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Ich bin ja immer auf der Suche nach interessanten Bierfestivals, aber über das Brassigaume Festival in Belgien bin ich durch Zufall gestolpert, obwohl es gar nicht weit entfernt ist. Marbehan, nur 15 Minuten hinter Arlon gelegen, lässt sich bequem mit dem Zug aus Luxemburg erreichen, und so machte ich mich Sonntag früh auf den Weg, um jenseits der großen Namen die faszinierende belgische Bierkultur einmal in der Breite kennenzulernen.

Das Wetter war ziemlich eklig, und der Regen hatte selbst innerhalb des großen Festzeltes seine Spuren in Form von Matsch und Pfützen hinterlassen. Dennoch war es von Beginn an absolut gemütlich. Am frühen Sonntagmittag war das Festival auch noch überschaubar besucht, wobei die Biere den ganzen Tag ohne lange anzustehen gut erreichbar waren. Erfreulicherweise war der Eintritt auch frei, lediglich ein Glas musste für drei Euro erworben werden, das Bier zu 0,125 l kostete 1, 70 Euro; im Vergleich zu anderen Bierfestivals sind das absolut humane Preise.

Das Festival gibt es bereits seit 2001 und versammelt bewusst „Brasseries Authentiques“, d.h. Mikro- und Hausbrauereien, deren Produktion 15.000 Hektoliter im Jahr nicht übersteigt. Knapp 30 Brauereien präsentierten sich den Besuchern, die meisten aus Belgien, aber auch vier Erzeuger aus Italien und mit Tigertops auch ein Gast aus dem Vereinigten Königreich.

Am frühen Sonntagmittag wollte ich erst einmal mit etwas leichteren Bieren starten, und so probierte ich mich durch die für belgische Verhältnisse recht schmale Auswahl an Fruchtbieren. Hier überzeugte mich das Légia Fruitée Cassis-Menthe von Brasse & Vous am meisten, das zwar vorne recht süß war, aber dann durch Minze und Cassis einen interessanten Kontrast anbot. Ebenfalls spannend, wenn auch eher floral als fruchtig, war das Rosée au Bissap der Brasserie Gengoulf.

Wenig zu entdecken gab es bei den Hopfenbomben, wobei das Django IPA der 50/50 Craft Brewery aus Italien hier mein Favorit war. Irgendwie verpasste ich die anderen drei Teilnehmer aus dem Land, das für mich derzeit eine der spannendsten Bierszenen überhaupt hat. Birrificio Menaresta war von Beginn an schon ausgetrunken, No Tomorrow später auch und Canediguerra gingen mir irgendwie auch durch die Lappen. Egal, meine nächste Biertour in Italien ist bereits geplant.

Von den Gästen probierte ich außerdem das Dark Arts der Tigertops Brewery aus Wakefield in England, ein Dark Ale, das wohl versehentlich mit Brett infiziert wurde, was dem ganzen noch einen interessanten Twist gibt. Doch letztendlich war ich ja wegen den Bieren aus Belgien vor Ort, und da probierte ich mich exemplarisch einmal quer durch das üppige Angebot.

Für mich die stärksten Biere hatte die Brasserie de Bastogne am Start. Das Francoise Fruchtbier war zu Beginn schon einmal nicht schlecht, doch bei den stärkeren Bieren räumten die sympathischen Brauer aus Vaux-Sur-Sure richtig ab. Das Ardenne Givrée ist ein kerniges Weihnachtsbier mit Körper ohne Ende und saftigen Winterfrüchten. Noch einen Tick besser fand ich das Ardenne Spirit, ein Old Ale mit knapp 10 % Alkohol. Der war durchaus spürbar, im Glas fand ich Spuren eines Barley Wines mit wunderbarer Säure in richtig vollgesogenen Trockenfrüchten. Für mich das beste Bier des Festivals!

Doch auch an den anderen Ständen gab es viele interessante Entdeckungen zu machen. So präsentierte die Brasserie Artisanale Millevertus mit ihrem La Fumette ein schön harmonisches Rauchbier mit durchaus üppigem Raucharoma. Muss man mögen, ich finde es bekanntermaßen super! Die Brasserie de Blaugies lernte ich bereits letzte Woche am Stand von Humulus & Fermentum beim Trierer Bierfestival kennen, diesmal probierte ich mit dem La Moneuse ein trotz niedrigem Alkoholgehalt kräftiges Saison.

Und wenn man schon in Belgien ist, darf natürlich ein üppiges Quad nicht fehlen; das Val-Dieu Grand Cru der Brasserie de l’Abbaye du Val-Dieu hat alles, was man von einem solchen Knaller erwartet. Voller Alkohol, Süße, dichter Körper – das ist ein wirklich hervorragendes Herbst- und Winterbier.

Im nächsten Jahr muss ich unbedingt mindestens einen Mitstreiter aktivieren, mit dem ich die großzügigen Proben teilen kann. Denn so sind mir sicherlich einige super Biere entgangen, weil ich schlicht und ergreifend nicht an allen Ständen probieren konnte. Das Festival selbst hat mir wirklich ausgezeichnet gefallen, wer nicht immer nur nach den großen Bieren und großen Namen sucht, wird hier mit hochklassiger, ehrlicher Braukunst belohnt. Und ich nehme das nächste Mal auf jeden Fall einen Rucksack mit, denn viele der Biere kann man auch käuflich erwerben!

www.brassigaume.be

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