Auch wenn mir Belfast trotz des Wetters und des nicht ganz so einladenden Titanic Quarters insgesamt gut gefallen hat, freute ich mich sehr auf den eigentlichen Start unseres Roadtrips. Die Causeway Coastal Route wurde zwischen 1832 und 1842 vom Ingenieur William Bald angelegt, was für die Menschen den Vorteil hatte, die zum Teil recht hohen und vor allem steilen Berge zu umgehen und direkt an der Küste fahren zu können. Der Nachteil war allerdings, dass die Berge direkt bis zur Küste reichten, und daher große Mengen Gestein abgetragen werden mussten. An einigen Stellen führt die Straße durch steinerne Torbögen, die an die beeindruckende Ingenieurleistung erinnern.
Vor dem eigentlichen Start der Küstenstraße machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Belfast Castle, das nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Das malerische Schloss sieht alt aus, wurde allerdings erst im Jahr 1870 fertiggestellt. Das Innenleben schenkten wir uns und bewunderten das Gebäude vom kleinen Garten aus, in dem es an vielen Stellen Bezüge zur Schlosskatze gibt, die eine besondere Rolle zu spielen scheint.
Auch unser nächstes Ziel sollte ein historisches Gebäude sein, wobei Carrickfergus Castle tatsächlich alt ist. Ende des 12. Jahrhunderts erbaut liegt die Burg am Ufer des Belfast Lough, einer Bucht unweit des übersichtlichen Stadtzentrums von Carrickfergus. Die Burg kann besichtigt werden, in einigen Räumen des erhaltenen Turms gibt es Spiele und Informationen, die sich aber vor allem an jüngere Besucher richten. Außerdem gibt es ein kleines interaktives Besucherzentrum und einen Shop.
Wir spazierten dann noch kurz durch das Städtchen und kehrten in der Central Bar ein. Diese gehört zur Wetherspoon Kette, deren Pubs uns noch häufiger begegnen sollten und in denen man recht günstig typisches Pubessen und zumindest eine gewisse Biervielfalt bekommt. Ich gönnte mir ein Red Ale und ein British Beef & Doom Bar Ale Pie mit Kartoffelpüree (das zu meiner Lieblingsbeilage werden sollte) sowie pürierten Erbsen, während es meine bessere Hälfte bei einem sehr guten Pastrami-Bagel mit Fritten beließ.
Gut gestärkt machten wir nun einen kleinen Abstecher auf die Halbinsel Islandmagee. Deren Hauptattraktion ist The Gobbins, ein spektakulärer Pfad entlang der Klippen, den man nur im Rahmen einer mehrstündigen Führung begehen kann. Dafür fehlte uns diesmal leider die Zeit, daher umrundeten wir die landschaftlich sehr schöne Insel und hatten auch die erste fahrerische Herausforderung, als es zum kleinen Hafen von Portmuck eine schmale und sehr steile Straße herunterging. Doch der Weg lohnte sich, der Hafen und der kleine Strand sind sehr schön und wir genossen die Ruhe und das gleichmäßige Plätschern der Wellen, während wir einem Vater zuschauten, der mit seiner kleinen Tochter angelte.
Den ersten „richtigen“ Strand des Urlaubs fanden wir im Norden von Islandmagee. Im Wasser von Browns Bay wurde sogar von einigen tapferen Schwimmern das Wasser getestet, von hier aus kann man außerdem die Fähren nach oder aus Schottland beobachten, die den Hafen von Larne ansteuern.
Runter von Islandmagee machten wir unsere ersten Kilometer auf der Küstenstraße, die uns in den nächsten Tagen noch viele atemberaubende Ausblicke bescheren sollte. Im Crown Bar Liquor Saloon in Belfast hatten wir den Tipp bekommen, unbedingt in Ballygally haltzumachen, einem schönen kleinen Ort mit hübschem Strand. Hier füllten wir im örtlichen SPAR unsere Vorräte auf und machten einen kleinen Spaziergang.
Die Fahrt führte weiter in Richtung Glenarm, immer entlang der Glens of Antrim, neun (oder mehr) beeindruckenden Hügeln, die ein beliebtes und wunderschönes Wandergebiet sind. Der Weg führte uns vorbei am Glenarm Castle mit seinen Walled Gardens. Dies stand auf unserer Liste, doch für eine Besichtigung waren wir leider schon etwas spät dran. Daher beschlossen wir, uns am nächsten Tag noch einmal ein paar Kilometer zurückzubewegen, denn gerade den Garten wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen. Dazu dann im nächsten Teil mehr.
Unseren letzten Stopp des Tages machten wir am Garron Point, einem Teil der Küste mit schönen Felsformationen, auf denen wir ein wenig herumkletterten. Im Laufe der zwei Wochen sollten unsere Kletterfähigkeiten noch das ein oder andere Mal auf die Probe gestellt werden.
Unterkunft & Food
Unser erstes B&B war das Glendale Bed and Breakfast in Cushendall (zu buchen u.a. über booking.com). Wir mögen einfach die gemütliche, familiäre Atmosphäre in diesen kleinen Unterkünften, und auch bei Mary und ihrer Familie fühlten wir uns von Beginn an wohl. Hier gab es einen kleinen Einblick ins „Landleben“, denn direkt vor unserem Fenster bewegten sich eine Kuh mit zwei Kälbchen sowie eine abgefahrene Ziege, die die gesamte Nacht völlig unbeweglich auf einem Brett stand, vielleicht um sich im nassen Gras nicht die Füße nass zu machen.
Zu Fuß machten wir uns am Abend auf den Weg in den kleinen Ort zu Harry’s, denn Mary gab uns den Tipp, dass es dort vergleichsweise günstiges und stets gutes Essen gäbe. Und tatsächlich war es vorzüglich. Für mich gab es Chicken Stack mit Bacon Mash, also ein Hähnchenbrustfilet auf leckerem und mit Bacon verfeinerten Kartoffelstampf. Darauf thronte ein beeindruckender Haufen frittierter Zwiebeln, die ich in dieser Form in den kommenden Tagen immer wieder genießen konnte. Zwiebeln und Kartoffeln können sie in Irland einfach. Für die Maid gab es Seehecht mit kleinen Kartoffeln, für Fischfreunde ist die Küste ein echtes Paradies. Den Abend ließen wir wieder in einer Central Bar ausklingen, irgendwie scheint es den Pubbesitzern hinsichtlich der Namensgebung manchmal an Kreativität zu mangeln. Hier konnte ich beim ein oder anderen Bier inmitten der Einheimischen ein Fußballspiel schauen, während meine Begleitung die nächsten Tage weiterplante. Ich habe wieder einmal nicht viel Zeit gebraucht, bis ich mich in Irland rundum wohlfühlte.
Bislang veröffentlicht:
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route und dem Wild Atlantic Way
- Belfast– Boomtown mit Licht und Schatten
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 1 – Von Belfast nach Cushendall
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 2 – Von Cushendall zu den Dark Hedges
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 3 – Von Ballycastle nach Portrush
- Unterwegs auf der Causeway Coastal Route Tag 4 – Von Portrush über den Giant’s Causeway nach Derry
- Derry – „Walled City“ mit dunkler Geschichte
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Derry nach Malin Head
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Malin Head nach Rathmullan
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Rathmullan nach Dunfanaghy
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Dunfanaghy nach Glenties
- Unterwegs auf dem nördlichen Wild Atlantic Way – Von Glenties nach Slieve League
Ein paar Bilder
(Galerie liegt bei Flickr, daher anderes Layout)