Diesmal gönnte ich mir ein ganz anderes Konzerterlebnis als üblich, aber irgendwie habe ich die bezaubernde Amy Macdonald spätestens seit ihrem Konzert in Befort in mein Herz geschlossen. Und auch in der Rockhal war der Auftritt voll und ganz überzeugend, auch wenn das Publikum die meiste Zeit recht zurückhaltend lauschte.
Endlich hat es mal jemand ausgesprochen! Der Grund, warum selbst die Weltstars in schöner Regelmäßigkeit nach Luxemburg kommen, liegt im luxuriösen Backstagebereich der Rockhal begründet, zumindest zeigte sich Amy Macdonald schwer beeindruckt. Und sie ist ja auch so etwas wie ein regelmäßiger Gast im Herzogtum, hat sie hier doch ihr im Jahr 2010 ein Livealbum mit Orchester eingespielt, und wie erwähnt vor dem schönen Burg in Befort ein tolles Open-Air zelebriert.
Die zur Box verkleinerte Rockhal war entsprechend gut gefüllt, wobei ich wohl selten auf einem Konzert mit einem ähnlich hohen Altersschnitt war, die Stones vielleicht mal ausgenommen. Entsprechend schwer geriet das Publikum in Stimmung, und auch der Opener Newton Faulkner hatte es nicht leicht, das Eis zu brechen. Der Engländer hat durchaus Erfahrung und schreibt gerade an seinem immerhin bereits sechsten Album. Hieraus präsentierte er bereits einige unfertige Songideen, um die Besucher davon zu überzeugen, über Crowdfunding die Produktion zu finanzieren, eine ziemlich gute Idee, wie ich finde (hier geht es zu seiner Pledge Seite). Geboten wurde solide Singer-Songwriter-Kost, den meisten Applaus bekam er allerdings für eine durchaus gelungene Coverversion von Bohemian Rhapsody am Ende des Konzerts.
Amy Macdonald kam mit ihrem gerade erschienenen neuen Album Under Stars nach Luxemburg und bot einen gelungenen und abwechslungsreichen Mix aus alten und neuen Songs. Auch wenn die kleine, aber sehr charismatische Sängerin mit ihrer Akustikgitarre naturgemäß im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, weiß sie eine kraftvolle und überzeugende Band in ihrem Rücken, die den gewohnt großartigen Sound der Rockhal zu Nutzen verstand. Gegenüber den manchmal doch recht braven Alben kommt so deutlich mehr Druck, und einige Lieder wurden gegenüber den Albenversionen deutlich variiert. Das hat wirklich großen Spaß gemacht, und bei aller Zurückhaltung des Publikums merkte man Amy und ihren Jungs den Spaß an der Sache durchaus an. Highlights waren für mich die tolle Akustikversion von 4th of July, das Doobie Brothers Cover Listen to the Music und das immer wieder schöne Mr. Rock & Roll, und am Ende hat man mit Let’s Start a Band ja auch noch einen richtig starken Rocksong als Rausschmeißer im Gepäck.
Auch wenn die junge Künstlerin dann doch etwas unter dem drohenden 30. Geburtstag zu leiden scheint, wirkt sie immer noch so frisch und jugendlich wie eh und je, dazu noch deutlich üppiger tätowiert als beim letzten Mal. So präsentierte sich in der Rockhal eine selbstbewusste, charmante und enorm sympathische Sängerin mit einzigartiger Stimme und einem goldenen Händchen für schöne Melodien. Und bei den Vorzügen der Rockhal ist durchaus zu hoffen, dass sie Luxemburg demnächst wieder beehrt.