Ich war schon ein wenig traurig, dass der heimische FC Porto während unseres Urlaubs ein Auswärtsspiel bestreiten sollte. Doch dann kam die frohe Kunde nach der Auslosung zur Champions League, denn im ersten Spiel der Gruppenphase duellierte man sich im heimischen Estádio do Dragão mit dem dänischen Meister FC Kopenhagen.
Der Ticketkauf über die Webseite des FC Porto war ziemlich unproblematisch, für 20 Euro pro Stück erwarben wir Tribünenplätze auf Torhöhe im Oberrang, mit wirklich bester Sicht aufs Feld und die Porto-Ultras hinter dem Tor. Wir machten uns schon recht zeitig mit der Metro auf den Weg ins Stadion, und statt der erwarteten Menschenmassen war die Anreise sehr entspannt und die Wagen nicht übermäßig gefüllt. Der Grund wurde uns später klar, denn in Porto scheint man es gewohnt zu sein, recht spät zu erscheinen, eine Viertelstunde vor Spielbeginn war das Stadion noch wie leer gefegt.
Wir hatten also mehr als genug Zeit, die Umgebung und das Stadion zu erkunden. Wobei, viel zu sehen gibt es irgendwie nicht. Das Estádio do Dragão liegt nicht weit von der Innenstadt inmitten eines nicht sehr einladenden Wohngebiets. Das Stadion selbst passt dort recht gut hinein, denn wie bei vielen Menschen erschließt sich die wahre Schönheit erst beim Blick auf das Innere. Von außen ist es ein eher unansehnlicher Betonklotz. Nach einer wenig intensiven Sicherheitskontrolle hieß es erst einmal Treppensteigen, von ganz oben hat man aber einen wirklich sehenswerten Blick auf die Stadt und ihre Ausläufer.
Im Innern angekommen war ich dann doch recht angetan. Das von Architekt Manuel Salgado zur EM 2004 erschaffene Stadion besticht durch zwei eindrucksvolle und optisch fast über die lichtdurchlässige Dachkonstruktion hinausragende Tribünen auf den Geraden. Die Hintertortribünen sind kleiner gehalten und über die Tribüne der Porto-Ultras kann man die Lichter der Stadt erspähen. Durchaus malerisch! Letztendlich war es gut, dass wir früh vor Ort waren, denn eine Stunde vor Spielbeginn begann es heftig zu regnen.
Das Spiel selbst ist schnell zusammengefasst. Porto war von Beginn an drückend überlegen und ging durch einen sehenswerten Treffer von Otavio nach herrlicher Vorarbeit von André Silva schon in der 13. Minute in Führung. Danach versuchte man behäbig das Spiel zu kontrollieren und spielte seinen Stiefel herunter. Von Kopenhagen drohte allerdings auch wenig Gefahr, Iker Casillas im Tor musste nur einmal eingreifen.
Letztendlich kam es dann doch, wie es kommen musste, der bis dahin harmlose Gast erzielte durch Andreas Cornelius in der 51. Minute auf etwas kuriose Art und Weise den Ausgleich und Porto war nun sichtlich angeschlagen. Kopenhagen erhöhte den Druck, doch der Offensivgeist wurde durch eine etwas harte Gelb-Rote Karte für Jan Gregus in der 66. Minute jäh ausgebremst. Porto blieb aber harmlos, bis es in der Nachspielzeit dann doch noch einmal etwas Torgefahr gab. Letztendlich blieb es aber beim 1:1, mit dem Kopenhagen sicher gut leben kann, Porto hat einfach zu pomadig gespielt und leichtfertig zwei Punkte verschenkt.
Champions League habe ich bislang ja nur in Luxemburg gesehen, und die ersten Qualirunden zählen dann ja doch nicht so richtig. Somit war es ein schönes Erlebnis, auch wenn mir die ganzen UEFA-Regularien in Sachen Bier und Werbung schon auf die Nerven gehen.
Positiv beeindruckt haben mich die Fans des FC Porto, die einen wirklich starken Support hinlegten. Zu Beginn gab es eine schöne Blockfahne zu sehen, und auch danach gab es immer wieder optisch stimmigen Fahneneinsatz. Es wurde fast durchgängig gesungen, und neben den Standards gab es auch mal etwas frisches Liedgut zu hören. Die Anfeuerung selbst war manchmal wirklich brachial laut, da scheint die Stadionarchitektur für eine feine Akustik zu sorgen. In der gegenüberliegenden Kurve gibt es noch einen zweiten, kleineren Fanblock, mit dem der ein oder andere Wechselgesang angestimmt wurde. Auf den Gerade tummelte sich dann doch eher das Operettenpublikum, das die Leistung der Gastgeber recht schnell mit Pfiffen und lautstarkem Geschimpfe bedachte.
Die Gäste aus Kopenhagen wurden in eine Ecke im Oberrang verfrachtet, viel habe ich von dort von meiner Position aus nicht gehört. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass in der Stadt mehr Dänen unterwegs waren als letztendlich im Stadion. Insgesamt wohnten 34.325 Zuschauer der Begegnung bei, mehr als 10.000 Plätze blieben also leer. In Sachen Champions League scheint man in Porto verwöhnt zu sein.
Natürlich hatte ich versäumt, rechtzeitig meine Metrokarte aufzuladen und mein gerissener Plan, in der Masse der abreisenden Menschen unbemerkt mitzuschwimmen, wurde durch die Kontrolleure an den Validierungsstationen schnell zunichtegemacht. Also hieß es anstehen, aber am Automat selbst stand ein Mitarbeiter, der einem die lästige Suche nach dem richtigen Ticket abnahm, wodurch sich das alles recht zügig erledigte. Auch die Metro war nicht übermäßig voll, die Organisation verlief absolut reibungslos. Somit endete ein sehr entspannter Fußballabend, die Stadiontour werden wir uns aber wohl doch schenken.