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Wir schreiben das Jahr 1996. Ein gewisser Bierhoff schießt die Nationalmannschaft zum Europameister-Titel, ich habe Abitur gemacht und im fernen Rostock veröffentlichte die Dritte Wahl ihr Album „Nimm drei“ (in Trier wahrscheinlich als „Hol drei“ veröffentlicht). Zur Feier des Jubiläums gehen die in Würde gealterten selbst ernannten  „Scorpions des deutschen Punkrock“ nun auf „20 Jahre Nimm drei“ Tour, und machten dabei auch im Cotton Club der Kammgarn in Kaiserslautern Station.

In dem gemütlichen Keller der Kammgarn hatte ich schon ein paar Konzerte gesehen, irgendwie hatte ich den Raum aber kleiner in Erinnerung. Wiedererkannt habe ich aber gleich den äußerst unpraktischen Holzpfosten auf der linken Bühnenseite, der den Blick dann doch ein wenig behindert, zumindest wenn man an der Thekenseite steht.

Andy’s Sister

Aber egal, als der Support Andy’s Sister die Bühne betrat, war der Raum noch äußerst spärlich besetzt und vor der Bühne tummelten sich mehr Fotografen als Zuschauer. An den jungen Wormsern lag es nicht, geboten wurde solide vorgetragener Punkrock amerikanischer Prägung und die Herren gingen durchaus engagiert zu Werke. Nun ist das bekanntlich musikalisch nicht so ganz mein Ding, aber über eine Band, die ein ausgewachsenes Einhorn am Schlagzeug sitzen hat, kann man ja nun einmal überhaupt nichts Negatives schreiben.

Mit Rausch von eben jenem Jubiläumsalbum beginnt die Dritte Wahl ihren Auftritt, und schnell ist klar, dass man hoffentlich genug Zeit mitgebracht hatte. Zwar bestechen die Songs dieser Schaffensperiode meist durch knackige Kürze, allerdings hatten es sich die Herren vorgenommen, ausnahmslos das gesamte Album mit immerhin 17 Liedern darzubieten. Dazu noch eine erlesene Auswahl an Klassikern von den anderen Alben und fertig ist ein gut zweistündiger Dritte Wahl-Vollrausch.

Beim Sound hat man sich offenbar ebenso an den Frühwerken orientiert; laut, sehr laut und sehr schrammelig kam er daher. Das war schon recht nah an der Schmerzgrenze. Dennoch war es schön, einmal über den Abend verteilt ein Album in seiner Gesamtheit zu hören, auch wenn sicher nicht alle Songs das Zeug zum zeitlosen Klassiker haben. Doch die Dichte an großartigen Schöpfungen ist auf Nimm drei beeindruckend hoch. Resolution der Kommunarden, Greif ein, Auge um Auge oder hash, tolle Stücke, die teilweise auch heute noch fester Bestandteil regulärer Dritte Wahl Shows sind.

Busch’n

Ich habe nicht mitgezählt, aber ich schätze mal so um die 30 Songs dürften es am Ende gewesen sein. Traditionell endete mit Fliegen der reguläre Teil, aber man ließ sich zu immerhin zwei Zugabeblöcken noch einmal auf die Bühne locken. Als sich die vier Rostocker mit Zeit bleib stehen und Kein Wort endgültig verabschiedeten, gedachte man mit einem Banner dem 2005 verstorbenen Bandmitglied Busch’n, ein emotionaler Abschluss eines wie immer sehr unterhaltsamen Konzerts einer ungemein sympathischen Band. Im nächsten Jahr geht es mit einem neuen Album auf große Elfentanz und Tortenschlacht Tournee, das kann ich mir ja eigentlich auch nicht entgehen lassen.

Weitere Konzertreviews gibt es hier!

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