Seit meiner Teenagerzeit zieht es mich immer wieder an die niederländische Nordseeküste. Aus Trier oder Koblenz ist die Provinz Zeeland in weniger als vier Stunden bequem zu erreichen und nach einigem Herumprobieren hat sich Westkapelle als mein persönlicher Lieblingsort erwiesen. Vor allem im Winter ist dies ein idealer Ort um Kräfte aufzutanken und sich auf das vor einem liegende Jahr vorzubereiten. Ruhe, Entschleunigung und die atemberaubende Natur der sich je nach Wetterlage ständig verändernden Küste lassen einen durchatmen und mich tatsächlich einmal richtig entspannen.
Westkapelle liegt am westlichen Ende der Halbinsel Walcheren direkt zwischen den touristisch gut erschlossenen Örtchen Zoutelande und Domburg, die man über etwas längere Strandspaziergänge auch zu Fuß erreichen kann. Westkapelle selbst besitzt zwar auch die notwendige touristische Infrastruktur mit einigen Restaurants, Shops und einem Supermarkt, ist insgesamt aber nicht ganz so voll wie die Nachbarorte. Das mag im Sommer anders sein, im Winter entfaltet Westkapelle aber eine sehr stressfreie Atmosphäre.
Wahrzeichen des Städtchens ist der imposante Leuchtturm, an dessen Licht man sich noch weit in der Ferne orientieren kann. Er steht direkt am Rand des Ortskerns, also nicht am Wasser, wobei sich an der Küste noch ein hübscher kleiner Leuchtturm finden lässt. Von Westkapelle nach Domburg kann man über die Deichstraße fahren, oder man wählt zumindest für die erste Hälfte den Weg direkt am Wasser, ein besonderes Erlebnis.
Erreicht man den Strand, kann man sich voll und ganz den Elementen hingeben und den Kopf durchpusten lassen. Das Wetter im Winter kann alles bieten, allerdings hatten wir bei all unseren Besuchen immer Glück, und es waren ein paar Sonnentage dabei. Ich finde das Meer bei allen Wetterlagen toll und befreiend, gerade bei Sturm entfaltet es eine gewaltige, urwüchsige Kraft, der ausgesetzt man sich und seine Rolle in den Zeitläuften aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehmen kann.
Charakteristisch für diesen Teil der Nordseeküste sind die weit ins Meer ragenden hölzernen Wellenbrecher, durch die man sich manchmal etwas hindurchzwängen muss. In recht regelmäßigen Abständen laden Strandpavillons zur Rast ein, wo man bei einem heißen oder kühlen Getränk einen kleinen Snack oder gleich Mittag- oder Abendessen einnehmen kann. Den grandiosen Ausblick auf das Meer gibt es gratis dazu. Im Winter haben einige Pavillons allerdings nicht immer geöffnet, ein Blick auf die Webseiten hilft, Enttäuschungen zu vermeiden. Besonders reizvoll ist außerdem die Tatsache, dass gerade zwischen Zoutelande und Westkapelle die Frachtschiffe in unmittelbarer Strandnähe vorbeischippern, man meint sie fast berühren zu können. Ich finde das total faszinierend!
Was gibt es sonst noch zu sehen?
Für mich ist es sehr entspannend, dass Zeeland von touristischen Hotspots nicht gerade übersät ist, dennoch kann man sich die Tage sehr gut vertreiben und es gibt dann doch einiges zu sehen.
Middelburg
Die Hauptstadt der Provinz Walcheren ist ein niederländisches Kleinod mit Grachten, einem eindrucksvollen Rathaus (man sagt es sei eines der schönsten der ganzen Niederlande) sowie unzähligen Geschäften zum Shoppen und Bars und Kneipen zum Einkehren. Allerdings nicht unbedingt eine Empfehlung für Silvester…
Domburg
Der Kur- und Badeort Domburg wirkt manchmal wie eine rheinische Enklave, so viele Autos mit Kennzeichen aus Köln, Aachen und dem Ruhrgebiet sieht man auf den Parkplätzen. Der Grund für die Invasion ist schnell gefunden, denn Domburg ist ein hübsches Städtchen mit hervorragender touristischer Infrastruktur. Mir ist das alles schon etwas zu viel und auch die Preise sind dem Ansturm entsprechend etwas nach oben angepasst worden. Charme hat Domburg aber in jedem Fall und der weitläufige Strand ist herrlich.
Deltawerke Neeltje Jans
Es ist ein Jahrhundertbauwerk, das die südlichen Niederlande vor verheerenden Sturmfluten schützen soll. Die Deltawerke bestehen aus verschiedenen Dämmen und Sperrbauwerken, zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland befindet sich das gigantische Oosterschelde-Sperrwerk. Besichtigen kann man das Neeltje Jans Besucher- und Informationszentrum, was wir bislang allerdings noch nicht geschafft haben. Aber der Spaziergang im Schatten des riesigen Bauwerks ermöglicht einen interessanten Blick auf den Kontrast zwischen Natur und Architektur. Bootstouren sind wohl auch möglich.
Brouwerij Emelisse
In Kamperland auf Noord-Beveland befindet sich die Brauerei Emelisse. Die Biere sind durch die Bank empfehlenswert, probieren kann man sie entweder während einer kleinen Besichtigung oder im Brauerei-Restaurant, wo man auch vorzüglich speisen kann.
Internet: www.emelisse.nl
Goes
Goes ist ein malerisches kleines Städtchen, das über einen kleinen Kanal mit der Osterschelde verbunden ist und dadurch auch über einen kleinen Jachthafen mitten in der Stadt verfügt. Hier lässt sich herrlich flanieren, man kann sehr gut einkaufen oder in einem der zahlreichen Restaurants einkehren.
Zierikzee
Zierikzee liegt auf der Insel Schouwen-Duiveland und ist über die moderne Seelandbrücke gut erreichbar. Das kleine Städtchen hat einen sehr besonderen Charme. Man kann durch die Gassen spazieren, es gibt einige schöne Geschäfte (ein liebevoll ausgestatteter Plattenladen hatte es mir im vergangenen Jahr besonders angetan) und auf dem kleinen Rathausplatz kann man pausieren und das gemütliche Geschehen um einen herum beobachten. Markantestes Gebäude der Stadt ist der erstaunlich große, frei stehende Turm des Sint-Lievens-Münsters. Für einen Tagesausflug durchaus zu empfehlen!
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