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Das fing schon richtig scheiße an, dabei war der Plan hervorragend ausgereift. Mit dem Rheinland-Pfalz Ticket konnte vergleichsweise günstig nach Koblenz gereist werden und dank des discobedingt frühen Konzertbeginns sollte der letzte Zug zurück nach Trier kein Problem darstellen. Und kaum hatte ich das Ticket erworben, sprang mir in der Bahn-App das böse Wort „Schienenersatzverkehr“ ins Auge. Auf dem Hinweg war das sogar noch kein Problem, der Rückweg sollte mich dann aber knapp drei Stunden Lebenszeit kosten. Drei Stunden, in denen ich nahezu taub in Bus und Zug saß, denn Love A und HEIM sahen sich im verwinkelten Keller des Circus Maximus einer Soundanlage ausgesetzt, die neben vielen schiefen Tönen vor allem infernalischen Lärm produzierte. Schön war es trotzdem.

Love A @ Circus Maximus Koblenz, 28. Oktober 2017

Ich wunderte mich selbst, aber der Auftritt von Love A in Koblenz war für mich tatsächlich das erste richtige Clubkonzert, bis dahin hatte ich die vier Herren ausschließlich auf Open Air und Festivalbühnen gesehen sowie bei dem etwas merkwürdigen Fernsehkonzert in Bonn (zum Artikel). Auf ihrer „Make Premium Pils Great Again“ Tour (die vielleicht aber auch ganz anders heißt) machte man Station im Circus Maximus, und ich nutzte die Gelegenheit, nach einem kurzen Familienbesuch einen der sehr guten Burger zu vertilgen und das ein oder andere Craft Bier zu trinken.

HEIM @ Circus Maximus Koblenz, 28. Oktober 2017

HEIM @ Circus Maximus Koblenz

Rechtzeitig zum Auftritt von HEIM war ich aber natürlich im Keller, der aufgrund des sehr frühen Starts des Konzertabends um 19 Uhr allerdings noch recht spärlich gefüllt war. Das Trio war mir bis dahin unbekannt, doch der Auftritt im Circus war richtig stark. Wenn man die Shirts der Bandmitglieder heranzieht, erwartete einen eine Mischung aus den Melvins, Bathory und Rod Stewart, was irgendwie auch halbwegs passte. Melvineskes Gefrickel, Metalriffs und intensive Vocals (na gut, von Rod Stewart hatte das jetzt nicht so viel). Ruhigere Passagen gingen nahtlos in Lärmkaskaden über, schon hier merkte man allerdings, dass der Sound im Club nicht gerade perfekt und vor allem viel zu laut war.

Das wurde beim Headliner sogar noch etwas schlimmer, gerade der Auftakt des Konzerts hatte doch ziemlich zu leiden. Karl, Stefan und Dominik hatten ihre Instrumente auf der winzigen Bühne recht schnell eingerichtet, dann hieß es erst einmal warten, bis auch Jörkk den Weg zur Bühne gefunden hatte. Der Sänger hatte die Menge im ausverkauften Circus wie gewohnt von Beginn an im Griff und nahm Korrekturen am Equipment mithilfe eines Schlitzschraubenziehers unproblematisch selbst vor. Etwas genervt war man vom mäßigen Sound auf der Bühne allerdings schon, aber Band und Zuschauer machten das Beste draus und man feierte gemeinsam in kuschliger Atmosphäre.

Love A @ Circus Maximus Koblenz, 28. Oktober 2017

Die Songs des aktuellen Albums Nichts ist neu fügten sich ausgezeichnet in ein Set ein, das kaum Wünsche offen ließ. Love A können mittlerweile aus einem großen Fundus an hervorragenden Songs schöpfen, wobei erfreulicherweise auch wieder einige Lieder des Irgendwie Albums den Weg ins Programm gefunden haben, darunter mit Windmühlen der wohl immer noch größte Hit der Band (wobei sie ja eigentlich nur Hits haben). Juri, Zaunmüllerei, Valentinstag (in Husum), die Klassiker werden der Band mit besonderer Hingabe entgegengebrüllt.

Love A @ Circus Maximus Koblenz, 28. Oktober 2017

So gab es in den knapp eineinhalb Stunden keinen Moment der Langeweile, nach einem kurzen Zugabenblock waren Zuschauer und Band ordentlich durchgeschwitzt und man verließ ungewohnt früh um halb 10 den Club. Ich schnappte unterwegs noch schnell ein Bier und verschlief zum Glück den größten Teil der endlosen Heimreise. Mit einem ordentlichen Rauschen im Ohr und viel guter Musik im Kopf.

Weitere Konzertreviews gibt es hier!

Love A @ Circus Maximus Koblenz, 28. Oktober 2017

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