Ich brauche ein neues Bett. Nach fast 20 Jahren ist es nun doch einmal an der Zeit meinem Rücken etwas Gutes zu tun und in etwas Neues zu investieren und so ging es zu IKEA nach Saarlouis, um sich einmal einen Eindruck zu verschaffen. Ganz untypisch gelang es uns tatsächlich, fast nichts zu kaufen und uns nur zu informieren, doch dann kam die Schlemmermeile hinter den Kassen. Mein Blick fiel auf zwei dezent arrangierte Flaschenreihen mit durchaus schmuckem Design. Öl stand auf den Flaschen, sollte es sich wirklich um Bier handeln? Kurzerhand wurde jeweils eine Flasche des hellen und dunklen Lagers eingepackt und später der Kühlung anvertraut.
Was dann passierte, hätten meine Geschmacksknospen nie für möglich gehalten (wenn das mal keine Klicks bringt)!!!
Ja, ich war durchaus skeptisch und ein Blick in die Ratebeer-Bewertungen verhieß nichts Gutes. Wertungen von 7 für das Helle und 9 für das Dunkle wären auf einer Zehnerskala top, leider ist es ein Hundertersystem. Die Untappd-User waren geradezu gnädig und geben beiden Bieren im Schnitt 2,5 von 5 Punkten.
Doch wo kommt das Bier eigentlich her? Ikea wird sich ja wohl kaum eine eigene Brauerei gegönnt haben? Nein, hat man natürlich nicht. Die Spur führt schnell zur Krönleins Bryggeri im schwedischen Halmstad und die mehr als umfangreiche Bierliste verstärkt den Eindruck, dass hier auf Masse und nicht auf Klasse gesetzt wird. Vom Motörhead Bastards Lager über den Kiss Destroyer bis hin zu Cider und Fruchtbieren wird sich quer durch die Biervielfalt gebraut, doch die mehr als durchschnittlichen Bewertungen sprechen Bände.
Aber ich bin ja offen und ließ mich auf das Experiment ein. Freundlicherweise wurde auf dem Kronkorken darauf hingewiesen, dass der Öffner nicht zum Produkt gehört, zum Glück war ich vorbereitet und konnte das helle Öl Ljus Lager ohne den sonst bei Ikea nötigen Inbusschlüssel öffnen. Es zischte ordentlich und siehe da, in der Nase ist direkt nach Öffnen des Bieres noch eine Spur Aroma zu erahnen. Dann folgt aber das große Nichts. Wenn überhaupt ist es eher eine malzbetonte Angelegenheit, Hopfen ist quasi überhaupt nicht spürbar. Gegen leichte Biere ist bei derartigen Temperaturen ja durchaus nichts einzuwenden, aber das hier ist nahezu geschmacksneutral.
Aber vielleicht bin ich in letzter Zeit einfach zu verwöhnt worden, somit gab ich auch dem dunklen Öl Mörk Lager noch eine Chance. Der Eindruck des hellen Lagers bestätigt sich allerdings bei der dunklen Variante. Auch hier haben wir ein äußerst dünnes Gebräu, das einen minimal kräftigeren Malzkörper aufweist. Aber das kann auch Einbildung sein und man hat fast den Eindruck, dass es sich um das gleiche Bier im dunklen Gewand, handelt, das durch den beigefügten Farbstoff Ammoniak-Zuckerkulör (E150c) in ein dunkles Bier verwandelt wurde. Qualitativ schenken sich die beiden auf jeden Fall kaum etwas. An den ebenfalls auf dem Etikett angegebenen, aber nicht näher definierten Aromen wurde definitiv gespart.
Ich bin nun wahrlich kein Craft Bier Extremist, für den alles, was nicht aus einer Minimikrobrauerei stammt und nicht mindestens 60 IBU hat verabscheuungswürdige Industrieplörre ist. Aber das hier geht wirklich gar nicht. Bisher hatte ich immer Glück, und die beim Schweden gekauften Möbel waren ausnahmslos vollständig. Hier aber wirkt es, als ob die Basiszutaten für Bier größtenteils fehlen würden. Auf jeden Fall stehen lassen und vielleicht doch eher eine Limo kaufen, die hat mir nämlich deutlich besser geschmeckt.