Kino – And the winner is: Spotlight

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kino_projector_1280Viel wurde im Vorfeld der Oscarverleihung von The Revenant und dem möglichen ersten Oscar für Leonardo DiCaprio gesprochen, den dieser dann verdientermaßen mit nach Hause nehmen konnte. Auch die sechs Nominierungen für Mad Max wurden immer wieder hervorgehoben, aber erstaunlich wenig berichtet wurde über Spotlight. So waren viele einigermaßen überrascht, als das Reporter-Drama den Preis für den besten Film abstauben konnte.

Es war ein journalistisches Erdbeben, als der Boston Globe am 6. Januar 2002 eine Geschichte über pädophile Priester veröffentlichte, die nicht nur die Einzeltäter in den Blick nahm, sondern ein perverses System herausarbeitete, in dem die Katholische Kirche die Verbrechen über viele Jahrzehnte verschleierte. Spotlight erzählt von einem Reporterteam, das durch langwierige und präzise journalistische Arbeit nach und nach immer tiefer gehende Schichten eines unfassbaren Verbrechens freilegen konnte. Dem Team des Boston Globe wurde 2003 für diese Leistung der Pulitzer Preis verliehen.

Auslöser der Recherchen ist ein Wechsel in der Chefredaktion des Globe, ein nicht nur für Zeitungen immer besonders kritischer Moment. Marty Baron (Liev Schreiber) ermuntert seine Mitarbeiter gleich in seinem ersten Meeting, einen lange zurückliegenden Fall neu aufzurollen. Der Globe berichtete über den katholischen Geistlichen John Geoghan, der zahlreiche Kinder missbraucht hatte, aber immer noch in Amt und Würden war. Die Zeitung hatte den Fall, in den auch Kardinal Bernard Law verwickelt war, nicht weiter verfolgt. Baron setzte nun das Spotlight-Team, Reporter, die auf investigative Reportagen spezialisiert waren, darauf an. Walter Robinson (Michael Keaton: Birdman, Batman), Michael Rezendes (Mark Ruffalo: Can A Song Save Your Life?, Avengers: Age of Ultron), Sacha Pfeiffer (Rachel MacAdams: Sherlock Holmes, True Detective) und Matt Carroll (Brian d’Arcy James) merken schnell, dass sie bei dem Fall in ein Wespennest stoßen, am Ende weisen sie sexuellen Missbrauch bei fast 90 Priestern allein in der Diözese Boston nach und können belegen, wie tief Kardinal Law und die kirchlichen Strukturen in den Skandal verstrickt sind.

Der Film, inszeniert von Tom McCarthy,  ist auf der einen Seite ein eindringliches Drama über das globale Phänomen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in der Katholischen Kirche. Auf der anderen Seite ist er ein nicht minder leidenschaftliches Plädoyer für eine Art des Journalismus, die durch sorgfältige, meist langwierige Recherche Erkenntnisse zu gewinnen vermag, eine Arbeit, die in der schnelllebigen Welt heute in Vergessenheit zu geraten scheint. Das Diktum der Schnelligkeit, vor allem in Konkurrenz zu den Onlinemedien, hat in den Redaktionsstuben oftmals vergessen lassen, dass Journalismus ein Handwerk ist, das auf Verantwortungsbewusstsein und Präzision beruht. Mehr als einmal drängen die Reporter darauf, die Story zu veröffentlichen, doch der besonnene Chefredakteur behält das große Ganze im Blick, er will den ganz großen Fisch ins Netz bekommen, was schließlich auch gelingt.

Spotlight ist ein klassisch erzähltes Journalismus-Drama, das stellenweise an Die Unbestechlichen erinnert, den herausragenden und mit vier Oscars ausgezeichneten Film über die Enthüllung des Watergate-Skandals. Der Film ist immens spannend, selbst wenn man die wahre Geschichte kennt. Ein fantastisches Schauspielerensemble verkörpert die von der Wahrheitssuche getriebenen Reporter glaubwürdig, wie schön ist es zu sehen, dass Michael Keaton mit der „Wiederauferstehung“ in Birdman wieder zu alter Klasse zurückgefunden hat. Spotlight ist definitiv ein Film, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.

In Trier kann man Spotlight im Broadway sehen, der Boston Globe hat eine Seite mit vielen Infos und Dokumenten zusammengestellt!

Hier gibt es all meine Filmkritiken im Überblick!

Bild: Pixabay

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