Der Blesius Garten in Olewig ist für Bierfreunde schon lange kein Geheimtipp mehr. Zum zweiten Mal veranstaltete Kraft Bräu nun das Trierer Bierfestival und nach dem tollen Start im Vorjahr wurde diesmal noch eine ordentliche Schippe draufgelegt. Fünfzehn Brauereien präsentierten mehr als einhundert erlesene Bierspezialitäten und beantworteten ausführlich die Fragen der zahlreichen Besucher. Ein Fest von Bierfreunden für Bierfreunde.
Ein besonderes Element des aktuellen Trends zu Craftbieren ist der Zusammenhalt der Brauer und daher hatte man vielfach den Eindruck, sich auf einem Familientreffen zu befinden. Immer wieder gesellten sich die Hopfenmagier an den Stand der Mitstreiter, probierten sich durch das Sortiment und fachsimpelten. Eine ähnliche Entwicklung, die man heute auch bei vielen jungen Winzern beobachten kann, die sich zusammenschließen und Kräfte bündeln, statt sich abzuschotten und im Konkurrenzkampf aufzureiben.
Der Qualität kommt dies auf alle Fälle zugute und so präsentierten sich die im liebevoll und gemütlich hergerichteten Blesius Garten angebotenen Biere auf allerhöchstem Niveau. Auch wenn ich mir wie gewohnt einige Mühe gab, so konnte ich dann doch nur einen Bruchteil des Angebots wirklich probieren. Ausgelassen habe ich beispielsweise die Lokalmatadoren von Petrusbräu, auch wenn die der Jahreszeit angemessen sogar ein Glühbier im Angebot hatten. Das aktuelle Saisonbier, ein Lemon Drop Lager, konnte ich bereits beim Herbstfest verkosten, jetzt steigt die Vorfreude auf den Winterbock, der in einigen Wochen fertig sein dürfte.
Bierzauberei (Österreich)
Meine Erkundungen begann ich am Stand von Günther Thömmes, der in der Bierzauberei aus Brunn am Gebirge in Niederösterreich ganz hervorragendes Bier braut, das mich schon im Vorjahr absolut überzeugt hat. Ich probierte eine Gose sowie die Hexenritt Powergose. Kommt die „normale“ Gose noch leicht und frisch daher, ist bei der limitierten Powergose deutlich mehr los im Glas. Sehr lecker! Ebenfalls sehr empfehlenswert war das Dark Imperial Ale mit einer kräftigen Gewürznote.
Kühn Kunz Rosen (Mainz)
Weiter ging es am Stand von Kühn Kunz Rosen aus Mainz. Beim Festival der Bierkulturen in Köln hatte mich das Mystique IPA schon voll und ganz überzeugt und auch diesmal war ich absolut begeistert. Begonnen hatte ich aber mit einem Belgisch Wit, das sehr gut war, aber so ganz mein Stil ist Wit einfach nicht. Später am Abend kehrte ich noch einmal an den Stand zurück und probierte auch noch den hervorragenden Tonka Bock.
Brauhaus Zils (Naurath/Eifel)
Die Nachbarn aus der Eifel waren für mich vielleicht sogar die Gewinner des Abends, was einmal an den sehr guten Bieren, zum anderen aber auch an den sehr netten Mitarbeitern lag. Und leicht hatten sie es nicht mich zu überzeugen, denn ich startete mit einem persönlichen Problemfall, nämlich einem Rauchbier. Damit tue ich mich traditionell schwer und auch diesmal dauerte es wieder etwas, bis ich mich an den doch sehr eigenen Geschmack gewöhnt hatte. Spätestens beim zweiten Glas hatten sie mich aber im Sack, das Rauchbier ist für Einsteiger in die Materie voll und ganz zu empfehlen, ist die Rauchnote doch nicht ganz so stark wie bei bekannten Vertretern aus Bamberg. Etwas zugänglicher präsentierte sich das Harvest Ale mit einem leichten, aber keineswegs störenden Bananenaroma.
Craftwerk (Bitburg)
Nachdem ich im Vorjahr das Craftwerk aus Bitburg fahrlässigerweise ausgelassen hatte, traf ich mich diesmal zumindest auf einen kurzen Plausch mit Braumeister Stefan Hanke, der mich Ende letzten Jahres in die Brauerei eingeladen hatte und wo ich einen sehr lehrreichen und interessanten Nachmittag mit einem tollen Gastgeber verbringen durfte. Da gab es dann auch einige Spezialitäten zu probieren und manche der auf dem Festival angebotenen Biere kannte ich demnach schon. Zum Auffrischen der Geschmackserinnerung probierte ich noch einmal das Hop Head IPA. Hier muss ich die Vorräte demnächst auf jeden Fall wieder auffüllen, denn auch wenn beim ein oder anderen Craftbier-Puristen dem Craftwerk aufgrund der Konzernanbindung häufig unnötig reserviert gegenübergetreten wird, sprechen die Biere für sich. Und Hopfenguru Hanke hat sicherlich wieder die ein oder andere Überraschung in petto.
Riegele (Augsburg)
Zu Augsburg habe ich ja bekanntermaßen eine besondere Verbindung und auch die Riegele Brauerei musste sich schon mehrfach meines durstigen Besuchs erwehren. Ein Besuch am Stand war demnach Pflicht. Vom Fass gab es den von mir hochgeschätzten Ator (auch in der gestachelten Variante) sowie das leckere Kellerbier. Dazu noch eine ganze Reihe an Spezialitäten, mit denen ich erst kürzlich mein Kellerregal neu befüllt habe. Durch die Bank tolle Biere, die mich jedes Mal aufs Neue begeistern!
Sander Braumanufaktur (Worms)
Sehr ausgefallene Biere gab es am Stand von Sander aus Worms zu probieren. Auch wenn mich der Weizendoppelbock nicht restlos überzeugen konnte, so hat mich die Cuvee PS sehr begeistert. Hierbei handelt es sich um eine Cuvee aus einem Baltic Porter und einem Stout, gereift im Eichenfass. Sehr geil!
Riedenburger Brauhaus
Erstmals begegnet sind mir die Biere aus Riedenburg im örtlichen Biomarkt und daher waren mir Doldensud, Sommersud und Emmerbier bereits bekannt. Somit beschränkte ich mich hier auf das Dolden Dark Porter, was für meinen Geschmack noch einen Tick kräftiger hätte sein dürfen. Aber ein solides und sehr süffiges Bier!
Kraft Bräu (Trier)
Es ist wirklich Wahnsinn, was sich in den letzten beiden Jahren in Olewig getan hat. Der Kreativität des Teams um Braumeister Sebastian Nguyen scheint kaum Grenzen gesetzt, ständig erscheinen neue Kreationen und das Team wirkt auch didaktisch auf das lernwillige Volk in der Bierdiaspora. Regelmäßig veranstaltete thematische Tastings und eben das Bierfestival stoßen auf großes Interesse und wecken das Bewusstsein, das Bier mehr sein kann als Pils und Weizen.
Für das Bierfestival hatte ich mir ein echtes Schmankerl für den Schluss aufgehoben, nämlich ein Eisbock IPA. So etwas hatte ich noch nie gesehen und es war wirklich der Hammer. Nichts für jeden Tag, aber genau mein Ding. Einfach top!
Es bleibt zu hoffen, dass sich das Bierfestival zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickelt und nichts von seiner ganz eigenen, gemütlichen Atmosphäre verliert. Tolles Essen (wir hatten einen Pulled Pork Burger und den pikanten Dock Hot), sehr sorgfältig ausgewählte, tolle Brauereien, gedämpfte Musik und ausreichend Wärme, so macht das einfach Spaß!