Es war ein illustres Völkchen, dass sich lange vor Beginn der Veranstaltung vor der Rockhal oder im Rockhalcafe versammelt hatte. Der Gig im kleinen Club der Halle in Esch war seit Wochen ausverkauft und die Vorfreude war förmlich greifbar. Leider mussten Grade 2 ihren Supportgig kurzfristig absagen, die Besucher kamen so aber in den Genuss einer besonders langen Murphys Show mit vielen Klassikern.
Ich war ja schon unzählige Male in der Escher Rockhal, den gegenüber der Main Hall deutlich kleineren Club kannte ich allerdings noch nicht. Mit etwas über 1.000 Zuschauern war der eher breite als tiefe Raum gut gefüllt, ohne überfüllt zu sein, ich bin von der Organisation in der Halle immer sehr beeindruckt. So gab es vor der Bühne ausreichend Platz für Bewegung, der auch weidlich ausgenutzt wurde.
Hinter einem Vorhang verborgen und unter den sphärischen Klängen von The Foggy Dew in der Version der Chieftains und Sinéad O’Connor betraten die Dropkick Murphys die Bühne. Los ging es mit The Lonesome Boatman, einer schönen Mitgrölnummer vom aktuellen Album 11 Short Stories of Pain and Glory. Dieses wurde bis auf zwei Ausnahmen komplett gespielt, bei einer Setlist von am Ende 30 Songs passte das aber wirklich gut.
Durch die Absage von Grade 2 kündigte man gleich zu Beginn an, die längste Murphys Show in Europa aller Zeiten zu spielen, und tatsächlich war die Setlist um einige Songs länger als bei den anderen Konzerten der Tour. Und das oftmals eher zurückhaltende Publikum in Luxemburg dankte es der Band mit voller Hingabe von Beginn an. Die ausgezeichnete Stimmung bemerkte auch die Band, und so wunderte sich Sänger Al Barr, was denn mit den Luxemburgern seit dem letzten Konzert passiert sei, das ja eher lahm gewesen sei.
Nein, lahm war es diesmal wirklich nicht. Wobei man deutlich merkte, dass die Murphys mit über 20 Jahren Bühnenerfahrung eine mit allen Wassern gewaschene Liveband sind, und man genau weiß, wann man Gas geben muss und wann das Tempo mal etwas herausgenommen werden sollte. Man hatte wirklich den Eindruck, dass auch die Band an diesem Abend richtig Spaß hatte. Ein Markenzeichen der Bostoner sind interessante Coverversionen und rockige Interpretationen irischer Traditionals. So gab es unter anderem The Clashs I fought the Law, eine ziemlich geile Version von T.N.T, sowie The Fields of Athenry und The Wild Rover. Sogar dem ziemlich ausgelutschten You’ll never Walk Alone wurde eine gelungene Version spendiert, die sich auch auf dem aktuellen Album findet.
Naturgemäß am meisten abgefeiert wurden die Bandklassiker wie Bastards on Parade, Rose Tattoo und I’m Shipping Up to Boston, das Set war wirklich enorm abwechslungsreich und keine Sekunde langweilig. So enterten am Ende viele glückliche und klitschnasse Menschen die Bühne, darunter auch einige sehr junge Kinder. Man kann mit der musikalischen Früherziehung gar nicht zeitig genug anfangen! Kurz und gut: Das war ein wirklich überragendes Konzert einer ungemein sympathischen Band, der gewohnt gute Sound in der Rockhal tat sein Übriges. Eine Schande, dass dies tatsächlich mein erstes Konzert dieser wunderbaren Band war, ich hoffe es ergibt sich mal wieder die Gelegenheit. Let’s go Murphys!