By

Ich hatte es ja beim letzten Mal schon geschrieben, die Biervielfalt in Berlin lässt sich einfach nicht während eines (oder zweier) Kurztrips ergründen. Daher nutzte ich kurzerhand die Ostertage für einen erneuten Besuch. Praktischerweise gab es einige interessante bierige Veranstaltungen, ich liebe einfach die Vielfalt an Möglichkeiten in einer Großstadt. Somit besuchte ich einige bewährte Größen der Berliner Bierszene erneut, versuchte aber auch einige Lücken zu schließen.

Teil 1: Zu Besuch in der Bierhauptstadt (April 2015)
Teil 2: Die Stadt der Craft Beer Tempel (Februar 2018)

Mikkeller Berlin Taplist

Mikkeller Berlin Taplist (sorry, unscharf…)

Mikkeller

Mikkeller Berlin - Spontanpentadrupelraspberry

Mikkeller Berlin – Spontanpentadrupelraspberry

Ja, über die Mikkeller Bar habe ich bereits beim letzten Mal geschrieben. Doch diesmal gab es einen besonderen Grund für einen erneuten Besuch, denn Mastermind Mikkel Borg Bjergsø höchstselbst war in der Bar, und entsprechend voll war es auch. Es gelang mir immerhin ein paar kurze Worte mit dem sympathischen Dänen zu wechseln, aber ansonsten sagte das Bier mehr als genug über die Qualitäten der Craft-Giganten aus (und nein, es gibt kein Selfie). Die Taplist war dem Anlass entsprechend erlesen.

Ich konzentrierte mich erst einmal auf die Sauren und wurde erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Der Raspberry Blush war noch etwas verhalten, aber spätestens mit dem SpontanCherry war ich im Team Mikkeller. Danach bewegte ich mich in Richtung Wein, denn mit dem 12″ Winale, einem faszinierenden Bière de Champagne, und dem Riesling People IPA gab es zwei Biere, bei denen u.a. Traubensaft beigefügt wurde. Mit dem Woodchuck, einer Kollaboration von Warpigs und den Berliner IPA-Heroen Fuerst Wiacek, blieb ich zunächst noch beim IPA, bevor ich dann dem Star des Abends meine Ehrerbietung erwies. Und das war nicht Mikkel himself, sondern das Spontanpentadrupelraspberry. Was für eine Textur, was für ein Geruch. Ich war hin und weg. Sauer wie die Hölle, was die satten 13% Alkohol aber perfekt maskierte. Ein Cocktail aus Himbeermus wie ein Schlag ins Gesicht. Ein glücklicher Treverer verließ die Mikkeller Bar.

Torstraße 102, 10119 Berlin
mikkeller.dk/location/mikkeller-berlin

BRLO Brwhouse

BRLO Brwhouse

Schmählich vernachlässigt hatte ich beim letzten Mal BRLO, die mir zum ersten Mal bei den Hamburger Craft Beer Days 2015 begegnet sind. Direkt am Gleisdreieck hat man sich eine schmucke Containerresidenz gebaut, deren Küche mittlerweile weit über die Grenzen Berlins einen Ruf wie Donnerhall genießt. Grund hierfür sind vor allem die kreativen Gemüsekreationen.

BRLO Brwhouse - Foodpairing

BRLO Brwhouse – Foodpairing

Die Macher waren mutig und versuchten den Frühling herauszukitzeln, denn man feierte am Osterwochenende die Eröffnung des Biergartens. Das klappte an Karfreitag auch ganz hervorragend, und nachdem ich einige Biere drinnen probierte, traute auch ich mich nach draußen, wo sich die Mittagssonne durch die Wolken gekämpft hatte.

BRLO Brwhouse - Fermentierter Knoblauch

BRLO Brwhouse – Fermentierter Knoblauch

Vom Fass gibt es vornehmlich eigene Biere und Kollaborationen, aber auch ein paar Gasthähne. Ich gönnte mir zunächst ein Tastingboard mit fünf BRLO-Standardbieren von der Weisse zum Baltic Porter. Ich wählte die Foodpairing-Variante, bei der zu jedem Bier ein kleiner gemüsiger Gaumenkitzler gereicht wird. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, machte die Verkostung aber noch einmal wesentlich spannender. So passten die drei Apfelvariationen (gedörrt, frisch und als Mus) wunderbar zur frischen Berliner Weisse. Je kraftvoller die Biere wurden, desto gewagte wurden die Geschmackserlebnisse. Zum IPA gab es eine Art deutsches Kimchi aus fermentiertem Weißkohl mit Kümmel und einer Misocreme. Das Baltic Porter, mein Favorit der Serie, wurde flankiert von einer Zehe fermentiertem Knoblauch, der einige Wochen bei Niedrigtemperatur gegart wurde. Meine bei Facebook geteilten optischen Assoziationen spare ich mir hier einmal, aber der Geschmack war ungemein intensiv und brachte neben der Knoblauchbitterkeit eine gewisse Süße ins Spiel, was prima zum malzig-süßen Porter passte.

BRLO Brwhouse

Die Biere waren insgesamt gut, wobei mir etwas die Verspieltheit fehlte. Kein Bier fiel durch, die Bierstile wurden allesamt solide abgebildet, wir haben es hier mit handwerklicher Braukunst auf sehr gutem Niveau zu tun. Mir fehlten lediglich die Ausreißer nach oben. Aber nicht nur bei schönem Wetter ist das Brwhouse eine Reise wert, hervorheben will ich auch den wirklich sehr aufmerksamen und netten Service.

Schöneberger Str. 16, 10963 Berlin
www.brlo.de/brlo-brwhouse

Muted Horn

Wenn ich in der Stadt bin, bietet die Berliner Bar mit der wohl anregendsten Bierauswahl offenbar immer etwas Besonderes. Im Muted Horn feierte ich zuletzt die Ratebeer Best Party, diesmal gab es ein sehr exklusives Vertical Tasting mit jeweils vier Jahrgängen zweier Biere von Cascade aus Portland. Die Amerikaner gehören zu meinen absoluten Favoriten, so war es eine Frage der Ehre, hier auf jeden Fall teilnehmen zu müssen.

Muted Horn Taplist

Ich war etwas früh vor Ort, was mir die Gelegenheit gab, mich etwas länger mit den Besitzern Jenia und Corbin zu unterhalten. Die beiden sympathischen Kanadier sind ungemein angenehme Gesprächspartner, denen man in jedem Moment die Leidenschaft für Bier anmerkt, sowie den Anspruch, den Gästen immer wieder etwas Besonderes zu bieten.

Muted Horn - Cascade Vertical Tasting: Blueberry & Figaro

Muted Horn – Cascade Vertical Tasting: Blueberry & Figaro

Das Tasting begann mit den 2013 bis 2016er Jahrgängen des Blueberry Ale. Hier gefiel mir die frischeste Variante von 2016 am Besten, da in diesem Bier die aggressive Cascadesäure im Spiel mit der Frucht besonders gut zur Geltung kam. Einen insgesamt stärkeren Eindruck hinterließ der Figaro, ein in Chardonnay-Fässern gereifter Blend aus Blond Ales versetzt mit Feigen. Hier war die Erfahrung umgekehrt, die älteren Jahrgänge (verkostet wurde 2012–2015) wirkten auf sehr hohem Niveau etwas harmonischer, mein Favorit war der 2013er.

Muted Horn - Cascade Vertical Tasting: Blueberry & Figaro

Muted Horn – Cascade Vertical Tasting: Blueberry & Figaro

Zu den Bieren gab es eine interessante Käseauswahl, wobei auch hier beim Figaro das Pairing einen Tick besser funktionierte. Und da man über anspruchsvolle Biere trefflich ins Gespräch kommt, saß die internationale besetzte Gruppe (von jedem Jahrgang gab es insgesamt nur eine Flasche, die sich sechs Personen teilten) noch recht lange beisammen und es wurde noch eine Flasche Tommie Sjef Rosé geleert. Zusammen mit dem Protokoll ist das Muted Horn auf jeden Fall die Bar, in der ich mich in Berlin am wohlsten fühle.

Flughafenstraße 49, 12053 Berlin
www.themutedhorn.com

Biererei Bar & Vintage Cellar

Biererei Bar & Vintage Cellar

Biererei Pub and Vintage Cellar

Mit der Biererei gibt es nun einen weiteren Stern auf der bereits üppig gefüllten Craft Beer Landkarte Berlins. Schneeregen und frostige Temperaturen hielten mich natürlich nicht davon ab nach Kreuzberg zu fahren, um die erst vor wenigen Wochen eröffnete Bar in Augenschein zu nehmen. Und der erste Eindruck ist gut. Die recht dunkel gestaltete Bar strahlt Wärme aus und spätestens nach der Analyse der Taplist ging mir das Herz auf. Da hatte ich die Auswahl an Sours und Lambics im Vintage Cellar noch gar nicht gesehen… Ich startete mit zwei fruchtigen Bieren von Brewski und Dry and Bitter, bevor ich mit dem CBS von Founders einen ehemaligen weißen Wal erlegte, der aber seit vergangenem Herbst auch in Europa ganz gut verfügbar ist. Insgesamt war recht wenig los, so erlebte ich einen sehr entspannten Nachmittag und komme gerne wieder.

Oranienstraße 185, 10999 Berlin
Facebook

Schnitzelei Mitte

Schnitzelei Mitte

Schnitzelei Mitte

Kein klassischer Craft Beer Hotspot, aber auch in der Gastronomie gibt es mittlerweile Betriebe mit anständiger Bierkarte. Ich hatte ordentlich Schnitzelhunger und eine kurze Internetrecherche führte mich zur Schnitzelei, gelegen in einem Hinterhof in der Nähe des Oranienburger Tors. Es war pickepackevoll, aber als Alleinreisender findet man ja doch meistens noch irgendwo ein Plätzchen, in diesem Fall an der Theke. Ich bekam gleich ein Begrüßungsbier in die Hand gedrückt und fühlte mich von der äußerst gut gelaunten Crew von Beginn an willkommen geheißen. Hat man auch nicht überall.

Zumindest aus der Flasche gibt es eine schöne kleine Auswahl an ordentlichen Bieren, v.a. von Crew Republic, Maisels and Friends und And Union. Als Vorspeise gab es für mich eine Tafelspitz Consomeé mit Gemüse und sehr leckerem Brot, bevor der fleischige Hauptdarsteller das Feld betrat.

Ich hatte Glück und erwischte den Schnitzeltag, an dem das üppige Kalbsschnitzel mit lauwarmem Kartoffelsalat (man hätte auch Bratkartoffeln haben können) nur schmale 12,12€ kostet. Ich war rundum satt, zufrieden und bereit für neue Schandtaten.

Chausseestraße 8, 10115 Berlin
schnitzelei.de/mitte

Two Fellas Brewery

Two Fellas Brewery

Two Fellas

Mein Weg führte mich nach Pankow, denn auch im Bereich der lokalen Brauereien hat sich einiges getan. Hier haben die Two Fellas einen geräumigen und gemütlichen Brewpub, der mir wärmstens empfohlen worden war. Es gibt „nur“ fünf Taps mit vier eigenen Bieren und in diesem Fall dem Tannenzäpfle.

Ich probierte das Tropical Pale Ale und das Hoppy Trees IPA. Beide basieren auf einem kompakten Malzkörper, wobei mich das frisch-fruchtige pale Ale insgesamt etwas mehr überzeugt hat. Einen Bonuspunkt gibt es für den Service, denn wer mir ein Stück Jalapeno Pizza spendiert, muss ein guter Mensch sein!

30 Mühlenstraße, 13187 Berlin
twofellas.beer

Und wie das Leben so spielt, habe ich wieder nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Fest auf dem Plan stand das Birra, wo ich auch tatsächlich war, wo es mir am Samstagabend aber schlicht zu voll war. Und auf dem Weg zu den Two Fellas bin ich am The Castle Pub vorbeigekommen, der ebenfalls einen vielversprechenden Eindruck machte. Es bleibt also wie es ist und war – ich muss bald wieder nach Berlin!

Über meine touristischen Highlights in Berlin habe ich hier ausführlich berichtet!

About the Author

 

Leave a Reply