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Zu Budapest selbst schreibe ich (hoffentlich) noch einen eigenen Artikel, aber der eigentliche Anlass für meinen Besuch war die erstmals ausgerichtete Beer Week, die in zwei großen Tasting Sessions an zwei Tagen gipfelte. Um diese Sessions herum gab es zahlreiche Tap Takeovers in verschiedenen Bars der Stadt, durch die sich die boomende Craft Beer Landschaft in Ungarn sehr gut präsentieren konnte. Ich kam leider erst zwei Tage vor den Sessions an, konnte aber wenigstens an ein paar Veranstaltungen teilnehmen und traf natürlich gleich sehr viele nette Leute.

Budapest Beer Week 2018

Schon im Vorfeld fiel auf, dass sich die drei Veranstalter unfassbar viel Mühe mit dem Event gegeben hatten, und wie viel Herzblut von ihnen und den zahlreichen Helfern investiert wurde. Über alle Social Media Kanäle wurden regelmäßig Updates gepostet, seien es Vorstellungen der teilnehmenden Brauereien, die Bands für die Aftershowpartys, oder die Bierlisten kurz vor den vielen Events. Es wurden sogar täglich Stadtführungen organisiert, was ich als Budapestneuling natürlich gerne wahrgenommen habe.

Als Location für die großen Tasting Sessions wählte man das Dürer Kert, eine bekannte Konzertarena in Budapest, die im Außenbereich ausreichend Platz für die Brauereien bot, und im Innern gleich zwei Räume für die Konzerte bereithielt.

Budapest Beer Week 2018

Die BPBW Tasting Sessions

Auch wenn die Tasting Sessions am Ende der gesamten Woche standen, waren diese natürlich das absolute Highlight. 31 internationale Brauereien konnten hierfür gewonnen werden, darunter große Namen aus dem Vereinigten Königreich wie Magic Rock, Tempest, Wild Beer oder Brewdog, letztere hatten dabei zum ersten Mal außerhalb der Heimat ihre Brewdog Overworks Biere am Start. Dazu kamen noch einmal 14 Brauereien der derzeit boomenden ungarischen Craft-Szene, von denen ich bis dahin nur Monyo kannte. Jeder Brauerei standen pro Tag zwei Taps zur Verfügung (außer Pipeworks aus dem Staaten, die sich gleich mal vier gönnten), am zweiten Tag wechselten dann die Biere komplett. Das garantierte ein abwechslungsreiches Tasting, das all-in Konzept (einmal zahlen, alles probieren) hat sich auf jeden Fall bewährt.

Nikola Sarcevic, Mikrofonbryggeriet

Allgemein bestätigte sich mein Eindruck, dass leichte Sauerbierstile wie Berliner Weisse oder Gose in verschiedensten Spielarten derzeit voll im Trend liegen. Doch auch New England IPAs erfreuen sich weiter großer Beliebtheit, ich habe ganze Fotoreihen von Bieren, die sich optisch nur durch Nuancen unterscheiden.

Besonders gespannt war ich auf Brewdog Overworks, die recht neue Sauerbierbrauerei der schottischen Giganten von Brewdog. Schon auf der offiziellen Eröffnungsparty gab es einige Biere zu probieren, die mich ehrlich gesagt aber nicht so aus den Socken gehauen haben. Die Ansprüche und die Erwartungshaltung waren sicherlich immens hoch, doch auch wenn man sich umhörte, war die Enttäuschung allenthalben immens.

Aber kommen wir zum Positiven. Gleich mein allererstes Bier des Festivals schaffte es in meinen Highlights auf Platz 2, aber nicht nur die Berliner Weisse der Mikrofonbryggeriet aus Schweden fand ich super, das breit angelegte Portfolio wirkte schlüssig und konstant gut. Ein klein wenig Rockstarbonus ist vielleicht schon dabei, braut hier schließlich Nikola Sarcevic, Sänger der legendären schwedischen Punkrocker von Millencolin.

Gute Laune am Stand verbreiteten die beiden Damen von Magic Rock aus England, die mit dem Bearded Lady Dessert-Toasted Pecan Praline Bourbon Barrel Imperial Stout with Cacao, Vanilla, Cinnamon, Toasted Pecans & Caramel für mich das absolute Topbier des Festivals ablieferten.

In der Breite einen starken Auftritt lieferten die ungarischen Brauereien ab. Monyo hatte mich ja schon im letzten Jahr auf dem Borefts begeistert, nun legten die Herren ordentlich nach. Bei den ungarischen Brauereien waren vor allem viele sehr gute IPAs im Angebot, während sich insgesamt der Hopfensturm schon etwas abzuschwächen scheint (es gibt natürlich Ausnahmen), liegen alle Varianten von IPAs hier offenbar noch voll im Trend. Den Veranstaltern ging es ja auch darum, mit diesem Festival der Bierwelt die aktuellen positiven Entwicklungen im eigenen Land zu präsentieren, und das ist voll und ganz aufgegangen.

Budapest Beer Week 2018

Top 5 Beers

  1. Magic Rock Brewing – Bearded Lady Dessert-Toasted Pecan Praline Bourbon Barrel Imperial Stout with Cacao, Vanilla, Cinnamon, Toasted Pecans & Caramel
  2. Mikrofonbryggeriet – Hang on Berliner Berliner Weisse with mango and raspberries
  3. The Wild Beer Co. – Fruitbooter Raspberry Sour Ale
  4. Pipeworks Brewing Co. – Ninja vs. Unicorn Double IPA
  5. Birrificio Del Ducato – Frambozschella Raspberry Sour Ale

Budapest Beer Week 2018

Aftershow Parties

Ich hatte ja ein wenig die Befürchtung, dass ich nach einem anstrengenden Festivaltag die groß aufgezogenen Parties mit vielen lokalen und regionalen Bands gar nicht mehr würde würdigen können. Aber ich schlug mich wacker und dank angenehmer Gesellschaft und sehr guter und vor allem enorm abwechslungsreicher Musik vergingen die Abende wie im Flug. Highlights waren für mich die Ska-Punker von Yellow Spots und die ungarischen Oi-Urgesteine Böiler. Samstags schaute ich erst einmal Open Air das unglücklich verlaufene Champions League Finale, bevor es mich dann wieder vor die Bühnen zog und ich mir Wrong Side und Gyilkos, die Band eines der Veranstalter anschaute. Vor allem letztere waren richtig gut, der Auftritt hat mich wirklich beeindruckt.

Budapest Beer Week 2018

Yellow Spots

Gefreut hatte ich mich in der Folge sehr auf eine Rancid Coverband, aber bislang fand ich alle Coverbands überhaupt eher langweilig, und das sollte sich auch hier nicht ändern. Insgesamt haben die Jungs da aber ein sehr geiles Programm zusammengestellt und es zeigte sich wieder einmal, dass moderne Bierkultur sehr eng mit Rock und Punk verbunden ist. Auch in den Craft Beer Kneipen ist die Musik ja meistens ausgezeichnet.

Budapest Beer Week 2018

Böiler

Die Tap Takeovers

Es wurde irgendwann fast unüberschaubar, fast jeden Tag gab es neue Ankündigungen oder Taplists in verschiedenen Bars der Stadt. Ich konnte ja nur zwei Tage dabei sein, aber so bekam auch ich einen schnellen Überblick über die Kneipenszene von Budapest. Doch schnell realisierte ich, dass das nur die Spitze des Eisberges in einer von Bierbars flächendeckend überzogenen Stadt war.

Budapest Beer Week 2018

Hopaholic: Brewdog Tap Takeover

Gleich nach meiner Ankunft verschlug es mich ins Krak’n‘Town, ein cooles Lokal in Steampunk-Optik, wo sich im Keller Moor Beer und die Griechen von Mykonos Brewing die Ehre gaben. Moor finde ich ja schon lange überdurchschnittlich gut, und auch die Griechen überzeugten durchaus mit sehr soliden Bieren. Hier lernte ich mit Benni aus Darmstadt gleich einen Begleiter für die kommenden Tage kennen; die Gruppe wuchs dabei stetig an, neben uns waren am Ende noch ein Niederländer, ein Schwede und ein amerikanischer Koch, der aber in Kairo lebt, am Start. Ich glaube in keinem Rahmen ist es so leicht Kontakte zu knüpfen wie unter Bierliebhabern.

Budapest Beer Week 2018

Krak’n‘Town: Moor and Mykonos Tap Takeover

Weiter ging es schließlich zu Hopaholic, das am Ende meine Lieblingsbar werden sollte. Hier wurde eine sehr anspruchsvolle Taplist von Brewdog ins Feld geführt, die allein mit zwei Abstract Bieren glänzte. To Øl  gab sich im First Craft Beer & BBQ die Ehre. Hierbei handelt es sich um den Brauereiausschank der ungarischen First Brauerei, die mich aber überhaupt nicht überzeugte. Vor allem die angeblichen Sauerbiere versprühten eine künstlich-süße Klebrigkeit, die ich gar nicht mochte. Außerdem kamen die Biere durch die Bank zu warm aus dem Hahn und das Essen war auch eher Durchschnitt; schade, denn optisch ist das eine schöne Bar. Im Neked Csak gleich bei mir um die Ecke nahm ich nach der Eröffnungsparty noch einen (oder zwei) Absacker, denn Wild Beer aus England konnte ich einfach nicht ignorieren. Der Laden an sich war recht groß und etwas unpersönlich mit eher reserviertem Service.

Budapest Beer Week 2018

Fazit

Die Beer Week in Budapest ist mit einem ziemlichen Paukenschlag im derzeit wahrlich übervollen Festivalkalender aufgeschlagen. Hier stimmte für mich so ziemlich alles, die paar Kinderkrankheiten wurden durch viel Leidenschaft und eine tolle, entspannte Atmosphäre mehr als kompensiert.

Ein paar Eindrücke

(Galerie liegt bei Flickr, daher anderes Layout)

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