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So wenig Filme wie im Jahr 2015 habe ich seit langem nicht gesehen, richtig überzeugt hat mich das Jahr weder in der Breite wie in der Spitze. Details hierzu werde ich demnächst einmal nachliefern. Doch das neue Jahr hatte gleich einige Hochkaräter zu bieten, daher will ich euch zumindest einige Highlights nicht vorenthalten. Bald wird es auch wieder vollständige Reviews geben, allerdings nicht mehr bei 5vier, wo ich in den vergangenen Jahren ja regelmäßig berichten konnte. Über die Gründe können wir uns gerne mal bei einem Bier unterhalten…

Star Wars – Das Erwachen der Macht

So richtig elektrisiert war ich im Vorfeld nicht, der nervige Hype war allgegenwärtig und die Prequel-Trilogie zur Klassikerreihe hatte mich doch sehr desillusioniert („Mesa called Jar-Jar Binks. Mesa your humble servant“). Das Erwachen der Macht beginnt nun einige Jahrzehnte nach Episode 6. Die Helden sind gealtert, die Machtverhältnisse aber ähnlich gelagert. Immer noch kämpfen Rebellen gegen die dunkle Seite der Macht und sogar ein neuer, natürlich noch größerer Todesstern wurde gebaut. Optisch in schickem Retrostyle entwickelt sich trotz der Parallelen eine spannende Story, was vor allem an einer Frischzellenkur bei den Darstellern liegt. Im Zentrum stehen Stormtrooper-Deserteur Finn und die hübsche Schrottsammlerin Rey, die im Besitz eines knuffigen Droiden sind, der ein Fragment einer geheimnisvollen Karte gespeichert hat. Durch diese Karte werden sie zu Gejagten, denn die Karte führt direkt zum verschollenen Luke Skywalker. Das Erwachen der Macht bietet solide Science-Fiction Kost, die durch die Auftritte von Han Solo, Prinzessin Leia und anderen Stars der Originalfilme durchaus Spuren des legendären Mythos erahnen lässt. Auf alle Fälle ist es ein qualitativer Quantensprung gegenüber den völlig vergeigten Episoden 1–3.

The Revenant

Birdman war für mich der unangefochtene Gewinner des Kinojahrs 2015 (jaja, erschienen ist er schon 2014, aber ich habe natürlich wie immer etwas gebraucht…) und so war die Vorfreude auf das neue Werk des mexikanischen Ausnahmeregisseurs Alejandro González Iñárritu natürlich riesengroß! The Revenant wurde mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet und sahnte sagenhafte drei Golden Globes und zwölf Oscar-Nominierungen ab. Und tatsächlich ist The Revenant ein bahnbrechendes Kinoereignis, knallhart, grandios gespielt und mit fantastischen Naturaufnahmen. Leonardo DiCaprio hätte aufgrund seiner Vielseitigkeit schon längst einen Oscar verdient, diesmal könnte es wirklich soweit sein. Der Film basiert auf der schon vielfach erzählten wahren Geschichte des Trappers Hugh Glass (etwa 1783–1833). In Diensten grobschlächtiger Felljäger wird er erst von einem riesigen Bären buchstäblich in Stücke gerissen, wenig später lebendig begraben und nach erfolgreicher Selbstbefreiung einen tosenden Fluss hinabgespült. In miserablem körperlichen Zustand ist sein einziges Ziel, den Mörder seines Sohnes zu töten (ein ebenfalls großartiger Tom Hardy ist auch für den Oscar nominiert). Dabei geht er einen Passionsweg, der stellenweise dann doch etwas arg übertrieben erscheint, so sehr lässt Iñárritu seinen Star leiden. Auch die Schauspieler selbst mussten an ihre Grenzen gehen, denn gedreht wurde das Epos in der freien Natur unter schwierigsten Bedingungen. So entstanden faszinierende, geradezu hypnotische Bilder des Kampfs eines Mannes mit sich selbst, gegen und mit der Natur und seinen Feinden. Gnadenlos brutal und nichts für schwache Nerven, muss man gesehen haben!

Creed

Neben Leo DiCaprio könnte auch Sylvester Stallone auf seine alten Tage doch noch einen Oscar gewinnen, denn in Creed liefert er in seiner Paraderolle als Rocky Balboa eine hervorragende Leistung ab. Im Gegensatz zu einigen Sequels des legendären Boxerfilms (für den Sly ebenfalls schon für den Oscar nominiert war), ist Creed ein würdiger und nachdenklicher Nachfolger. Rocky ist alt geworden und nach dem Tod seiner geliebten Frau Adrian und seines Freunds Paulie kampfesmüde. Dies ändert sich jedoch, als plötzlich ein junger Mann in seinem Restaurant steht, der sich als Sohn seines legendären Gegners Apollo Creed entpuppt und von Rocky trainiert werden will. Nach anfänglichem Widerstand übernimmt Rocky die Verantwortung und führt seinen Schützling bis zu einem für diesen viel zu frühen WM-Kampf in England. Der von Michael B. Jordan gespielte Adonis Creed lernt von Rocky neben den boxerischen Fähigkeiten viel über sich selbst, doch auch der gealterte Weltmeister schöpft durch ihn neuen Lebensmut, den er auch dringend gebrauchen kann.
Creed ist ein Film, der in einer klar definierten Tradition steht, wer realistische Darstellungen von Boxkämpfen erwartet, ist hier sicherlich falsch. Dennoch ist er mehr als ein Sport- und Boxfilm, erzählt er doch eine Geschichte, die in ihrer Ernsthaftigkeit immer wieder an Teil 1 erinnert. Nicht die schlechteste Reminiszenz und so ist Rocky’s Legacy, wie es so schön im deutschen Subtitel heißt, tatsächlich ein würdiger Erbe des großen Vorfahren.

Vor den Oscars geht es auf der Leinwand Schlag auf Schlag und so werde ich in den kommenden Wochen wohl noch einiges zu sehen bekommen. Ich freue mich schon sehr auf den Animationsfilm Anomalisa, etwas Angst habe ich vom neuen Tarantino The Hateful Eight, denn ich weiß nicht, ob mich das Kammerspiel des Meisters wirklich drei Stunden zu fesseln vermag. Ich werde berichten!

Eine Übersicht über alle bisher erschienen Filmkritiken gibt es hier!

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