Heavy Metal, nordische Mythologie, Met. In Wacken, dem Rock-Epizentrum in Norddeutschland, wird aber seit 2016 nicht nur Krach gemacht, sondern auch exzellentes Bier gebraut. Ganz ohne das Klischee kommt die Wacken Brauerei aber auch nicht aus, so wurden auch die beiden Neuzugänge im Portfolio wie schon die Biere zuvor nach Protagonisten oder Themen der nordischen Mythologie benannt. „Beer of the Gods“ eben, wie sich die Brauerei selbstbewusst auf die Fahne geschrieben hat. Tyr, dem mächtigen Gott des Kampfes und Sieges, wurde ein kräftiges IPA gewidmet. Mit Freya, Göttin der Liebe, des Glücks und des Frühlings, fand sich die geeignete Botschafterin für einen frischen Frühlingsbock.
Mit Wacken verbindet man viele Dinge, die sich alle irgendwie um das größte Heavy Metal Festival der Welt drehen. Ein Dorf, das sich einmal in Jahr in einer durchgedrehten Parallelwelt wiederzufinden scheint, und seine Bewohner, für die der Wahnsinn das normalste der Welt zu sein scheint, und die am Ende auch fast alle irgendwie davon profitieren.
Auch die erst im Vorjahr zur Welt gekommene Wacken Brauerei ist mit dem Festival verbunden, ging man doch, thematisch verwandt, ursprünglich mit einem Shop für Mittelalter- und Historienfreunde an den Start. In der kurzen Zeit haben sich die Brauer bereits einen exzellenten Ruf erarbeitet, und eine beeindruckende Anzahl vielfältiger Biere produziert.
Einen ersten Eindruck verschafften wir uns im Dezember bei einem gemeinsamen Tasting mit Edeka Haupenthal. Das passte eigentlich auch ganz gut, denn die Wacken Brauerei ist in den Hallen eines ehemaligen Edekamarktes in Wacken untergekommen. Von den probierten Bieren hatten es mir zwei besonders angetan. Zum einen Crafty Loki, ein angenehm frisches und fruchtiges Pale Ale. Zum anderen Tanngnjostir und Tanngrisnir, ein kräftiger Weizendoppelbock, der mit einer leichten Säure und einer rauchigen Note überraschte. Benannt ist dieser übrigens nach den beiden Ziegenböcken, die den Wagen Thors ziehen. Geschmackliche Bezüge gibt es allerdings nicht. Insgesamt war dies auf jeden Fall ein erster Eindruck, der in der Breite absolut zu überzeugen wusste.
Tyr Warrior IPA
Tyr, der erste der beiden Neuzugänge, gibt sich wie erwartet kriegerisch, wobei Nase und Antrunk eher schmeichlerisch daherkommen. Die 8,3 % Alkohol verstecken sich in einem kräftigen Malzkörper, Hopfen und Bitterkeit sind dezent und gut eingebunden. Hinten heraus sorgen Letztere aber durchaus für einen recht lang anhaltenden Nachklang. Am Gaumen präsentiert sich Tyr leicht süßlich, mit eher floralen als fruchtigen Noten. Ein harmonisches, bei dem Alkoholgehalt durchaus süffiges Bier, für fanatische Hopheads aber eher nichts.
Freya – Frühjahrsbock
Der Frühling kommt nach grandiosem Start ja derzeit nicht so recht in die Pötte, es ist also mal wieder Zeit für die typische Übergangsjacke. So etwas in der Art hatten die Braumeister wohl auch bei ihrem Frühjahrsbock im Sinn. Ein Bier, das in der Hitze erfrischt, aber genügend Substanz hat, gemütlich in der Stube Herz und Körper zu wärmen. Und das Konzept geht auch ganz gut auf. Das Bier ist sehr gut trinkbar, mit 28 IBU kaum bitter und sehr erfrischend. Der Duft ist ausgeprägt hopfig, man kann den durchaus vorhandenen Körper aber bereits erahnen. Eine leichte Süße steht zunächst im Vordergrund, bevor sich fruchtigere Noten nach vorne drängen. Ich würde es auf jeden Fall eher auf dem Balkon, als vor dem Kamin trinken.
Tyr und Freya reihen sich ein in das grundsolide Gesamtpaket der Wacken Brauerei. Gute Biere zum gemeinsamen Abhängen bei guter Musik, dagegen ist wahrlich nichts zu sagen. Man darf gespannt sein, was da in den nächsten Monaten und Jahren noch so kommen mag. Der nordische Götterhimmel hält zum Glück noch ein paar Götter und Helden bereit, die als Namensgeber fungieren könnten!