Auch wenn der Winter noch immer nicht richtig aus den Puschen kommt, kann einen die Erinnerung an den Sommer durchaus erwärmen. Daher gibt es hier eine vergleichsweise olle Kamelle aus dem letzten Sommerurlaub im wundervollen Sizilien (hier geht es zum ausführlichen Reisebericht). Im Vergleich zu unserem Besuch in Sardinien vor zwei Jahren scheint sich in Italien einiges in Bezug auf die Biervielfalt getan zu haben. Oder damals ist es mir schlicht und ergreifend entgangen. In vielen Supermärkten gibt es eine erstaunliche Menge an nationalen Big-Playern (Perroni, Poretti, Nastro Azzurro) und internationalen Importbieren, aber eben auch sehr häufig ein Spezialitätenregal, wo sich mit etwas Glück auch die Erzeugnisse aus italienischen Kleinbrauereien finden lassen. Da es aber auch ausgezeichneten Wein gibt, konnte ich nicht soviel probieren wie erhofft, ein paar Eindrücke möchte ich euch aber nicht vorenthalten!
Mastri Birrai Umbrai – Cotta 74
Das Dunkle kommt in einer sehr schmucken 0,75 l Flasche mit Kronkorken und Bügelverschluss daher. Es sieht sich in der Tradition der Abteibiere und enthält neben verschiedenen Röstmalzen auch Linsen (zumindest wenn mich da mein Italienisch nicht täuscht). Die Farbe ist nicht ganz so kräftig wie erwartet und auch der Schaum fällt recht schnell in sich zusammen. Geschmacklich ist das Bier recht leicht, der versprochene Körper ist eher schwachbrüstig und fast schon etwas wässrig. Noten von Karamell und dunkler Schokolade werden versprochen, sind aber eher nur zu erahnen. Mit 6 % Alkohol ein angenehmes Terrassenbier, aber sicherlich keine Geschmacksexplosion.
Birrificio della Granda
Das Birrificio della Granda wurde im Jahr 2011 in Lagnasco in der Provinz Cuneo (Piemont) im Nordwesten Italiens gegründet. Braumeister Ivano Astesana kreiert verschiedene Ales mit starkem Charakter und mit starkem Bezug zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen seiner Region. Drei Biere passten noch in den Koffer und konnten so auf dem spätsommerlichen Balkon in Trier genossen werden. Und siehe da: Die Urlaubsmitbringsel entfalteten sich auch außerhalb ihrer Heimat.
EssenziAle
Im Glas entfaltet sich eine helle, aber trübe Farbe sowie eine üppige Schaumkrone. Auch wenn laut Etikett nur mit 27 IBU ausgestattet, sind die Bitternoten gerade zu Beginn sehr ausgeprägt. Recht viel Kohlensäure macht das EssenziAle zu einem spritzigen Vergnügen mit üppiger Fülle, eine prägnante Hopfennote sorgt für ausreichendes Spiel im Geschmackslexikon.
PassionAle Blanche
Auch hier bildete sich sehr viel Schaum im Glas, in die Nase steigen aber gleich die für ein Witbier typischen Noten von Getreide und Gewürzen. Aber alles in homöopathischen Dosen, das PassionAle hat ein sehr sanftes Gemüt und ist sehr süffig. Für mich fehlte da fast schon etwas der Charakter, für mich das Schwächste der drei getesteten Biere. (5,0 % vol., 15 IBU)
AbbaziAle Dubbel
Auf das üppige Schäumen war ich diesmal vorbereitet… Eine angenehme Malznote und ein mittelkräftiger Körper prägen dieses Dubbel belgischer Tradition. Laut Website vom Steampunk-Orden gebraut, cool, dem würde ich auch beitreten.
Bier und Wein?
Auffällig ist, dass auch in den Restaurants und Pizzerien Bier eine deutliche Aufwertung erfahren hat. Eigentlich immer findet sich neben der traditionell ausführlichen Weinkarte auch eine Karte mit Bierspezialitäten. Wählt man zum Beispiel ein belgisches Leffe in der Großflasche, kommt der Kellner an den Tisch und zelebriert das Öffnen der Flasche genau wie bei Wein und Prosecco. Eine interessante Entwicklung, die ich mir mit ein paar interessanteren Bieren als denn bekannten AB InBev Großmarken auch bei uns wünschen würde.