Die vergangene Woche stand bei mir ganz im Zeichen des Bieres. Zunächst gab es eine Verkostung von Kraft Bräu und Riegele ausgerechnet in meinem Stammsupermarkt, am Wochenende stand dann das dritte Bierfestival im Blesius Garten auf dem Programm. Die Bemühungen von Kraft Bräu Braumeister Sebastian Nguyen und seinem Team tragen immer größere Früchte, denn so voll war es beim Festival noch nie!
„Bierexplosion“ bei Edeka Haupenthal
Es ist beachtlich, was sich in Sachen Qualitätsbier im Supermarkt in der Saarstraße getan hat. In Zusammenarbeit mit Kraft Bräu hat Sascha Haupenthal das Angebot an hochwertigen Brauspezialitäten immer weiter ausgebaut und der geneigte Kunde findet neben den Bieren aus Olewig nahezu die gesamte Produktpalette von Riegele aus Augsburg sowie ausgewählte Biere von Crew Republic, Hanscraft, von Freude, Sander und so manche Überraschung.
Zum zweiten Mal veranstaltete man im Markt nun auch eine Verkostung, und die Gunst der Stunde wurde genutzt, denn im Vorfeld des Bierfestivals brachte Sebastian auch noch Steffen Broy von Riegele mit. Geboten wurden vor allem traditionell gebraute Biere, was sicherlich der richtige Weg ist, das neugierige, aber in Sachen Bier noch nicht so erfahrene Publikum an moderne Braukunst und die eigene Philosophie heranzuführen.
Kraft Bräu ging mit dem Böhmisch Lager, dem Weizen und dem Dunklen sowie dem Indian Summer ins Rennen, gerade mit Letzterem, einem malzig-fruchtigen IPA, wurden dann doch Akzente gesetzt, die manchen Besucher sichtlich verwirrten. Steffen demonstrierte das enorme Potenzial der Riegelebiere mit dem wunderbaren Kellerbier und dem recht neuen Bayrisch Ale 2, das aus der Zusammenarbeit mit der legendären Sierra Nevada Brewery aus den USA entstand. Tolles Bier, das es zum Glück zum Schnäppchenpreis zu erwerben gab. Einer meiner Favoriten aus dem Portfolio ist das Augustus 8, ein süffiger und perfekt ausbalancierter Weizendoppelbock, der diesmal sogar gestachelt wurde. Ein toller Effekt, den ich vor einigen Jahren erstmals in der Riegele Brauerei selbst erleben durfte. Zum Abschluss gab es noch einen Schatz, nämlich das streng limitierte Magnus 15, eine fassgereifte Version des Noctus Imperial Stouts. Für die meisten Besucher einen Tick zu krass, aber genau mein Geschmack. Geiles Bier.
Die Begeisterung der beiden Bierspezialisten für ihre Biere und ihre Mission für eine Qualitätsoffensive in Sachen Bier kam an. Der Weg, über solche Veranstaltungen auch Menschen zu erreichen, die mit Craftbieren bislang nicht oder kaum in Berührung gekommen sind, dürfte der richtige sein, will man die Bewegung breiter verankern.
Das 3. Trierer Bierfestival
Der Termin im Oktober ist sicherlich Pflicht für jeden Bierliebhaber in Trier. Es ist einfach toll, mit wie viel Mühe und Begeisterung der Biergarten im Blesius Garten in ein urgemütliches und wetterfestes Bierfestival verwandelt wird. Und das hat sich rumgesprochen, denn so voll wie in diesem Jahr war es in den beiden Vorjahren nicht gewesen. So langsam müsste man fast über eine Zugangsbeschränkung nachdenken. So war es aber noch absolut in Ordnung, man kam mit ein wenig Durchsetzungsvermögen gut an die Stände und Biere heran und so waren es zwei sehr entspannte Tage. Nur beim bekannt vorzüglichen Essen war mir die Schlange immer zu lang, hier musste ich Prioritäten setzen und die lagen im Glas.
Geboten wurde so einiges, auch wenn sich das Line-Up im Vergleich zu den vergangenen Jahren kaum geändert hat. Eben ein Festival von Freunden für Freunde. Leider war der Bierzauberer Günther Thömmes diesmal nicht anwesend, dafür gab es mit der Maxbrauerei einen Neuzugang, der mich aber nicht vom Hocker haute. Angekündigt war außerdem das Riedenburger Brauhaus, das ich allerdings vergeblich suchte.
Den Freitag begann ich in heimischen Gefilden und startete mit einem Olfrygt Pils von Petrusbräu aus Trier. Für mich das beste Saisonbier seit langem! Im vergangenen Jahr war ich von der Sander Braumanufaktur aus Worms noch nicht restlos überzeugt, diesmal legte der sympathische Brauer aber einen starken Auftritt hin. Neben einem grundsoliden IPA gab es mit der Sauren Susi, einem sauren Lager, und dem Imperial Porter Barrique zwei außergewöhnlich gute Biere zu probieren. Vom Porter musste ich gleich noch was mit nach Hause nehmen!
Reaktionsschnell musste man sein, wenn man den herrlichen Kraftbräu Eisbock probieren wollte, der sich bei wohl mehr als 11% eine enorme Süffigkeit bewahrt hat. Das Craftwerk aus Bitburg hatte neben Brauer Stefan Hanke auch noch Chef Jan Niewodniczanski im Gepäck. Viel wichtiger war aber das sehr runde Tawhiti Zwickel, was tatsächlich wohl ganz frisch aus den Tanks stammte. Das Brauhaus Zils aus der Eifel hatte diesmal leider nicht das Rauchbier am Start, dafür aber zwei sehr interessante Barrel Aged Biere, einmal im Scotch- und einmal im Rotweinfass gereift.
Große Biere gab es am Stand von Humulus et Fermentum zu verkosten. Der Shop aus Luxemburg hatte das sehr schöne Oude Gueuze von Tilquin am Hahn, aber richtig hochklassig wurde es im Bereich Imperial Stout. Dass de Molen das gut kann, konnte ich schon auf dem Borefts bewundern (auch wenn ich in der Breite nicht so begeistert war), aber das Hel & Verdoemenis ist grandios. Ich fand es sogar stärker als das Goliat von To Øl aus Dänemark, das es am zweiten Tag am Hahn gab, und das mir einen Tick zu süß war. Und ganz am Ende versöhnte ich mich dann sogar noch mit den Pale Ales, die mich zuletzt so enttäuscht hatten. Das Nightmare On 18th Street von Brewski aus Schweden war einfach super.
Dass es im Blesius Garten auch außerhalb des Festivals tolle Biere gibt, demonstrierte man in der Craft Beer Corner, einer Bude mit exquisiten Flaschenbieren. Nicht entgehen lassen konnte ich mir das Caribbean Chocolate Cake Milkstout von Siren, das zwar viel viel zu kalt serviert wurde, aber dennoch die toll schokoladige Aromenvielfalt erahnen ließ. Zwischendurch stand mir der Sinn nach etwas fruchtigem, und was passt da besser als ein Kriek, in diesem Fall das Mariage Parfait der Brouwerij Boon! In der Folge wurde ich immer wieder angesprochen, was das denn merkwürdiges in meinem Glas sei…
Ich kann und will nicht jedes Bier aufzählen, es gab einiges zu entdecken. Klassiker wie das Mystique IPA von Kuehn Kunz Rosen aus Mainz oder abgefahrene Spezialitäten wie das Café Dinho der sympathischen Brauer von Freude aus dem schönen Hamburg. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein von Steffen Broy liebevoll gestacheltes Noctus von Riegele, das einen würdigen Abschluss für ein wie immer tolles Trierer Bierfestival darstellte.
Angesichts des großen Erfolges wird man nun überlegen müssen, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Die Kapazitätsgrenze im Blesius Garten scheint langsam erreicht, aber ein Ortswechsel würde dem familiären Festival sicher einiges an Atmosphäre nehmen. Eine schwierige Entscheidung, die man sich aber selbst eingebrockt hat, denn für das große Interesse am Bier ist man bei Kraft Bräu ja maßgeblich selbst verantwortlich.