Die Broilers gehen derzeit steil, das war auch in Trier nicht zu übersehen. Riesige Banner kündeten vom Release des neuem Albums, auf dem Weg zur Arbeit bin ich außerdem an unzähligen, dezent orange leuchtenden Plakaten vorbeigefahren, die das natürlich ausverkaufte Konzert in der Trierer Arena bewarben. Und die Düsseldorfer bewiesen eindrucksvoll, dass sie auch nach der kurzen Pause immer noch eine geile Liveband sind.
Keine Ahnung, warum das mit dem Einlass in die Arena immer so endlos dauert, das war schon beim letzten Konzert der Broilers in Trier im Dezember 2014 eine Katastrophe gewesen. Zum Glück versorgten uns die freundlichen Cateringmitarbeiter aus dem eigentlich abgesperrten Außenbereich der Halle mit den ersten Bieren, so ließ sich die Geduldsprobe trotz Regens etwas leichter ertragen.
War man erst einmal drin, fiel mir erst einmal auf, dass der enorme Popularitätssprung der Broilers die Zuschauerstruktur offenbar kaum verändert hat. Zwar begegnete uns gleich am Eingang eine junge Dame, die nach ungefähr zehn gestiefelten Metern ihren Begleiter anmaulte, dass ihre Schuhe jetzt schon kleben würden, aber die Stimmung war dann schließlich für Trierer Verhältnisse absolut grandios.

Tiger Army
Der Abend begann mit der Tiger Army aus Kalifornien, die mir aus völlig unerfindlichen Gründen trotz eines durchaus beachtlichen Bekanntheitsgrades bislang durch die Lappen gegangen waren. Was ich mir im Vorfeld aus der Konserve bereits angehört hatte, gefiel mir aber ausgezeichnet, und auch auf der Bühne lieferten die Psychobilly Haudegen ordentlich ab, 20 Jahre Bühnenerfahrung zeichnen sich dann doch aus. Der Sound hinkte den Ansprüchen gerade zu Beginn dann leider doch etwas hinterher, aber diesbezüglich gibt es bei den Broilers eine gewisse Tradition. Ich sage nur Misfits…
Aber als die wie gewohnt mit Agnostic Fronts Gotta Go und If The Kids Are United (Sham 69) aufgeheizte Menge pünktlich um 21 Uhr den Vorhang fallen sah, merkte man schnell, dass man die Broilers dann doch ziemlich vermisst hatte, auch wenn die Bandpause kürzer war als geplant. Die erste halbe Stunde war ein extremer Energieschub, ohne Chance für eine noch so kleine Atempause. Zurück zum Beton, Tanzt du noch einmal mit mir?, Bitteres Manifest und Paul der Hooligan wurden ohne Gnade in die Menge geballert und die sowieso genetisch in dieser Band verankerte Spielfreude wirkte noch einmal einen Tick größer als sonst. Und das, obwohl Sammy betonte, dass die After-Show-Getränke bei den beiden Gigs in Münster zuvor dann doch ziemlich gut geschmeckt hatten…
Davon merkte man aber nichts mehr, in den insgesamt zwei Stunden 15 Minuten gab es Kracher aus allen Bandphasen zu hören, wobei das aktuelle Album sic! naturgemäß im Fokus stand. Nach dem schwächeren Noir-Album ist sic! für die Band ein echter Meilenstein geworden, mit einem modernen, aber dennoch sehr wütenden Sound und einigen überdurchschnittlichen Songs, die sich ausgezeichnet ins Liveset integriert haben. Bitteres Manifest, Die Beste aller Zeiten oder Keine Hymnen heute sind echte Kracher, die ihren Platz in der Setlist wahrscheinlich auch in Zukunft behaupten werden.
Nach einer fulminanten ersten Stunde setzte eine leichte Erschöpfung ein. Die Songs wurden etwas ruhiger und ich ertappte mich tatsächlich, dass ich zum ersten Mal auf die Uhr blickte. Gerade der Teil am Ende des regulären Programms wirkte im Vergleich zur rohen Kraft des Anfangs etwas zäh und wie ein leichter Bruch auf der ansonsten rasanten Fahrt durch die Bandgeschichte, aber vielleicht liegt es auch nur an mir und daran, dass Songs wie Ihr da oben vom aktuellen Album oder Nur nach vorne gehen und Die letzten an der Bar von Noir nicht wirklich zu meinen Favoriten zählen.
Mit Letzterem ging es dann schon in die beiden Zugabeblöcke, wo das Gaspedal wieder ordentlich durchgedrückt wurde. Cigarettes & Whiskey, Held in unserer Mitte (mit mehreren Circle-Pits), Meine Sache, Ruby Light & Dark und der ultimative Klassiker Blume, hier blieb dann wirklich keine Achselhöhle mehr trocken. Beim Don’t Stop Believin‘ Outro sah man wie gewohnt in glückliche und erschöpfte Gesichter, am Ende kriegen sie sie halt immer alle.
Kann man immer wieder gucken
- Broilers, Noir Beach Club mit Emscherkurve 77, den Atelier (Lu), 2. Juni 2015
- Broilers, Arena Trier, 30. Dezember 2014
- 20 Jahre Broilers: Das Jubiläumskonzert, ISS-Dome Düsseldorf, 19. Dezember 2014
- Broilers, Dresden, Filmnächte am Elbufer, 25. Juli 2014
- Broilers – Dortmund, Westfalenhalle, 12. April 2014