Die Luke ist in Trier eine Institution in Sachen Musik und Party, und daher sollten auch die vermeintlich unrunden Geburtstage ordentlich gefeiert werden. Ich bin mittlerweile fast auf den Tag genau seit zwanzig Jahren in Trier, Lucky’s Luke feiert in diesem September nun bereits den 27. Geburtstag und ist so eine der wenigen Konstanten in meiner Zeit hier geworden. Die dreitägige Geburtstagssause wurde am gestrigen Donnerstag mit erlesener Musik eröffnet, und mit Stumfol, Schreng Schreng & La LA sowie Travels & Trunks versammelte sich ein gut gelauntes Singer-Songwriter Ensemble der Extraklasse auf der kleinen aber feinen Lukebühne.
Ich falle wirklich jedes Mal drauf rein. Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr (pünktlich!!!) hieß es, und um kurz vor acht waren zwar schon ein paar Gäste in und vor Lucky’s Luke, aber irgendwie waren noch keine Musiker anwesend. Macht aber nix, bei Bier und Melonenschnaps lässt sich die Zeit ja wunderbar überbrücken.
Mit etwa einstündiger Verspätung betrat dann Julius aka Travels & Trunks mit seiner Gitarre die Bühne und hatte die Zuhörer mit seiner sympathischen Art und vor allem seiner tollen Stimme schnell auf seiner Seite. Die Songs im reduzierten Gewand hätte ich mir auch gerne einmal mit der gesamten Band angehört, aber Stumfol, mit dem er gerade auf Tour durch ganz Deutschland tingelt, habe leider nur den kleinen Van organisiert, in dem nur noch Platz für ihn gewesen sei. Spaß hat es aber auch so gemacht, und man darf sehr gespannt auf das Ende des Monats beim Trierer Label Homebound Records erscheinende neue Album sein! Kann man hier auch vorbestellen, ist limitiert und so weiter!
Ein Grund für den leicht verspäteten Start des Abends war die verhängnisvolle Entscheidung von Schreng Schreng & La La, ganz Rockstar, mit der Bahn zum Konzert anzureisen. Eine „Türstörung“ verzögerte die Ankunft, aber auf Facebook konnte man sich zum Glück über den Fortgang der Reise informieren und feststellen, dass die Herren zumindest nicht verdurstet sind! Währen Lasse auf der Bühne die Saiteninstrumente startklar machte, hockte Jörkk, derzeit mit einem formidablen Schnorres ausgestattet, wie ein Häufchen Elend am Bühnenrand. Ein offenbar leicht angegammelter Börek hatte dem Sänger wohl etwas zugesetzt, aber die Mitarbeiter in der Luke sind ja mit medizinischer Erstversorgung bestens vertraut und nach ein paar Schlucken Fernet-Cola war das Leiden geradezu wie weggeblasen!
Ich hatte ja schon etwas Angst, dass das Konzert ins Wasser fallen könnte, vor allem weil mein letzter Versuch mit Schreng Schreng & La La im Miss Marple’s ja gründlich in die Buxe ging. Diesmal ging aber alles gut und trotz der immer wieder demonstrativ nach außen getragenen Unprofessionalität konnten die beiden nicht verbergen, dass sich da doch die ein oder andere musikalische Perle im Set verbirgt. Die Texte strotzen oft nur so von Gefühl und Ironie, und sind selbst in den rotzigsten Momenten sorgfältig und liebevoll durchkomponiert. Das mag ich schon bei Love A, nur von Gitarre untermalt und bestens unterstützt entfalten sie aber noch einmal eine ganz andere Wirkung. Gute Songs, gute Musiker, da verkraftet man auch die sehr detaillierte Beschreibung der vom Börek geschundenen Körperfunktionen.
Ein großer Verdienst von Schreng Schreng & La La war außerdem, mich mittels dieses Konzerts mit dem großartigen Stumfol bekannt gemacht zu haben. Der Singer-Songwriter aus Balingen bringt zu ausgewählten Terminen auf seiner Tour seine Band mit, mit der er auch das aktuelle Album Cold Brew eingespielt hat.
SDIYG Shows und Homebound Records hatten den sympathischen Musiker im Vorjahr zum Open Air am Holzerather See eingeladen und offenbar mit so viel Liebe überschüttet, dass er gar nicht anders konnte, als den Plattenvertrag bei Homebound zu unterschreiben und die beschwerliche Reise nach Trier erneut auf sich zu nehmen.
Cold Brew ist ein musikalisches Kleinod, mit tollen Songs und getragen von der markanten Stimme des sympathischen Sängers. Das Bandgewand tut der Platte gut, wobei für die Puristen im Rahmen der Vinyl-Special Edition (und auf Spotify) dieselben Songs unter dem Titel Slow Brew noch einmal im Soloformat angeboten werden. Full Value for Money!
Einige Lieder spielte Stumfol in Trier allein und ohne seine Bandkollegen, auch Travel & Trunks Sänger Julius wurde mit auf die Bühne geholt. So entwickelte sich ein sehr abwechslungsreiches, entspanntes und einfach nur gutes Konzert. Die ganze Band hatte offensichtlich richtig Spaß und der sprang dann sogar auf das oft eher reservierte Trierer Publikum über. Kein unnötiges Gepose, Musik pur und ein einige richtig gute Songs. Das war schon sehr beeindruckend!
Für Lucky’s Luke war der Abend ein gelungener Auftakt für die Geburtstagsfeierlichkeiten und es war schön zu sehen, dass man auch mit Musik weitab jedes Mainstreams an einem Donnerstag eine ganze Menge Leute anlocken kann. Wird ja nicht nur am Melonenschnaps gelegen haben!
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