Was tun an einem verregneten Sonntag, wenn einen das Fernweh eh schon fest im Griff hat? Klar, man geht ins Kino und schaut sich einen Film über die beglückende Wirkung des Reisens an. Expedition Happiness erzählt in schönen Bildern von Felix Starck, seiner Freundin Selima Taibi und ihrem Hund Rudi, die in einem umgebauten US-Schulbus von Alaska bis nach Mexiko reisten.
Berlin wurde einfach zu laut und hektisch, daher verließen Felix und Selima ihr behagliches Loft und planten eine große Reise, die sie von den USA über Kanada und Alaska immer weiter nach Süden bis nach Südamerika führen sollte. Vor der Reise musste aber erst einmal ein geeignetes Gefährt gefunden werden, und man entschied sich für einen imposanten und an Coolness kaum zu überbietenden amerikanischen Schulbus. Der 13 Meter lange und 18 Tonnen schwere Wagen wurde in drei Monaten nahezu in Eigenregie komplett umgebaut und das Ergebnis ist ein absolutes Highlight des Films.
Die recht spontane Entscheidung zum Aufbruch zeigt einen Wesenszug der beiden Reisenden, der sich durch die gesamten 90 Minuten zieht. So richtig viele Gedanken um Einreisebestimmungen, die klimatischen Verhältnisse, mexikanische Drogenkartelle und den Verkehr in amerikanischen Großstädten machte man sich nicht, und so stolpern die beiden manchmal recht blauäugig von einer bedrohlichen Situation in die andere. Die offene, neugierige und freundliche Art führt die beiden aber auch immer wieder aus diesen Situationen heraus, sie lernen an vielen Orten eine überwältigende Gastfreundschaft kennen, Menschen, mit deren Hilfe immer wieder Lösungen gefunden werden können und die Einblick in die Kultur eines Landes bieten, die normalen Reisenden meist verschlossen bleiben.
So richtig viele Länder kommen allerdings nicht zusammen, die Weite des amerikanischen Kontinents unterschätzten die beiden offenbar ebenso wie die wechselnden klimatischen Verhältnisse. So leidet der Zuschauer intensiv mit Berner Sennenhund Rudi, als dieser im Death Valley in Folge seiner mangelnden Wüstentauglichkeit in der Hitze kollabiert. Und als der arme Kerl in Mexiko ernsthaft erkrankt, bekommt der Film eine geradezu dramatische Wendung. Überhaupt ist Rudi neben dem Bus der zweite Star des Films, er ist der rote Faden, an dem es dem Film trotz der klar definierten Reiseroute irgendwie mangelt. Mit ihm leidet man mit, während seine beiden menschlichen Mitreisenden auf der Suche nach dem Glück mir zumindest nicht sehr nahe kamen.
Felix Starck wurde bekannt durch seine Doku Pedal the World, in der er ein Jahr lang auf 18.000 Kilometern durch 22 Länder radelte. Diesmal hat er sich also ein etwas bequemeres Transportmittel zugelegt und seine Freundin Selima mit an Bord genommen; die Musikerin hat unter ihrem Künstlernamen Mogli auch den sehr passenden Soundtrack des Films beigesteuert. Die Suche nach dem Glück vereint beide, und auch wenn es unterwegs einige Krisen gibt, ist es vor allem das Erlebnis des gemeinsam Reisens, das beide erfüllt.
Dass es für diese Art der Selbstverwirklichung derzeit einen Markt gibt, zeigt auch der prall gefüllte Saal im Cinemaxx. Als Anregung für die eigenen Reiseträume bietet Expedition Happiness abgesehen von zweifellos vielen schönen Bildern allerdings recht wenig Input. Wie finanziert man eine solche Reise? Was sind die Besonderheiten der bereisten Länder, abgesehen von schlechten Straßen? Wie stehen sie zu nachhaltigem Reisen, wenn man um autark zu sein zwar eine Solaranlage auf dem Dach hat, aber kein Problem damit hat, mit einem 30 Liter Sprit pro hundert Kilometer fressenden Ungetüm unterwegs zu sein? Der Film kreist sehr um die beiden Protagonisten und ihre eigenen Befindlichkeiten, ist also eher Innensicht als klassischer Reisebericht.
Bei aller Kritik bietet Expedition Happiness einen durchaus unterhaltsamen Bericht einer außergewöhnlichen Reise. Und erinnert mich daran, dass ich endlich mal die Videos meines Irland-Roadtrips bearbeiten könnte!