Ich hatte meine Tickets für das Antattack Festival als früher Vogel bereits lange vor dem finalen Lineup erworben, und die Veranstalter haben mich wie erwartet nicht enttäuscht. Mit den Rogers, Millencolin, The Bones, The Real Mckenzies, Love A, Fahnenflucht, Kuchenclub und den Isotopes gab es kaum Gelegenheit durchzuatmen, bis tief in die Nacht gab es Punkrock vom Feinsten.
Nicht nur beim Kartenkauf lohnte es sich, früh am Start zu sein. Auch beim Festival selbst hatten Spätkommer wirklich etwas verpasst, denn mit den Isotopes eröffneten echte Granaten den Konzertreigen. Die Kanadier spielen klassischen und konsequenten Punkrock; angezählt bis vier und los geht’s. Der „Punk Rock Baseball Club“ zieht die Baseball Thematik durch den gesamten Auftritt. Hingucker ist der mit einem äußerst kleidsamen Suspensorium ausgestattete Schlagmann, der eigentlich nichts machte außer Posing und sich mit dem Baseballschläger aufs Gemächt zu hauen.

Isotopes
Mit Kuchenclub folgte nach dem super Auftakt die einzige Band, mit der ich in diesem Jahr gar nix anfangen konnte. Weder musikalisch noch textlich überzeugte mich der Auftritt, Themen wie (saarländische) Heimatverbundenheit und pathetische Weisen über Freundschaft triggern mich nicht wirklich, es war Zeit, sich mit Essen zu versorgen.
Im außergewöhnlich schönen Außenbereich inmitten der Industriedenkmäler gab es mehrere Essensstände, wo man sich vegan oder mit Fleisch versorgen konnte. Alles sehr lecker und es gab genügend Abwechslung, um den langen Tag gut zu überstehen. Wenn die Bierauswahl nur ähnlich groß wäre…

Fahnenflucht
Gestärkt ging es wieder zurück in die Halle, um den Auftritt von Fahnenflucht nicht zu verpassen. Mittags hatte die Band noch im Rahmen der Proteste gegen den AfD-Parteitag in Köln gespielt, es aber zum Glück rechtzeitig ins Saarland geschafft. Der wütende deutschsprachige Punkrock war ganz nach meinem Geschmack und vor der Bühne bildeten sich die ersten Moshpits.

Love A
Etwas ruhiger aber nicht minder intensiv wurde es danach mit Love A. Auf den Auftritt einer meiner absoluten Lieblingsbands habe ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht. Auch Sänger Jörkk hatte mittags noch ein Konzert mit seiner Zweitcombo Schreng Schreng & La La, hatte aber zum Glück auf eine Anreise mit dem Zug verzichtet. Sein mittlerweile fast schon legendäres Pech mit der Bahn blieb ihm und den Zuschauern also erspart. Beim Antattack gab es einen Vorgeschmack auf das in Kürze erscheinende neue Album und die Songs haben mir schon einmal richtig gut gefallen. Ansonsten war alles wie gehabt, Love A sind einfach eine richtig gute Liveband mit einem charismatischen Frontmann und bei allem Kokettieren mit dem eigenen musikalischen Unvermögen hat man trotz angeblich sehr seltener Probenaktivität richtig Qualität auf der Bühne. Davon überzeugen kann man sich zum Beispiel am 1. Juli, wenn Love A im Trierer Exhaus ihr eigenen Open Air zelebrieren.

The Real Mckenzies
Mit den Real Mckenzies gab es einen krassen Gegensatz zum emotionsgeladenen Post Punk von Love A. Partypunk im allerbesten Sinne mit ordentlich Druck auf dem Kessel. Live kommt das alles noch eine ganze Spur derber rüber als auf Platte, das hat richtig Spaß gemacht. Und auch wenn ich noch nie wirklich wissen wollte, was der Schotte aus Kanada so unter seinem Kilt trägt, nun weiß ich es. Und hätte auch gerne auf diese Erkenntnis verzichten können.

The Bones
The Bones hatte ich 2014 in Dortmund als Support der Broilers gesehen und war vor allem wegen des bescheidenen Sounds nicht so begeistert. Diesmal packten mich die Schweden aber von Beginn an. Rotziger Rock ’n‘ Roll, druckvoll und gut gelaunt, da war auch vor der Bühne die Hölle los. Es entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel zwischen der Security und einigen Fans, die versuchten den etwas übertrieben großen Graben zu überwinden und die Bühne zu entern. Ich würde sagen es gab einen klaren Punktsieg für die Security, auch wenn es am Ende tatsächlich einer schaffte. Die Band wirkte davon gänzlich unbeeindruckt und lieferte einen sehr überzeugenden Auftritt ab.

Millencolin
Es folgte der Headliner des Abends und Millencolin machten schnell deutlich, dass sie sich diesen Rang redlich verdient hatten. Ich bin nun nicht der ganz große Skatepunk-Fan, aber was die Schweden da auf die Bühne brachten, war richtig stark. Die Stimmung vor der Bühne war ausgelassen, es regnete Bier und der ein oder andere machte sich nach dem Auftritt zufrieden und erschöpft auf den Heimweg.

Rogers
Zum Glück blieben aber noch viele, um sich den Late Night Act nicht entgehen zu lassen. Die Rogers hatten einen durchaus anstrengenden Tag, hatte man doch am Abend noch auf dem Impericon Festival in Oberhausen gespielt. Aber die Herren sind ja noch jung und voller Energie, entsprechend engagiert ging man ans Werk. Ich habe die Rogers ja mittlerweile schon einige Male gesehen und bin von den Livequalitäten der Düsseldorfer voll und ganz überzeugt. So richtig gekriegt haben sie mich diesmal nicht, aber das lag wahrscheinlich mehr an mir als an der Band.
Die Festivalsaison hat mit dem Antattack schon einmal prima angefangen und die Latte für die kommenden Events wurde ordentlich hoch gelegt. Die Gebläsehalle gehört jetzt sicher nicht zu den charmantesten Locations, aber das wird durch eine gute Organisation, nette Leute im Service und ein sehr entspanntes Publikum locker wettgemacht. Und das Lineup war wirklich außergewöhnlich gut! Nun freue ich mich auf das Volcano Festival im nahe gelegenen Theley am 8. Juli, das wird sicher ebenso wunderbar!