Nach mehr als drei konzertfreien Wochen stand nun endlich das erste Konzertereignis des Jahres 2016 auf dem Programm. Und wer könnte das Jahr besser eröffnen als Feine Sahne Fischfilet, die diesmal mitten in der saarländischen Provinz ein umjubeltes Gastspiel im Rahmen ihrer Straßenabi-Tour gaben.

Zurück aufs Dorf: Feine Sahne-Sänger Monchi wirkte sehr zufrieden, als er seinen Blick durch die prall gefüllte Römerhalle in Dillingen wandern ließ. „Wir sind froh, dass wir nicht nach Saarbrücken gegangen sind, sondern uns für die Provinz entschieden haben“, ließ er die Anhänger wissen und tatsächlich zeigte der enorme Zuspruch, wie sehr man auch außerhalb der großen Städte mit einem ungleich höheren kulturellen Angebot nach authentischer Musik und Unterhaltung dürstet.

Organisiert wurde das Konzert von Rock gegen Rechts aus Saarlouis mit einigen linken Initiativen der Region und so wurde neben dem eigentlichen Konzert noch ein Infoabend angeboten, der über Nazistrukturen vor allem im Saarland informierte und der auch sehr gut angenommen wurde. Leider war ich spät dran und musste einen anderen Zug nehmen als geplant, so bekam ich die Vorträge nur noch am Rande mit. Aber eine feine Sache, dass Unterhaltung und Information hier so sinnvoll verknüpft wurden.

Der musikalische Abend wurde eröffnet von Akktenzeichen, einem Duo aus Rostock, das Rock und Punkrock-Klassiker mit Akkordeon und Gitarre interpretierten. Gleich zu Beginn hatten sie mich mit dem 4 Promille Gassenhauer „Ich werd‘ mich ändern“ gleich eingefangen und der Mitsingfaktor war bei den allgemein bekannten Hosen, Ramones, Oasis oder Betontod Songs durchaus gegeben. Selbst Monchi sang vor der Bühne fleißig mit.

Der Auftritt von Feine Sahne Fischfilet ließ dann auch keine Wünsche offen. In kürzester Zeit kochte die Halle, im Moshpit war es zwar stellenweise sehr glatt, aber man gab vorbildlich auf sich acht und immer wieder enterten die Anhänger die Bühne und feierten sich selbst wie auch die Band. Ermahnende und treffende Worte richtete Monchi dann an die Meute und erinnerte sie, dass „links sein“ keine Partyattitüde sein darf und es niemandem etwas bringt, bei Konzerten den wilden Alerta-Alerta-Antifaschisten zu geben, dann aber auf der Straße den Schwanz einzuziehen. Trotzdem ist es natürlich beruhigend zu sehen, dass in Zeiten, in denen der Alltagsrassismus wieder gesellschaftsfähig ist, viele hundert vor allem junge Menschen zu einer solchen ja durchaus weltbildprägenden Veranstaltung gehen, sich informieren und die eigene Haltung weiterentwickeln.

Bei aller Politik stand aber natürlich auch der Spaß im Vordergrund. Aufblasbare Killerwale wurden dem Publikum zum Quälen übergeben (wenn das Sea Shepherd sieht…), ein wenig Pyro gezündet und je länger das Konzert dauerte, desto chaotischer entwickelte es sich. Man merke: Pogo auf der Bühne und Technik stehen nur selten in Einklang miteinander! Aber egal, Spaß hat es gemacht, aber nichts anderes hatte ich erwartet.

Die Halle selbst hatte zwar irgendwie Turnhallenatmosphäre, die Organisatoren hatte aber alles dafür getan, den Abend für alle so angenehm wie möglich zu gestalten. Alles sehr entspannt mit humanen Preisen und sehr netten und vor allem engagierten Leuten, so muss das sein. Im Innenhof sorgte Saarbucks für die vegane Verpflegung und ich hatte einen wirklich ungemein leckeren Burger. Das alles noch Non-Profit und für einen guten Zweck, kann ich nur empfehlen.

Auf dem eisigen Fußweg zurück zum Bahnhof ließen sich dann auch keine Nazigruppen erspähen, hier gab es ja schon ein paar Befürchtungen, dass sie sich die Gelegenheit zum Austausch mit politischen Gegnern nicht entgehen lassen würden. So kam ich mit ordentlich Klingeln im Ohr, frischem Pfefferminzatem und guter Laune wieder in Trier an, die gestern zum ersten Mal patrouillierende Bürgerwehr war da bestimmt schon lange im Bett.

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