Zu den mittlerweile etablierten Weinveranstaltungen in Trier gehört das Weinfrühlingsfest in Zurlauben, das in diesem Jahr seine sechste Auflage fand. Diese fand unter besonderen Voraussetzungen statt. Die umfassenden Bauarbeiten am Zurlaubener Moseldeich sind längst noch nicht abgeschlossen, und die Veranstalter wie auch die Wirte hatten sicherlich gehofft, dass die Arbeiten Mitte Mai schon weiter vorangekommen wären. Zwar wurde der Weinfrühling vom angestammten Termin im April extra um einen Monat nach hinten verlegt, doch die 20 Weingüter präsentierten ihre mehr als 60 Weine immer noch inmitten von laufenden Arbeiten. Ein Horror für die Gastronomen, die mit diesem trotz aller Widrigkeiten gut besuchten Fest wieder einmal Gäste auf ihre Terrassen locken konnten.
Aus der Not eine Tugend machen, dürfte das Motto des diesjährigen Festes gewesen sein, und so wurde mit viel Improvisationsgeist die gewohnte Organisation der Stände über den Haufen geworfen, und die Winzer hatten diese nun direkt auf und an den Terrassen der Zurlaubener Gastrobetriebe. Das machte die Arbeit der Kellner zwar nicht unbedingt leichter, sorgte aber für eine durchaus gemütliche Atmosphäre auf der schmalen historischen Gasse.
Etwas beschwerlicher war da schon der Weg hin zum Fest, zumindest wenn man wie wir den Moselweg von Trier-Süd aus wählte. Eine verwirrende und am Ende weitestgehend fehlende Beschilderung sorgte für das ein oder andere Stocken in einer Sackgasse, aber so leicht lassen wir uns ja nicht entmutigen. So fanden wir schließlich doch noch den Weg zur Kasse, wo man für 18 Euro Eintritt ein Festivalbändchen ausgehändigt bekam, mit dem man nach Lust und Laune die Weine probieren konnte. Gegen Pfand gab es noch ein Probierglas und ein aufwendig gestaltetes kleines Degustationsheft, in das man seine Verkostungsergebnisse eintragen konnte.
Und zu probieren gab es tatsächlich einiges. Jedes Weingut hatte mindestens drei Weine am Start, die größtenteils aus dem Jahrgang 2016 stammten und insgesamt qualitativ sehr große Unterschiede aufwiesen. Anders als beim Saarburger Weinfrühling vor zwei Wochen (zum Artikel), bot sich so kein sehr einheitliches Bild.
Ein paar echte Highlights gab es allerdings zu probieren, hier meine persönlichen Favoriten (ohne Reihenfolge):
Weingut Reh (Schleich): 2016 Alte Reben, Riesling Spätlese feinherb, Mehringer Zellerberg
Das Traditionsweingut überzeugte mit einem insgesamt starken Auftritt, und die feinherbe Spätlese war ein echter Kracher. Schon in der Nase lässt sich die volle Frucht erahnen, die sich am Gaumen voll entfaltet. Dazu ein extrem volles, saftiges Mundgefühl, einer der ersten Weine des Tages machte mir direkt mal richtig Spaß!
Weingut Römerhof (Riol): Riesling No.I., Spätlese Edelsüß Longuicher Maximiner Herrenberg
Das Weingut von Familie Schmidt hatte vielleicht das insgesamt stärkste Portfolio am Start, das Niveau war durchgehend hervorragend. Neben der feinherben Felsenterrasse und der tollen Spätlese trocken vom Mehringer Zellerberg hatte es mir vor allem die edelsüße Spätlese angetan, die sich bei aller Süße eine quicklebendige Spritzigkeit bewahrt hat. Das Spiel zwischen Süße und Säure ist ja etwas, was mich an den Moselweinen besonders fasziniert, hier wurde es fast zur Perfektion gebracht. Toller Wein, der zurecht die „No. I“ trägt.
Weingut Peter Jostock (Leiwen): 2016er Riesling Spätlese, fruchtsüß, Leiwener Laurentiuslay
Ähnlich präsentiert sich die fruchtsüße Spätlese vom Weingut Peter Jostock. Alle hier präsentierten Weine zeichneten sich durch eine sehr prägnante Säure aus. War mir diese beim feinherben „Laurentiuslay ohne wenn und aber“ noch fast zu aggressiv, passte das für mich bei der fruchtsüßen Variante hervorragend. Die Fruchtsüße kann sich gegen die Säure spielend behaupten, heraus kommt so ein wunderbarer, fordernder Wein.
Außerdem im Fokus:
- Weingut Willi Haag (Brauneberg): 2016 Veldenzer Riesling Spätlese feinherb Alte Reben
- Weingut Klaus Junk (Leiwen): 2016 Blanc de Noir Spätburgunder weiß gepresst feinherb
- Weingut Gessinger: 2106 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese – alte Reben Josefsberg –
- Weingut Dr. Wagner (Saarburg): Dr. Wagner Riesling Kabinett feinherb
Es ist den tapferen Gastronomen in Zurlauben nur zu wünschen, dass die Bauarbeiten nicht das gesamte Sommergeschäft verhageln, und dass eine Veranstaltung wie diese vielleicht den ein oder anderen Besucher wieder in Triers einzigartige Moselterrasse lockt. Im nächsten Jahr dürfte das Weinfrühlingsfest mit seiner siebten Auflage dann wieder in gewohnter Art und Weise stattfinden können. Den Veranstaltern gehört aber ein großes Lob gezollt, dass sie sich von der unbefriedigenden Situation nicht haben entmutigen lassen.
Beteiligte Betriebe:
Weingut Fürst (Metzdorf)
- Weingut Reh (Schleich)
- Domaines Vinsmoselle (Luxemburg)
- Molitor Rosenkreuz (Minheim)
- Weingut Römerhof (Riol)
- Weingut Peter Jostock (Leiwen)
- Weingut Bamberg (Oberbillig)
- Weingut Matthias Hild (Wincheringen)
- Karthäuserhof (Trier-Eitelsbach)
- Weingut Dr. Wagner (Serrig)
- Weingut Willi Haag (Brauneberg)
- Weingut Vols (Ayl)
- Clüsserath-Weiler (Trittenheim)
- Weinhaus Fischer (Ockfen)
- Weingut Rinke (Mertesdorf)
- Weingut Josef Matthias Longen (Trier-Eitelsbach)
- Gebrüder Ludwig (Thörnich)
- Weingut Klaus Junk (Leiwen)
- Weingut Hermann-Josef Thul (Ensch)
- Weingut Gessinger (Zeltingen).