Kino: The Hateful 8 & Anomalisa

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Die Oscarverleihung wirft weiter ihre Schatten voraus. Nachdem ich mit The Revenant, Creed & Star Wars zuletzt bereits Favoriten vorgestellt habe, gibt es hier mit dem neuen Tarantino und einem bemerkenswerten Animationsfilm zwei weitere Tipps.

The Hateful 8

…etwas Angst habe ich vom neuen Tarantino The Hateful Eight, denn ich weiß nicht, ob mich das Kammerspiel des Meisters wirklich drei Stunden zu fesseln vermag.

Wie konnte ich nur zweifeln? Ja, The Hateful Eight ist lang, sehr lang sogar, doch die knapp drei Stunden langweilen keine Sekunde. Während eines Blizzards stranden acht zwielichtige Gestalten in einem Kurzwarenladen mitten in der verschneiten Pampa auf dem Weg nach Red Rock. Darunter die Kopfgeldjäger Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) mit toter Beute und John Ruth (Kurt Russell) mit seiner quicklebendigen Gefangenen Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), auf die der Galgen wartet. Außerdem der designierte Sheriff (Walton Goggins) und Henker (Tim Roth) von Red Rock, ein greiser General (Bruce Dern) und zwei andere merkwürdige Reisende (Michael Madsen und Demián Bichir).

In der klaustrophobischen Enge der Hütte entwickelt sich ein blutiges und ziemlich krankes Kammerspiel mit absurden Wendungen, Rückblenden und typischem Tarantino-Irrsinn. Für drei Oscars nominiert hat sich vor allem die grandios aufspielende Jennifer Jason Leigh die Auszeichnung redlich verdient und auch Tim Roth glänzt in einer an Christoph Waltz erinnernden Rolle. Pointierte Dialoge und eine immer weiter eskalierende Handlung sorgen begleitet von der Musik Ennio Morricones (ebenfalls nominiert) für ein rauschhaftes Kinoerlebnis, einfach großartig!

Anomalisa

Charlie Kaufman ist ein Querkopf, doch gerade deshalb hat sein Animationsfilm Anomalisa gute Aussichten auf einen Oscar. Feel-Good-Movies sind seine Sache nicht, man denke nur an den merkwürdigen Liebesfilm Eternal Sunshine of the Spotless Mind oder das Meisterwerk Being John Malkovich.

In Anomalisa begleiten wir den erfolgreichen Supportmanager Michael Stone auf einer Geschäftsreise, auf der er sein aktuelles Buch präsentieren und andere Kundenberater zu Höchstleistung motivieren soll. In seiner Branche ein Star, spiegelt die Einsamkeit des Hotels nur sein ebenso tristes Innenleben. In einer eintönigen Welt, im Film durch den Kunstkniff umgesetzt, dass alle Personen von derselben (männlichen) Stimme gesprochen werden, blitzt plötzlich und unerwartet ein Funken Leben auf. Nachdem ein Treffen mit einer Ex-Geliebten furchtbar in die Hose gegangen war, vernimmt Stone die Stimme einer Frau und er macht sich im Hotel auf die Suche nach Lisa, die mit einer Freundin ebenfalls wegen Stones Vortrag in die Stadt gereist ist. Lisa ist anders, eben Anomalisa und letztendlich landen beide im Bett.

Michael Stone ist alles andere als ein Sympathieträger, sein depressiv-kaltes Wesen prägt die Stimmung des Films. Auch der ausführlich gezeigte Liebesakt kann trotz aller Hoffnung, die Stone in seine Zufallsbekanntschaft legt, keine Wärme transportieren. Vielleicht wirkt der Akt deshalb realistischer und vielleicht sogar menschlicher als der üblicherweise auf Leinwänden zu sehende Matratzensport, selbst wenn es sich nur um Puppen handelt.

Nach dem erwartet ernüchternden Ende lässt Anomalisa den Zuschauer etwas ratlos zurück. So richtig in den Bann ziehen konnte er mich nicht, was vielleicht als gutes Zeichen für meinen Gemütszustand zu werten ist…

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