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Im Jahr 1990 veröffentlichten Green Day ihr erstes Album, sie begleiten mich irgendwie schon mein ganzes Leben, zumindest seit meiner musikalischen Erweckung in frühen Teenagerjahren. Sie waren aber irgendwie immer Teil eines Soundtracks, etwas im Hintergrund, wirklich intensiv habe ich mich mit den Kaliforniern nie auseinandergesetzt. Daher dauerte es nun auch bis zu diesem Jahr, bis ich Green Day zum ersten Mal live sehen konnte. Und der Auftritt in der natürlich schon lange ausverkauften Rockhal in Esch überzeugte mich voll und ganz.

Im Vorfeld hatte ich schon angedeutet, dass mich der Support in diesem Fall fast mehr reizt als die Hauptband. Rancid habe ich Mitte der 90er rauf und runter gehört, Time Bomb vom legendären … And Out Come the Wolves-Album darf eigentlich heute noch auf keiner gepflegten Party fehlen. Auch wenn Rancid nicht mehr ganz die urwüchsige Kraft mitbringen, die sie früher neben den durchaus prägnanten Melodien und Ska-Einflüssen auszeichnete, muss man den Mannen um Tim Armstrong zugutehalten, dass sie immer noch produktiv sind, und nicht wie viele andere Punkkapellen ihrer Generation als Abklatsch ihrer selbst mit langweiligen Best-of-Sets durch die Lande ziehen. Gerade erst erschien mit Trouble Maker das 13. Album der Band.

Rancid

Leider kamen wir dank des elenden Staus im luxemburgischen Berufsverkehr Richtung Frankreich etwas zu spät und verpassten die ersten Lieder. Irgendwie fehlte mir hier neben der Energie auf der Bühne auch etwas der Druck aus der PA, hier hätte der Headliner dem Support dann doch etwas mehr Wumms spendieren können. Insgesamt gab es ein etwas mehr als 30 Minuten langes Set, das mir durchaus gefiel, dennoch würde ich Rancid gerne einmal in etwas kleinerem Rahmen sehen.

Nach einer erfreulich kurzen Umbauzeit wurde der Menge vor der Bühne erst einmal mit Bohemian Rhapsody und Blitzkrieg Bop aus den Boxen eingeheizt, bevor es ohne großes Brimborium mit Know your Enemy durch einen zweieinhalbstündigen Ritt durch die Bandgeschichte ging. Live wird das Trio um Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Schlagzeuger Tré Cool von drei weiteren Musikern verstärkt, was dem Auftritt deutlich mehr Tiefe verleiht.

Von Anfang an gibt es beim insgesamt sehr entspannten Publikum kein Halten mehr. Die Songs vom aktuellen Album Revolution Radio werden ebenso abgefeiert wie die alten Klassiker. Basket Case und When I come around vom Durchbruchalbum Dookie dürfen ebenso wenig fehlen wie Jesus of SuburbiaBoulevard of Broken Dreams und der Titeltrack vom nun auch schon 13 Jahre alten Album American Idiot. Aus ihrer politischen Haltung haben Green Day nie ein Geheimnis gemacht, und was man vom aktuellen US-Präsidenten hält, machte man auch in Luxemburg klar deutlich.

Überhaupt gab sich vor allem Sänger Billie Joe Armstrong volksnah. Ein Fan durfte mit Luxemburger Fahne auf die Bühne, eine junge Dame mit imposantem Iro durfte gar einen Song singen, wobei es allerdings mehr auf durchaus beeindruckende Bühnenpräsenz als Textsicherheit ankam.

Star des Abends war aber ein 13 Jahre alter Junge, der sich bei der Frage, ob man es sich zutrauen würde drei Akkorde auf der Gitarre zu spielen, selbstbewusst auf die Bühne drängte, und eine grandiose Performance hinlegte. Zur Belohnung durfte der äußerst ungläubig dreinblickende junge Mann dann mit der Gitarre im Gepäck die Bühne wieder verlassen, davon wird er noch seinen Enkeln erzählen!


Green Day selbst strotzten vor Spielfreude, lediglich beim etwas arg zähen Zwischenspiel mit Always Look on the Bright Side of Life, Satisfaction, Hey Jude und was da sonst noch so alles angespielt wurde, gönnte man sich eine Auszeit. Die Bühne selbst war eher schlicht, auf aufwändige Videoscreens und Scripting verzichtete man, und beschränkte sich auf wechselnde Banner im Hintergrund, einen LED-Schriftzug und ziemlich viel Pyro. Mir hat das absolut gefallen, lag der Fokus so ausschließlich auf der Musik.

Und dass Green Day da ein Repertoire haben, mit dem auch ein so langes Set spielerisch und abwechslungsreich gefüllt werden kann, hat der Auftritt in der Rockhal eindrucksvoll belegt. Eine großartige und sympathische Liveband, eine Schande, dass ich so lange gebraucht habe, um das herauszufinden.

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