„Das ist unser Ring of Kerry“, erzählte uns Gastgeberin Maureen im Derrybrien House noch am Morgen während des üppigen Frühstücks über unsere bevorstehende Etappe. Diese führte über die Fanad Halbinsel, vorbei am berühmten Leuchtturm am Fanad Head bis zum stürmischen Horn Head. Eine wahrlich spektakuläre Route mit einigen Highlights!
Der Weg nach Norden von Ruthmullan zum Fanad Head entlang des Lough Swilly ist landschaftlich außerordentlich beeindruckend. Die Straße schlängelt sich erhaben entlang der Küste und immer wieder bieten sich schöne Ausblicke wie auf das Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Knockalla Fort, Dunree Head am gegenüberliegenden Ufer oder den Ballymastocker Strand.
Unser erstes Ziel stand unter keinem guten Stern. Schon im Vorfeld hatten wir gelesen, dass es um die Great Pollet Sea Arch, einem markanten Steinbogen am Strand, Streit zwischen dem Landbesitzer und dem Tourismusministerium gab, mit der Folge, dass der Zugang zum Strand kurzerhand geschlossen wurde. Wir versuchten noch einen alternativen Zugang zu finden, gaben aber recht bald auf, vor allem weil uns auch die Kassiererin am Leuchtturm die vertrackte Situation geschildert hatte. Es ist zu hoffen, dass dies keine Schule macht, liegen doch unzählige beliebte Sehenswürdigkeiten Irlands auf privaten Ländereien.
So ging es dann weiter nach Fanad Head, eine Besichtigung des berühmten und malerisch gelegenen Leuchtturms wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen. Und wir hatte Glück, dass wir früh genug vor Ort waren, denn später wurde es ziemlich voll. Der Eintritt zum Leuchtturm kostet 8 Euro, wobei die Führung inbegriffen ist. Der ein oder andere Besucher murrte aber schon, dass der Zugang und die Annäherung ohne zu zahlen (auf legalem Wege) nicht möglich sei.
Wir bereuten es aber keinesfalls, denn die Führung war sehr informativ und gab einen guten Einblick in den vormals sehr einsamen Job eines Leuchtturmwärters, der heute allerdings von moderner Technik ersetzt wurde, und nur noch Wartungsarbeiten nötig sind. Hier hatten wir auch zum ersten Mal Kontakt mit dem wirklich krassen Dialekt in Donegal, und auch ich brauchte einige Minuten, bis ich mich eingehört hatte und den Erzählungen wirklich folgen konnte. Andere Teilnehmer hatten zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben und konzentrierten sich auf den tollen Blick auf die See und den Lough Swilly, dessen tückische Felsen schon vielen Schiffen zum Verhängnis geworden waren. So auch der englischen Fregatte Saldanha, die im Dezember 1811 Schiffbruch erlitt und mehr als 250 Seeleute in die Tiefe riss. Angeblich gab es nur einen Überlebenden, nämlich den Papagei des Kapitäns.
Nur wenige Kilometer nordwestlich vom zerklüfteten Fanad Head zeigt sich die Küste wieder von ihrer friedfertigen Seite. Der weitläufige Strand an der Ballyhiernan Bay wirkt fast schon karibisch, der perfekte Platz um sich den Wind um die Nase wehen und die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen.
Wir lagen ganz gut in der Zeit und fuhren so von Carrickart aus noch den Schlenker über die Rossguill Halbinsel. Vom ersten Teil rund um den Ferienort Downings war ich etwas enttäuscht, doch die Schönheit der Halbinsel erschließt sich, sobald die Straße ansteigt und vor allem die Nordseite bietet atemberaubende Ausblicke, z.B. auf den Rosses Strand.
Eine Burg lag schon länger nicht mehr auf unserem Weg, daher wollten wir uns Doe Castle unbedingt ansehen. Vom Signature Point aus hat man einen schönen Blick auf die wohl im 15. Jahrhundert erbaute Burg, doch wir wollten uns das Gemäuer natürlich aus der Nähe ansehen. Und diesmal klappte es sogar und der Besuch lohnt sich. Doe Castle ist sehr gut erhalten und kann ohne Eintritt von außen erkundet werden (es gibt aber auch regelmäßig stattfindende Führungen). Direkt am Parkplatz bekommt man außerdem bei Doe Castle Coffee einen ausgezeichneten Kaffee!
Ganz in der Nähe unseres Tagesziels Dunfanaghy waren wir überrascht, mit dem Marble Hill Beach einen sehr gut besuchten Strand vorzufinden, an dem auf vielfältige Art und Weise Wassersport betrieben wurde. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass man hier auch wieder gerne das Prädikat Traumstrand vergeben kann.
Doch der Strand sollte nicht unser letztes Ziel gewesen sein. Es war noch früh genug, und so fuhren wir noch zu den windigen Klippen von Horn Head. Schon der Viewpoint bietet einen herrlichen Ausblick auf Bucht und Cliffs, doch richtig spektakulär wird es erst, wenn man vom eigentlichen Parkplatz am Turm aus dem 2. Weltkrieg den verschiedenen ausgetrampelten Pfaden über die Klippen folgt. Hier war es extrem windig, und wenn wir hier noch einmal hinkommen sollten, werden wir auf jeden Fall eine etwas ausgedehntere Wanderung unternehmen!
Unterkunft & Food
Gut durchgepustet fuhren wir nun zurück nach Dunfanaghy, einem lebendigen kleinen Städtchen, das neben dem obligatorischen Golfplatz eine Vielzahl an Restaurants und Geschäften bietet. Wir wohnten im The Whins B&B, von wo aus man in knapp zehn Minuten Fußmarsch die Hauptgeschäftsstraße erreichen kann. Das B&B ist sehr professionell geführt und geschmackvoll eingerichtet. Beim Check-in füllt man einen Zettel mit seinen Frühstückswünschen aus; die Auswahl ist riesig und wir entschieden uns für ein Full Irish und pochierte Eier. Parkmöglichkeiten gibt es vor dem Haus.
Ich hatte natürlich Abends Hunger und wollte nicht allzu viel Zeit mit der Suche nach einem passenden Etablissement verbringen, vor allem weil die ersten Läden bei denen wir es probierten allesamt voll waren. So landeten wir im An Chistin, eher Imbiss als Restaurant, doch mit solidem und preisgünstigen Essen. Wir entschieden uns für Geflügel, ich in Form einer würzigen Hähnchenbrust, die Bergische Maid wählte Chicken Goujons, im Prinzip frittierte Nuggets.
Ausklingen ließen wir den Abend in Patsy Dan’s Pub, einem wirklich urigen Laden, in dem wir uns von Anfang an richtig wohlfühlten. Im hinteren Bereich befindet sich übrigens noch eine angesagte Pizzeria, die uns allerdings etwas zu voll war. Bei Guinness, Cider und Kinnegar Bieren war das genau der richtige Ort, um einen ereignisreichen und wundervollen Tag abzuschließen.
Bislang veröffentlicht:
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route und dem Wild Atlantic Way
- Belfast– Boomtown mit Licht und Schatten
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 1 – Von Belfast nach Cushendall
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 2 – Von Cushendall zu den Dark Hedges
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 3 – Von Ballycastle nach Portrush
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 4 – Von Portrush über den Giant’s Causeway nach Derry
- Derry – „Walled City“ mit dunkler Geschichte
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Derry nach Malin Head
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Malin Head nach Rathmullan
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Rathmullan nach Dunfanaghy
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Dunfanaghy nach Glenties
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Glenties nach Slieve League
Ein paar Bilder
(Galerie liegt bei Flickr, daher anderes Layout)
One Comment