister. Ein super System, bei dem es aber einige Regeln zu beachten gilt. So stellt man seinen Krug immer direkt an, damit der gute Mann am Hahn unterbrechungsfrei zapfen kann. Zum Glück wurde ich gleich von netten Einheimischen eingewiesen. Es gibt nur ein Bier, nämlich ein Märzen, das aber sehr süffig ist und selbst bei mehr als einer Maß durchaus bekömmlich ist. Für mich ist das einer der schönsten Biergärten überhaupt, in dem man sehr schnell mit den Sitznachbarn ins Gespräch kommt. Es war natürlich sehr voll, aber wie in Süddeutschland und wohl auch in Österreich üblich, kann man immer nach einem Platz an bereits besetzten Tischen fragen. In Trier ist das wohl undenkbar.

Schnitzel im Bärenwirt

Gleich um die Ecke vom Augustinerbräu gibt es beim Bärenwirt das laut den Nutzern von guteguete.at beste Schnitzel der Stadt. Ich war etwas früh dran, denn die vollständige Karte gibt es erst ab 17:30 Uhr. Die kleine Terrasse war natürlich schon ziemlich reserviert, aber früh und allein ist immer eine gute Kombination. So konnte ich nach dem Start mit einer Kaspressknödelsuppe (im Prinzip ein Knödel mit Käse) tatsächlich noch das gerühmte Wiener Schnitzel vom Kalb genießen, was wirklich sehr gut war. Beim nächsten Mal werde ich aber auf jeden Fall das Backhendl probieren, der eigentliche Star des Lokals. Das hatten meine Tischnachbarn und es sah fantastisch aus.

Sternbräu

Im Sternbräu, direkt in der Altstadt gelegen, hatte ich schon bei meinem Erstbesuch gegessen. Diesmal war es mir aber nur nach einem Biergartenbier, das exklusiv gebraute Sternbier, ein solides Märzen, das nach all der Lauferei ganz gut tat. Es gibt verschiedene Bereiche vom Restaurant über Bars bis zum Biergarten mit Selbstbedienung, einen Einkehrschwung ist es auf jeden Fall wert.

Murphy‘s Law Irish Pub

Der einzige Untappd verifizierte Pub der Stadt, da musste ich ja doch mal vorbeischauen. Es gibt neben den Irish Pub Klassikern ein paar Biere von O‘Hara‘s vom Fass, darunter das Irish Red vom Nitro Tap. Insgesamt ein gemütlicher Laden, vor allem wenn man mal was anderes als Märzen, Zwickl und Weißbier will.

Stiegl Brauwelt

Stiegl Brauwelt

Stiegl Brauwelt

Puh, dreißig Minuten Fußmarsch standen mir bevor, doch der Weg zur Stiegl Brauwelt hat sich voll und ganz gelohnt und sei jedem Bierfreund ans Herz gelegt. Ok, wer unter Craft kleine Garagenbrauereien versteht, der ist hier vielleicht fehl am Platz, aber trotz der beachtlichen Größe hat man sich seine Unabhängigkeit bewahrt und ist seit weit über einhundert Jahren durchgängig in Familienbesitz.

Ich entschied mich für die Führung, die zu bestimmten Terminen auch den Gang durch die Produktion enthält (gegen einen kleinen Aufpreis). Das sollte man auf jeden Fall wahrnehmen, da es einem die Dimensionen, in denen hier auf modernste Art und Weise gebraut wird, gut vor Augen führt. Ansonsten hat man alte, heute für den Brauprozess ungenutzte Bereiche der Brauerei zu einem eindrucksvollen und wahrscheinlich sehr teuren Multimediamuseum umfunktioniert. Die Führung lohnt sich aber dennoch voll und ganz, denn es gibt wirklich fundierte Infos zum Brauprozess, zur Geschichte und zur Marke Stiegl.

Knapp zwei Stunden dauerte die Führung insgesamt, es gab drei Biere zu probieren und am Ende noch ein kleines Geschenk. Top Value for Money! So viel Input macht natürlich hungrig, aber die riesige und ungemein leckere Portion Kasnocken im kleinen Biergarten der Brauerei hätte ich zur Mittagsstunde fast nicht gepackt. Also auch wenn Stiegl in der Stadt quasi omnipräsent ist, lohnt sich auf jeden Fall der Weg an den Stadtrand.

Der Dom zu Salzburg & das Schloss Mirabell

Nach der Bierkultur sollte es dann doch noch etwas „richtige“ Kultur sein. So nutzte ich den Heimweg, um noch einen Abstecher zum Dom zu machen, der am Tag zuvor wegen einer Veranstaltung geschlossen war. Der Eintritt ist frei, am Ausgang wird aber um eine Spende gebeten. Der Dom an sich ist vergleichsweise schlicht, aber es lohnt sich der Blick nach oben, vor allem im Hauptschiff, wo sich die eindrucksvollen Deckengemälde von Donato Mascagni und Ignazio Solari befinden. Besonders schön ist die über 70 Meter hohe Kuppel des Doms mit acht Fresken, die Szenen aus dem alten Testament zeigen.

Das 1606 erbaute Schloss Mirabell liegt am der Altstadt gegenüberliegenden Ufer der Salzach und ist heute eine beliebte Hochzeitslocation. Neben anderen Verwaltungseinheiten ist hier unter anderem das Standesamt untergebracht. Highlights sind der kunstvoll bepflanzte Garten und der Marmorsaal, wo man immerhin einen kleinen Blick hineinwerfen konnte. Leider gab es ein kleines Unwetter, daher war das Flanieren durch den barocken Lustgarten ein eher feuchtes Vergnügen. Im Sonnenschein ist dies aber sicher ein wunderbares Erlebnis.

Die Weisse

Kurz vor Ende meines Kurzbesuchs fand ich dann noch den Weg zu einem absoluten Highlight. Die Weisse ist eine Traditionshausbrauerei, die sich auf Weißbiere spezialisiert hat. Das Wetter war herrlich, und ich fand noch einen Platz im sehr gemütlichen Biergarten, wo ich mir ein Gulasch schmecken ließ (ich war schlau genug ein kleines zu bestellen) und das ein oder andere Bier probierte. Dem Wetter angemessen begann ich mit der etwas leichteren Sommerweisse, die frisch und leicht fruchtig sehr angenehm war. Doch auch die reguläre Weisse und der Jubiläumsbock trafen voll meinen Geschmack und das Essen war großartig. Hier würde ich auf jeden Fall noch einmal einkehren!

Fazit

In Salzburg habe ich mich von Beginn an sehr wohlgefühlt. Für Bierfreunde hat die Stadt richtig viel zu bieten, sodass sich nach einem ausgedehnten Besichtigungsprogramm viele Möglichkeiten zur Einkehr bieten, um jenseits des Einheitsbreis gut und wie ich finde zu angemessenen Preisen zu trinken und zu speisen. Und über die ausgesprochene Schönheit von Salzburg gibt es natürlich keine zwei Meinungen. Ich komme auf jeden Fall gerne wieder, auch wenn der Zug bezüglich eines Umzugs wohl lange abgefahren ist.

PS: Vielen Dank noch einmal an guteguete.at, wo ich vor allem zu den Lokalen enorm viele wertvolle Tipps bekommen habe. Aber ihr habt noch einen Geheimtipp? Dann lasst mir einfach einen Kommentar da!

Ein paar Bilder

(Galerie liegt bei Flickr, daher anderes Layout)

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