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Wien ist in diesem Jahr nicht umsonst zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt worden. Die Donaumetropole bietet unzählige Sehenswürdigkeiten, die sich bei einem Kurztrip nur unzureichend ergründen lassen. Wir haben es natürlich trotzdem versucht, die Ergebnisse gibt es in unserem kleinen Reisebericht zu lesen.

Ausgelassen haben wir dort das Kulinarische, denn Wien bietet neben den Klassikern Schnitzel und Kaffee noch einige weitere Höhepunkte!

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Naschmarkt

Der Naschmarkt im 6. Bezirk, zwischen Linker und Rechter Wienzeile, ist der größte Markt Wiens. Schlendert man an den Ständen mit ihren kunterbunten, appetitlichen und exotischen Auslagen vorbei, könnte man meinen, der Naschmarkt habe seinen Namen von all den Leckereien, die einem von den Marktleuten zum Probieren angeboten werden. Der Name leitet sich jedoch von der ehemals verbreiteten Bezeichnung Aschmarkt ab. 1905 wurde der Markt offiziell umbenannt.
An den Ständen werden Obst, Gemüse, Backwaren, Fisch, Fleisch und Gewürze feilgeboten. Und man sollte die Kostproben der Händler ruhig annehmen. Neben den Marktständen bietet der Markt eine große Anzahl an Gastronomiebetrieben unterschiedlicher Richtung und Preisklasse.
Man erreicht den Naschmarkt am besten über die U-Bahn-Station Karlsplatz.

 

Schnitzelhauptstadt Wien

Wien und Schnitzel, das gehört zusammen wie Bud Spencer und Terence Hill oder Irland und grüne Wiesen. Das traditionelle Wiener Schnitzel aus Kalbfleisch gibt es an jeder Ecke, allerdings ist auch die Variante aus Schweinefleisch weit verbreitet. Meine erste Begegnung hatte ich im Salmbräu, dort serviert mit sehr buttrigen Petersilienkartoffeln und Preiselbeeren, wirklich vorzüglich! Als Vorspeise gab es dort eine ebenfalls sehr gute Leberknödelsuppe.

Glücklicherweise haben mir einige Wiener und/oder Wien-Insider ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben, wo man unter den unzähligen Gasthäusern authentische und gute Küche finden kann. So verschlug es uns nach dem Besuch von Schloss Schönbrunn ins Medl-Bräu (Linzer Straße 275), wo es neben hervorragendem Bier (s.u.) und Apfelsaft auch sehr preiswerte und herzhafte Küche gab. Wir saßen mitten unter Einheimischen an einem großen Tisch in der urigen Wirtsstube und der Laden war an einem Samstagabend schnell rappelvoll. Wir gönnten uns Grießnockerlsuppe, ein kleines, aber reichhaltiges Gulasch, die Hauspfanne mit Schweinsschnitzel, gegrilltem Rind- und Putenschnitzel mit Reis, Pommes, Pfefferoni und Zwiebeln sowie einen Mohr im Hemd zum Nachtisch. Nur zu empfehlen!

Ein zweiter Tipp eines echten Wieners war das Gasthaus Renner am Nussdorfer Platz. Dank der hauseigenen Schlachterei gibt es wunderbare Fleischgerichte, wir hatten ein Kalbsschnitzel und einen Zwiebelrostbraten. Dazu gab es Andechser Bier, der dunkle Bock hat ja gerade erst meinen Bockbiertest gewonnen!

Ganz allein haben wir den Schwabl Wirt aufgetan, der sich praktischerweise fast direkt vor unserer Haustür befand (Erdbergstraße 111). In urgemütlicher Atmosphäre gönnten wir uns ein Kalbsgulasch und ausgelöste Hühnerkeule gebacken mit einem ungemein guten Erdäpfel-Vogerlsalat (Kartoffel-Feldsalat), dazu als Nachtisch einen fantastischen Mohr im Hemd. Absolut zu empfehlen!

Mohr im Hemd

Hopfen & Malz

Schon bei den Schnitzeln habe ich zwei Lokalitäten erwähnt, die auch bekannt sind für vorzügliches, hausgebrautes Bier. Insgesamt standen acht Brauereien in Wien auf meinem Plan, geschafft habe ich letztendlich leider nur zwei. Ein Grund mehr, das Thema bald noch einmal zu vertiefen!

Medl BräuSowohl im Salm Bräu als auch im Medl Bräu habe ich ein ausgezeichnetes hauseigenes Märzen bekommen. Eine Besonderheit ist das sogenannte „Gemischte“, in den meisten Fällen werden hierfür ein Helles und ein Dunkles gemischt, um Frische und Hopfigkeit des einen mit der malzigen Süße des anderen zu kombinieren. Etwas anders ist das „Böhmisch G’mischt“ im Salm Bräu, dort wird der besondere Charakter bereits im Brauvorgang selbst erzeugt.

Für Craft Beer Liebhaber kann ich leider wenig berichten, dafür fehlte leider die Zeit. Ein Pflichtbesuch ist allerdings der Beer Lovers Store in der Gumpendorferstraße 35, einer der schönsten und bestsortierten Bierläden, die ich bislang besuchen konnte.

Kaffeehäuser

Was man sich in Wien nicht entgehen lassen sollte, ist ein Besuch in einem der berühmten Kaffeehäuser. Seit 2011 gehören sie zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe. Typisch sind u.a. die Tische mit Marmorplatte, ausgelegte Zeitungen und Zeitschriften und natürlich die Auswahl an Kaffeespezialitäten und Mehlspeisen.

Der Zufall führte uns in das Café Hawelka in der Dorotheergasse, das uns aber bereits im Vorfeld von Wienkennern empfohlen wurde. Der Stephansdom befindet sich fast um die Ecke. Es wurde 1939 von Leopold Hawelka gegründet und ist ein sogenanntes Künstlercafé. Das Hawelka ist nicht besonders groß und punktet mit plüschigen Sofas und sehr gemütlicher Atmosphäre. Berühmt ist das Café für seine Buchteln, die wir zugunsten eines Stücks Sachertorte allerdings nicht probiert haben.

An unserem letzten Tag statten wir dem Café Schwarzenberg am Kärntner Ring einen Besuch ab. Die Einrichtung stammt angeblich noch vom Ende des 19. Jahrhunderts. Das Schwarzenberg ist kein Künstler- oder Literatencafé wie das Hawelka, das Café Sperl oder das Café Central. Dort treffen sich eher Anzugträger und Geschäftsleute. Männer, die zu zweit an den Marmortischen sitzen, Unterlagen vor sich auf dem Tisch. Aber auch junge Frauen die eine Pause vom Shoppen brauchen und natürlich Touristen genießen Atmosphäre und einen Kaffee oder Tee.
Neben dem Hawelka und dem Schwarzenberger als typischen Aushängeschildern der Wiener Kaffeehauskultur besuchten wir noch etliche andere Cafés: Das Café im Donauturm bietet bei einigermaßen guter Sicht einen 360 Grad-Blick über die Donaumetropole. Das Café und das Restaurant brauchen etwa eine halbe Stunde für eine Umdrehung.
Das Café Gloriette in besagter Gloriette im Park von Schönbrunn hat zwar keine gute Akustik, genauer gesagt ist es ziemlich laut, aber wenn man den richtigen Platz erwischt, trinkt man seine Kaffee mit Blick auf Schloss Schönbrunn und darüber hinaus.

Wiener Kaffeespezialitäten

kaffeehausWer ein Wiener Kaffeehaus besucht, sollte auch eine der vielfältigen Cafékreationen bestellen. Ich schreibe hier extra „Café“, also mit der Betonung auf der zweiten Silbe, denn einen deutschen „Kaffee“, mit Betonung auf der ersten Silbe, sollte man in Wien nicht bestellen. Man riskiert dann vielleicht einen kritischen Blick vom Kellner und, was noch wichtiger ist, es sind ganz unterschiedliche Getränke.
Die meisten Wiener Cafés basieren auf einem starken Kaffee, in aller Regel Mocca. Die unterschiedlichen Kreationen unterscheiden sich dann in Kaffeemenge, Sahne, Mich, Milchschaum, Alkohol, Glas oder Tasse. Ich hatte mir vorgenommen, möglichst viele unterschiedliche Variationen zu probieren. Geschafft habe ich allerdings nur die folgenden sechs:

  • Die „Wiener Melange“ ist vermutlich die bekannteste Kaffeespezialität. Sie besteht aus einem Teil Kaffee und einem Teil Milch mit einer Haube aus geschäumter Milch.
  • Der „Kaffee verkehrt“ ist ein kleiner Mokka mit aufgeschäumter Milch, im Verhältnis ein Teil Kaffee, zwei Teile Milch.
  • Der „Einspänner“ wird in einem Glas serviert und besteht aus einem kleinen, starken Kaffee mit einer üppigen Schlagobershaube.
  • Der „Kapuziner“ besteht aus einem Mocca mit ein paar Tropfen flüssiger Sahne. Uns wurde er zusätzlich mit einer Schlagobershaube und Schokoladenpulver serviert.
  • Der „Franziskaner“ ist eine Melange mit Schlagobers statt der Milchschaumhaube.
  • Wer einen „Überstürzten Neumann“ ordert, erhält Schlagobers in einer Schale oder Tasse und den kleinen, starken Kaffee in einem extra Kännchen. Dann übergießt man die Sahne mit dem Kaffee. Insgesamt gilt für die Wiener Kaffeekreationen ganz klar das Motto „Probieren geht über studieren!“

Mehlspeisen

Zum Kaffee oder nach dem Essen darf es schon mal eine der köstlichen österreichischen/wienerischen Mehlspeisen sein. Ganz gegen unsere Art waren wir da insgesamt eher zurückhaltend. Wir probierten den wunderbar schokoladigen „Mohr im Hemd“, Topfenstrudel, Milchrahmstrudel, Kardinalsschnitte und die Sachertorte durfte natürlich nicht fehlen. Möchte man beispielsweise einen „Mohr im Hemd“ als Dessert genießen, so empfehle ich, den Hauptgang etwas kleiner ausfallen zu lassen.

Fazit

Schnitzel, Gulasch, Kaffee, Sachertorte – bei unserem ersten Wienbesuch hatten es uns vor allem die Klassiker angetan. Gute Erfahrungen haben wir mit Insidertipps gemacht, die oftmals etwas außerhalb der touristischen Highlights liegen, die aber mit dem hervorragenden öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen sind. Wien ist eine Stadt für Genießer und Feinschmecker, hier fühlten wir uns also sehr gut aufgehoben und freuen uns auf das nächste Mal!

Hier sei noch einmal an unseren ausführlichen Reisebericht „Wien in vier Tagen“ erinnert. Sehenswürdigkeiten sowie die hier genannten Restaurants und kulinarische Adressen (und noch einige mehr!) lassen sich auch gut auf folgender Karte nachverfolgen. Viel Spaß beim Entdecken!

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