Es läuft bei Love A. Das neue Album wird allenthalben gefeiert, die Tour findet in ausverkauften Häusern statt und selbst in die Hochglanzpostille Gala veröffentlichte ein Interview mit Sänger Jörkk. Zeit also, sich ein eigenes, kleines Festival zu gönnen, mit befreundeten Bands, die in dieser Zusammenstellung wohl einmalig sein dürften. Nur auf das Wetter scheinen die Herren noch keinen Einfluss zu haben, der Summer of Love A war eine meteorologisch trübe Angelegenheit, wobei der gemeldete Dauerregen zum Glück größtenteils ausblieb. Den ein oder anderen Besucher dürften die düsteren Aussichten aber dann leider doch vom Exhaus ferngehalten haben, es war auf jeden Fall noch reichlich Platz. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch.
Auch wenn wir etwas spät dran waren, bekamen wir noch die letzten drei Songs von Magret mit. Die Lokalmatadore hatte ich schon mehrfach als Support von diversen Bands gesehen, so richtig überzeugt haben mich die Jungs aber noch nie. Und auch diesmal wollte der Funke bei mir irgendwie nicht überspringen.
Und dann kamen Ludger. Ich weiß kaum, was ich dazu sagen soll. Ich hatte auf jeden Fall noch nicht genug Bier. Die vier Herren hatten auf alle Fälle Spaß auf der Bühne, die Gastgeber kümmerten sich aber auch rührend um ihre Gäste. So kam immer wieder Kellner Jörkk mit Schnaps auf die Bühne, beim Auftritt von Love A revanchierten sich Ludger dann. In der halben Stunde Spielzeit spielten die Hamburger gefühlt 50 Songs. Kurze Krachkaskaden, manchmal nur Fragmente eines Songs, kurz angeknüppelt und mit extrem gewöhnungsbedürftigem Gesang garniert. Professionalisierter Dilettantismus, ist ja irgendwie auch Kunst.
Danach wurde es wieder etwas zugänglicher. Die beiden Mädels von Gurr, verstärkt von einer Bassistin und einem Schlagzeuger, machten mir beim Soundcheck noch etwas Angst, als aus den zierlichen Damen geradezu ludgereske Kehlenlaute entwichen. Auf der Bühne präsentierten sich Gurr wild und musikalisch abwechslungsreich. Rotziger Garagenrock mit zweistimmigem Gesang und enorm viel Power. Und dazu noch ein paar richtig gute Songs.
Zeigte sich das Trierer Publikum bis dahin eher zurückhaltend, so war bei Egotronic wie zu erwarten war ordentlich Alarm vor der Bühne. Sänger Torsun hatte eine ganze Schubkarre Angepisstheit im Gepäck, giftete gegen die Regierung und vor allem die Verräterpartei SPD, spießige Dorfgemeinschaften als Keimzelle des Faschismus oder Deutschland im Allgemeinen, also der thematische Bogen, den auch die Egotronic-Songs spannen. Diese wurden mit Gitarre, Schlagzeug und viel Synthie und Samples dargeboten und das funktionierte super. Laut, wütend, wild, das hatte richtig Wucht. Alte Songs und vor allem die Songs des gerade erschienenen Albums Keine Argumente sorgten für viel Bewegung. Auch bei frischen Songs wie Deutschland, Arschloch, fick dich, Scheiße bleibt Scheiße, An die Wand oder Hallo Provinz zeigten sich die Besucher textsicher. Top Konzert, da kann man sich nur bei Love A bedanken.
Und Love A legten dann auch zeitig los und hatten eine Setlist im Gepäck, die keine Wünsche offen ließ. In meinem Review der aktuellen Platte Nichts ist Neu freute ich mich schon auf die Liveumsetzung der neuen Songs. Und die funktionieren super! Über Love A Konzerte habe ich schon so oft geschrieben, ich kann mich eigentlich nur wiederholen. Es gibt einfach keine Band, die so klingt wie Love A, die Konzerte sind immer intensive Erlebnisse mit vielen tollen und atmosphärischen Songs, Texten wie Hammerschläge und einer sehr sympathischen Bühnenpräsenz. Durch den etwas anderen Sound des neuen Albums werden die Konzerte nun noch einen Tick abwechslungsreicher, ohne dass es zu Brüchen kommt. Es wirkt immer noch wie aus einem Guss.
Die Sonne war noch gar nicht lange untergegangen, als der Summer of Love A schon zu Ende war. Das war schon super, was Love A da auf die Beine gestellt haben, mit einer Bandauswahl, die alles andere als langweilig war. Und ich glaube das Konzert im Koblenzer Circus Maximus am 28. Oktober kann ich mir wirklich nicht entgehen lassen.