Es ist wirklich großartig, was für ein Festivalkleinod mitten in der saarländischen Pampa herangewachsen ist. Für einen schmalen Taler gab es auf dem Volcano Festival in Theley in diesem Jahr wieder ein fantastisches Lineup mit Turbostaat, der Antilopen Gang, den großartigen Rogers, Marathonmann und vielen anderen. Dies zog Zuschauer von nah und fern an, wobei der Andrang im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer ausgefallen ist.
Da nämlich feierte ich mit Pascow, Love A und anderen tollen Bands meine Volcano-Premiere und war dort schon vollauf begeistert. Einige Kritikpunkte, wie nur ein Essensstand, wurden in diesem Jahr aufgegriffen und so war auch die Nahrungsbeschaffung wesentlich entspannter und selbst an die Carnivoren wurde diesmal gedacht. Auch das Bier schien mir etwas kühler zu sein, allerdings war es auch nicht ganz so heiß. Wobei man in Sachen Wetter offenbar einen guten Draht zum Saarlandpetrus zu haben scheint, denn wo andernorts Festivals im Regenchaos versinken, gab es nun zum zweiten Mal Traumwetter.
Besucher kommen mittlerweile nicht mehr nur aus der Region, es hat sich offenbar schnell herumgesprochen, dass man auf dem Volcano richtig Spaß haben kann! So waren in unserem Hotel im Nachbardorf Tholey noch Gäste aus Krefeld und Essen untergekommen, wobei Letztere uns freundlicherweise sogar noch zum Festivalgelände chauffierten, was uns immerhin eine halbe Stunde Fußmarsch durch die sengende saarländische Mittagssonne ersparte.

Giulio Galaxis
Dennoch versuchten wir unseren Flüssigkeitshaushalt bereits im Vorfeld mit anständigem Bier aufzufüllen, weshalb wir leider den Opener Atmen, Weiter verpassten. Die ersten Bands hatten leider noch etwas mit den zu diesem frühen Zeitpunkt recht mageren Besucherzahlen zu kämpfen, entsprechend leer sah es streckenweise vor der Bühne aus, was nicht an der musikalischen Qualität lag. Giulio Galaxis hatte ich bereits im Vorjahr auf einem Open Air im Exhaus gesehen und auch mit teilweise neuer Besetzung fand ich die Herren richtig gut. So wie es aussieht, werde ich mir die in diesem Jahr noch mindestens zweimal anschauen können. Auch Mufasa Ozora hatte ich kürzlich erst als Support von ZSK gesehen, da muss ich aber sagen, dass mir der Auftritt im engen Exhaus besser gefallen hat als auf der Festivalbühne. Dazwischen rundete mit Against Remain eine dritte Band aus dem Saarland den Heimatpart des Festivals ab, aber richtig gepackt hat mich der Auftritt trotz der durchaus charismatischen und nicht minder stimmgewaltigen Sängerin nicht.

Captain Planet
Mit Der Dicke Polizist (ddp) gab es danach echte Punkurgesteine, die nach zahlreichen Besetzungswechseln und zeitweiliger Auflösung kaum etwas von ihrer Energie verloren haben. Besonders freute ich mich auf Captain Planet, die zuletzt mit Ein Ende ein richtig starkes Album abgeliefert haben. Auch live eine Wucht und für mich einer der Höhepunkte des diesjährigen Festivals, wo vor der Bühne beim Übersong Pyro dann auch erstmals richtig lautstark mitgesungen wurde. Weiter ging es mit Marathonmann, die mich schon vor einigen Wochen im Exhaus begeistert hatten und die trotz eines kurzfristig eingesprungenen Gitarristen einen richtig starken Auftritt ablieferten. Sehr positiv überrascht war ich von den Rogers, vor allem weil ich sie eigentlich zum ersten Mal mit richtig gutem Sound erleben durfte. Überhaupt muss man dem Soundmann mal ein großes Lob aussprechen, das war durchgehend richtig gut!

Rogers
Turbostaat waren für mich der absolute Headliner und die Nordlichter enttäuschten nicht. Ich war gespannt, wie das insgesamt doch etwas ruhigere und melancholischere neue Album Abalonia sich live darstellen würde, und es passte wirklich gut ins Set. Zwar wurden Klassiker wie Insel, Harm Rochel oder Vormann Leiss besonders leidenschaftlich abgefeiert, aber die Atmosphäre der neuen Platte wurde hervorragend auf die Bühne gebracht. Super Auftritt, großartige Band. Und mit Fraukes Ende gab es zum Schluss sogar noch meinen Favoriten zu hören.

Turbostaat
Zum Festivalabschluss kam dann mit der Antilopen Gang noch ein Act, der stilistisch zwar aus dem Rahmen fällt, von der Punkgemeinde mittlerweile aber vollumfänglich adoptiert wurde. Zugegebenermaßen würde ich wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, ein Konzert zu besuchen, aber auf Festivals haben die Zeckenrapper mich schon mit Feine Sahne im Exhaus überzeugt. Gute Stimmung ist garantiert und auch diesmal hat mir der Auftritt wirklich gut gefallen. Und Songs wie Der goldene Presslufthammer, Beate Zschäpe hört U2 oder Enkeltrick sind durchaus gelungen. Am Ende gab es dann noch einen Song mitten in den Fans und ein tolles Festival ging zu Ende. Da war es auch nicht schlimm, dass nach der obligatorischen Becherspende für Viva con Agua nun doch noch der lange Fußweg ins Hotel wartete.

Antilopen Gang
Das Volcano Festival gehört definitiv zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Klein, familiär, toll organisiert und voller netter Menschen, hier stimmt das Gesamtpaket, vor allem weil die Bandauswahl vom Feinsten ist. Und eine nettere und entspanntere Security habe ich glaube ich noch nie gesehen. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr!