Die erste richtige Etappe auf unserem Roadtrip durch Irland führte uns über den Ring of Beara, eine etwa 140 Kilometer lange Panoramastraße voller faszinierender Aussichten über die mal schroffe, mal liebliche Landschaft.
Der Ring of Beara ist so etwas wie der kleine Bruder des berühmten Ring of Kerry, den jedes Jahr Abertausende Irlandbesucher in Reisebussen und Autos umfahren, und den wir uns für den Folgetag vorgenommen hatten. Unter Kennern gibt es regelrechte Streitgespräche, welche der beiden Halbinseln denn nun reizvoller ist, bemerkenswert ist aber, wie unterschiedlich die Landschaft sich präsentiert.
Ein großer Vorteil des Ring of Beara ist auf jeden Fall, dass viel weniger Reisende unterwegs sind, daher war das für uns das ideale Geläuf, um uns an einen Roadtrip über die engen Straßen zu gewöhnen. Einen weiteren Vorteil stellt die Tatsache dar, dass hier aufgrund der engen Straßen keine Reisebusse fahren dürfen, somit erübrigt sich auch die Diskussion, ob man im oder gegen den Uhrzeigersinn fahren möchte, eine Frage, die auf dem Ring of Kerry durchaus interessant ist.
Ursprünglich wollten wir den Ring of Beara im Uhrzeigersinn fahren, aber wie es so ist, eine falsche Abfahrt und schon waren wir kurz hinter Kenmare auf der R571 gegen den Uhrzeigersinn unterwegs. Da es uns eigentlich völlig egal war, kehrten wir nicht um, und bereuten unsere Entscheidung zu keinem Zeitpunkt.
Einen ersten Stopp machten wir an den Cloonee Loughs, ein wunderbar friedfertiger Ort reinster Schönheit. Das sollte die schroffe Beara Halbinsel sein? Das war Irland wie im Bilderbuch! Nun gut, am Beginn der Reise waren wir sehr leicht zu begeistern, bei all den unfassbaren Landschaften, die noch folgen sollten, wurden wir dann doch etwas verwöhnt!
In Richtung Tuosist kürzten wir den Wild Atlantic Way etwas ab und fuhren über eine wirklich recht enge Straße zum Killmakilloge Viewpoint, von wo man einen herrlichen Ausblick über den an dieser Stelle recht engen Kenmare River hat.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Bunaw ging es zu den Derreen Gardens in der Nähe von Lauragh. Die großzügigen, ab 1870 vom 5. Marquis of Lansdowne angelegten Gärten sind eine grüne Oase, durch die einige schöne, teils sehr unterschiedlich angelegte Spazierwege führen. Von den verschiedenen Aussichtspunkten aus hat man wunderbare Ausblicke auf die Bucht und die gegenüberlegende Küstenlinie. Besonders beeindruckt haben uns die urzeitlich wirkenden Baumfarne, die man normalerweise nur aus botanischen Gärten kennt. Die 7 Euro Eintritt pro Person fanden wir gut investiert.
Das nächste Ziel sollte der Cashelkeelty Stone Circle sein, doch irgendwie sind wir, noch unerfahren, dem falschen Steinkreis-Schild gefolgt. Die Straße ins Innere der Halbinsel wurde immer enger, rechts erhob sich majestätisch der Tooth Mountain, es war schön, doch irgendwann beschlossen wir dann doch, dass es hier für uns wahrscheinlich keinen Steinkreis geben würde. Etwas mühsam wurde gewendet und weiter ging es die R571 entlang.
Ein wahrhaft faszinierender Ort ist Hag of Beara, ein Stein, in dem man mit etwas Phantasie den Kopf einer Frau mit wallendem Haar erkennen kann. Es handelt sich um eine mythologische Gestalt, die an dieser Stelle seit vielen Jahrhunderten auf ihren Mann wartet, und der man heute noch zahlreiche Geschenke darbringt, von Münzen bis zu einem Spielzeug-Cowboy.
Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich mit der Kilcatherine Church ein nicht weniger spiritueller Ort. Die verfallene mittelalterliche Kirchenruine erinnert an ein Kloster, das bereits im 7. Jahrhundert gegründet wurde. Wie so oft in Irland wurde die Ruine auf einem heiligen Ort in den folgenden Jahrhunderten als Friedhof weitergenutzt und es fällt auf, dass viele dieser Friedhöfe an Orten mit besonders schöner Aussicht liegen. Auch von der Kilcatherine Church hat man einen wundervollen Ausblick rund um den Ballycrovane Harbour.
Nach einem Abstecher zum Kenmare River Viewpoint ging es wieder auf die Hauptstraße, die rund um den Dooneen Viewpoint spektakuläre Ausblicke bietet. Die Zeit war nun schon recht weit fortgeschritten, und wir beschlossen schweren Herzens, die berühmte Seilbahn nach Dursey Island im Westen der Halbinsel auszulassen. Ich glaube die Bergische Maid hätte ich da eh nicht hineinbekommen.
Ich hatte natürlich langsam auch Hunger und so kehrten wir in Castletownbere im Jack Patrick ein, ein kleines Kaffee-Restaurant, das vor allem mit frischen Backwaren überzeugt. Mir stand jedoch der Sinn nach etwas Herzhaftem, und ich entschied mich für einen sehr guten Shepherd’s Pie. Zum Glück durfte ich den ausgezeichneten Zitronenkuchen meiner Gefährtin auch probieren! Zwei sehr freundliche ältere Ladies schmissen den Laden, den wir wirklich empfehlen können!
Das Städtchen selbst machte am frühen Nachmittag einen sehr verschlafenen Eindruck. Im Hafen sahen wir uns die Fischereiflotte an, nach einem kurzen Spaziergang setzten wir unsere Reise aber in Richtung Glengarriff fort. Da wir uns dort noch etwas umschauen wollten, ließen wir die Sehenswürdigkeiten im Süden von Beara aus, so entgingen uns zum Beispiel Dunboy Castle oder den Healy Pass mit seinem malerischen Wasserfall. Die R572 ist im Süden übrigens sehr gut ausgebaut, sodass wir sehr schnell vorankamen und am späten Nachmittag Glengarriff erreichten.
Das kleine Örtchen bietet einige Shops, Pubs und Restaurants, von hier aus kann man auch ein Boot zur Garteninsel Garinish Island nehmen, dafür waren wir allerdings etwas zu spät dran. Wir wanderten etwas entlang der kleinen, geschützten Bucht, die sehr malerisch ist. Die Seehundkolonie haben wir allerdings nicht gefunden.
Nun war es aber wirklich Zeit für die Rückkehr nach Kenmare. Den Ring of Beara können wir alle Besuchern nur wärmstens ans Herz legen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und wunderschön, größere Touristenmassen sind uns nirgendwo begegnet. Für uns war es ein wunderbarer Start in unseren Roadtrip, der am nächsten Tag auf dem Ring of Kerry weiterging.
Hier noch einmal die Übersicht über die einzelnen Etappen:
- Intro: Zwei Wochen auf dem Wild Atlantic Way
- Start in Kenmare
- Ring of Beara
- Ring of Kerry
- Dingle Peninsula bis nach Glin (bei Tarbert)
- Glin bis Doolin mit den Cliffs of Moher
- Doolin bis Galway mit einem Abstecher in den Burren
- Galway
- Aran Islands
- Galway bis Clifden
- Küste und Nationalpark Connemara
- Clifden bis Achill Island
- Achill Island bis Sligo
- Sligo bis Donegal bzw. bis zum Slieve League