Die The Book of Souls Tour neigt sich für Iron Maiden dem Ende zu, das Konzert in der Rockhal war das 71. ihrer 72 Stationen umfassenden Welttournee. Zum Abschluss kommt nun nur noch Wacken. Melancholie war aber nicht angesagt, die Briten zeigten sich in bester Spiellaune und spielten ein perfektes Konzert.
Wer hier öfters liest, weiß, wie sehr ich die entspannte Atmosphäre und den guten Sound in der Rockhal mag. Und auch diesmal verlief der etwas entzerrte Einlass (Early Birds und Fanclubmitglieder durften früher rein) schnell und problemlos. Wenn ich da an das Chaos in der Trierer Arena denke… Einen Wermutstropfen gab es aber doch, denn die Burgerbude machte erst eine halbe Stunde nach Einlass auf, dabei hatte ich doch so großen Hunger. Mit ein oder zwei guten Diekirch ließ sich die Wartezeit aber gut vertreiben und ich wundere mich ja immer wieder, warum das Bier in der Rockhal so viel billiger ist als im hoffnungslos überteuerten Atelier…

Iron Maiden, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
Vor der Tür sah man schon, dass sich der Altersschnitt des Publikums dem der Metal-Heroen auf der Bühne dann doch sehr annähert. Manche brachten ihren Nachwuchs mit, die ganze Metalfamilie zeigte sich von ihrer gemütlichen Seite. So kam man auch noch kurz vor Beginn des Openers The Raven Age bequem ins vordere Viertel der Halle, wo es bis zum Ende des Abends keinerlei Gedränge oder Geschubse gab. Sehr angenehm!

The Raven Age, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
The Raven Age lieferten einen durchaus soliden, wenn auch nicht völlig überzeugenden Gig ab. Die Band rund um Gitarrist George Harris, Sohn von Maiden Basser Steve, hat es seit 2009 immerhin geschafft, eine EP abzuliefern, steht jetzt aber mit dem ersten Album in den Startlöchern. Musikalisch überzeugte mich das nicht so richtig, irgendwie fehlten mir Lieder, die irgendwie haften blieben und auch Sänger Michael Burrough riss mich nicht so richtig vom Hocker. Aber als Einstimmung auf den Headliner war das schon in Ordnung, da habe ich schon viel zu oft viel schlechtere Bands gesehen.

Iron Maiden, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
Mit dem bekannten Doctor, Doctor Intro gefolgt von der schönen Ed Force One Animation auf den Screens wich die gespannte Vorfreude lautstarkem Jubel und von Beginn an machten Iron Maiden klar, dass sie nichts von ihrer immensen Kraft verloren haben. Der erste Konzertblock war geprägt von Songs des neuen Albums Book of Souls, die sich wie aus einem Guss in das Konzert einpassten. If Eternity Should Fail, Speed of Light und das Robin Williams gewidmete Tears of a Clown wurden nur vom Klassiker Children of the Damned unterbrochen. Das epische The Red and the Black überzeugte fast eine Viertelstunde lang mit einem brachialen Gitarrenblock, drei virtuose Gitarristen auf einer Bühne sind schon eine richtige Hausnummer. Und Janick Gers wirbelte wieder zwei Stunden lang mit wildesten Verrenkungen über die Bühne, als ob er in einen Jungbrunnen gefallen wäre. Wahnsinn.

Iron Maiden, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
Und als man dachte, jetzt müssen sich die Jungs doch einmal eine Auszeit gönnen, kamen mit The Trooper und Powerslave gleich die nächsten Bretter um die Ecke. Für Zuschauer und Band gab es keine Atempause in der heißen und feuchten Rockhal. Death or Glory und The Book of Souls beschlossen dann die Präsentation des neuen Albums, das nach all den Jahren noch einmal die Ausnahmestellung von Maiden demonstriert.

Iron Maiden, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
Gänsehautatmosphäre gab es danach bei Hallowed Be Thy Name und Fear of the Dark, das reguläre Set wurde dann mit dem Klassiker Iron Maiden vom allerersten Album abgeschlossen. In der Dunkelheit vor dem obligatorischen Zugabenblock sah man schon den Unaussprechlichen hinter der Bühne auftauchen und es war klar, mit The Number of the Beast ging es auf der Überholspur weiter. Blood Brothers vom Brave New World Album gehört zwar nicht zu meinen absoluten Favoriten, aber als zum Abschluss des Abends Wasted Years gespielt wurde, stellten sich dann doch wieder die Nackenhaare auf.

Iron Maiden, Rockhal Esch/Alzette, 2. August 2016
Ich war mehr als beeindruckt. Im Vergleich zum Open-Air auf dem Herchesfeld vor zwei Jahren wurde hier noch einmal eine ordentliche Schippe draufgelegt. Iron Maiden zeigten sich extrem spielfreudig und gut gelaunt, Bruce Dickinson betonte sogar, dass es schön sei, auch mal wieder ein Clubkonzert zu spielen. Die Bühne im Maya-Design war wunderschön, aber nicht überladen, die Showeffekte wohldosiert, und immer mit einem Augenzwinkern dargeboten. Die Auftritte von Eddie wurden natürlich gefeiert, ein Zuschauer durfte sogar dessen herausgerissenes Herz als Souvenir mit nach Hause nehmen. Ein grandioser Abend mit einer der ganz großen Bands! Und viele davon gibt es ja leider nicht mehr…