Wenn der verlorene Sohn Jörkk Mechenbier in seine alte Heimat Trier zurückkehrt, ist ihm eine treue Gefolgschaft gewiss, somit war es wenig überraschend, dass der Auftritt von seiner Anarcho-Akustikband Schreng Schreng & La La im kleinen Saal der Tuchfabrik ratzfatz ausverkauft war. Familie, Freunde und Fans freuten sich auf das Konzert, das vom Trierer Indie-Urgestein Jimi Berlin standesgemäß eröffnet wurde.
Und standesgemäß heißt, dass erst einmal nix klappte. Gitarre kaputt, und erst mit der Ersatzklampfe von Lasse Paulus konnte es dann doch losgehen. Fast mehr Lyriker als Performer gab es vor allem Songs aus dem aktuellen Album Pommerland zu hören. Nazijungs und Ohne dich sind mir besonders in Erinnerung geblieben, die angenehme Stimme transportiert die pointierten Texte bestens. Mit Kraftwerks Das Model gab es am Ende noch eine schöne Coverversion, dann war es aber schon Zeit für Biernachschub zu sorgen, um dann den fleißigen Menschen auf der Bühne (natürlich mit Ausnahme des Sängers) beim minimalistischen Aufbau der Bühne zuzusehen.
Schreng Schreng & La La sind akustisches Ausdrucksmittel des wortgewaltigen Tausendsassas Jörkk Mechenbier, der hier gemeinsam mit seinem Anwalt Lasse Paulus ohne die engen Maschen der großen Postpunker von Love A das Kind im Manne ausleben kann. Die Qualitäten als Songwriter und vor allem Texter sind unbestritten und gerade die vielschichtigen, reduzierten Texte des Akustikduos gefallen mir ausgesprochen gut.
Live steht der Spaß im Vordergrund, wenn man die beiden ordentlich ärgern will, nennt man die launigen Auftritte dann Comedypunk. Es wird viel gequatscht und Unsinn gemacht, was ohne Zweifel durchaus unterhaltsam ist. Die selbsternannten „Punks mit Instrumenten“ gefallen sich in der Rolle der Nonkonformisten, die fantastische Songs durchaus ernsthaft darbieten können, aber dann doch den roten Faden wieder durch viel Chaos und sympathische Tollpatschigkeit zerhacken.
Normalerweise sind die Rollen klar verteilt. Jörkk gibt den geschwätzigen Conférencier, während Lasse verzweifelt versucht, den Sänger auf Linie zu bekommen und den eigenen musikalischen Ansprüchen gerecht zu werden. Diesmal nahmen sich die beiden an Plauderlaune allerdings nur wenig, manche Unterbrechung geriet dann doch etwas arg langatmig. „Danke für Alles, sorry für das Meiste“ hieß es am Ende, was den Abend ganz gut zusammenfasste. Spaß hat es aber auf jeden Fall gemacht, viel zu sympathisch sind die beiden Chaoten.
Die Setlist ließ keine Wünsche offen, gespielt wurde quasi auf Zuruf. Für Eltern, eine Jimi Berlin Coverversion, holte man sich den Sänger gleich mit auf die Bühne, daneben gab es ein Hitfeuerwerk sondergleichen. Viele Konzerte habe ich im kleinen Saal der Tufa bislang noch nicht gesehen, aber ich war ziemlich froh, dass der Saal nicht bestuhlt war, so war es richtig gemütlich. Lediglich ein Bierstand fehlte. Die ziemlich trashig mit Luftschlangen und Luftballons dekorierte Bühne passte auch gut zum Auftritt, dem lediglich ein paar zertrampelte Spielzeuginstrumente zum Opfer fielen. Aber etwas Verlust ist immer, und es gibt wahrlich schlechtere Optionen, einen regnerischen Freitagabend in der ältesten Stadt des Landes zu verbringen.