Reisebericht: Wien in vier Tagen

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Riesenrad & Stephansdom

Wien 2016 01

Das Riesenrad im Prater

Das Riesenrad im Wiener Prater

Das Riesenrad im Prater gehört zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Wiens. Im Winter ist der Vergnügungspark im Prater zwar im Dornröschenschlaf, das Riesenrad verrichtet aber unbeirrt seinen Dienst. Die Schlangen halten sich in dieser Jahreszeit in Grenzen und auch die Gondeln selbst sind nicht so voll besetzt. Eine Fahrt ist eine Reise in die Vergangenheit, alles knarrt, die Holzverkleidung zieren unzählige eingeritzte Signaturen von Besuchern aus aller Welt. Von hier bietet sich ein wundervoller Blick über die Stadt, das gemächliche Tempo macht eine Fahrt auch für Menschen mit Höhenangst erträglich.

Stephansdom mit Schatzkammer & Katakomben

Der Stephansdom ist eine der zentralen Sehenswürdigkeiten und die wichtigste Kirche im an Gotteshäusern nicht armen Wien. Vor dem Eingang muss man sich erst einmal der unzähligen Ticketverkäufer in pseudohistorischen Kostümen erwehren, die einem Karten für Konzerte, Oper oder Operette andrehen wollen. Ist man aber erst einmal drin, zieht einen der ehrfurchtgebietende Innenraum gleich in seinen Bann. Der Hauptaltar wurde leider von einem riesigen Fastentuch verdeckt, das in ein merkwürdig pink-violettes Licht getaucht war.

Ohne Eintritt zu zahlen, kann man sich an den Seiten des Innenraums frei bewegen. Es ist aber absolut empfehlenswert, sich eine Führung mit Audioguide zu gönnen, wodurch man sich dann die kunstvolle Ausgestaltung der Kirche im Detail und aus der Nähe ansehen kann. Highlights sind u.a. der Wiener Neustädter Altar (1447), das Hochgrab Kaiser Friedrichs III. (errichtet 1463) und die mit unzähligen Feinheiten versehene Kanzel. Leider konnten wir den Nordturm mit der weltberühmten Pummerin, der größten Glocke Österreichs, wegen Renovierungsarbeiten nicht besichtigen. Den mühevollen Aufstieg zum Südturm, für den 343 Stufen zu bewältigen sind, wurde leider durch leidige Knieschmerzen vereitelt. Kurzfristig hatte ich mir ernsthaft Sorgen gemacht, dass der ganze Trip ins Wasser fallen könnte. Aber et hätt noch emmer joot jejange!

Der Stephansdom

Der Stephansdom

Ein Aufzug bringt die Besucher zum beeindruckenden Domschatz. Von der Westempore des Doms bietet sich außerdem ein wunderschöner Ausblick in den Innenraum. Zu sehen gibt es den Ober-St.-Veiter Altar aus der Werkstatt Albrecht Dürers und eine große Reliquiensammlung.

Eine absolute Empfehlung ist außerdem die Besichtigung der Katakomben, Angst vor Knochen sollte man allerdings nicht haben. Im älteren, jedoch renovierten Bereich, sind zahlreiche hochrangige Vertreter der Habsburger bestattet. Nun ja, genauer gesagt nur zum Teil. So recht einig war man sich offenbar nicht, welcher Kirche die Ehre zugestanden werden sollte, die Leichname zu beherbergen. Das Bestattungszeremoniell der Habsburger bot jedoch eine unkomplizierte Lösung an, denn die Toten wurden einbalsamiert, wozu ihnen die Eingeweide entnommen werden mussten. Diese wurden getrennt vom Körper in Urnen aufbewahrt, von denen sich nun unzählige unter dem Stephansdom befinden. Die Sarkophage mit den einbalsamierten Körpern sind in der Folge an anderer Stelle, meist in der Kapuzinergruft bestattet worden, die Herzen wiederum in der Loretokapelle der Augustinerkirche. Neben den Habsburgern wurden außerdem die Bischöfe und weitere Mitglieder des Domkapitels von St. Stephan in den Katakomben beigesetzt.
Wem das schon unheimlich war, sollte vielleicht besser nicht den neueren, ungleich düstereren Teil der Katakomben betreten. Weitverzweigte Gänge führen an großen Kammern vorbei. In manche von ihnen kann man durch kleine Öffnungen einen Blick auf den verstörenden Inhalt werfen. Die Räume sind teilweise bis unter die Decke gefüllt mit menschlichen Gebeinen, ein unfassbares Chaos des Todes. In insgesamt 30 Kammern sind über 10.000 Menschen begraben, mal sind die Knochen sorgsam aufgeschichtet, vor allem im Falle der Pesttoten der Stadt sind sie indes einfach von oben nach unten durcheinander geworfen. Diese unheimlichen und düsteren Einblicke üben aber auch eine unglaublich morbide Faszination aus.

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