Hamburg ist sicherlich eine der fotogensten Städte Deutschlands. An allen Ecken gibt es etwas zu sehen oder abzulichten. Allein am Hafen mit seinen eindrucksvollen Kränen und Industrieanlagen sowie modernen und historischen Gebäuden kann man Stunden und Tage verbringen, und hat noch längst nicht alles gesehen. Grund genug, nach dem Besuch im Februar im Sommer noch einmal anzurücken, diesmal mit einer etwas umfangreicheren Ausrüstung.
Vorbereitung
Ich liebe es, ziellos durch die Straßen zu streifen, eine Stadt zu Fuß zu erkunden und auf mich wirken zu lassen. So machte ich es bei meinem ersten Kurzbesuch vor ein paar Jahren und ebenso bei meiner Geburtstagstour im Februar. Diesmal wollte ich mich aber etwas besser vorbereiten und gezielter auf Motivsuche gehen. Eine große Hilfe war dabei die tolle Website Hamburger Fotospots, wo man unzählige reizvolle Orte mit vielen nützlichen Informationen hinsichtlich Sonnenstand usw. findet. Auch die Gespräche mit Willi von nightside waren sehr hilfreich, der ebenfalls schon häufiger in der Elbmetropole unterwegs war und tolle Fotos gemacht hat.
Ausstattung
Von Trier nach Hamburg mit dem Zug, das heißt auf der einen Seite viele Freiheiten was das Gepäck angeht, auf der anderen Seite aber eine lange Fahrt mit vielen bahnbedingten Unwägbarkeiten. Und es war ziemlich furchtbar, vor allem die Rückfahrt war sehr nervenaufreibend. Aber egal, kaum in Hamburg angekommen, schaltet man in den Großstadtmodus und die Mühen der Anfahrt sind sofort vergessen. Im Hotel wurde erst einmal die Fotoausrüstung umgepackt, mit folgender Ausstattung sollte auf die Motivjagd gegangen werden:
- Nikon D7200
- Tamron SP AF 17-50mm 2,8 Di II VC Objektiv
- Stativ
Pünktlich zur Abreise suchte ich vergeblich meinen Kameragurt, den ich wegen eines Testlaufs mit dem Stativ bei Nacht abgenommen hatte. Von da an hatte ich als stadtbekannter Grobmotoriker vor allem auf den Fähren panische Angst, bei der kleinsten Welle die Kamera in die Elbe zu schmeißen. Aber erstaunlicherweise ging alles gut, und der Gurt ist mittlerweile wieder aufgetaucht.
Der Hafen
Bei der Wahl des Hotels war eins klar: Preis und Ausstattung sind sekundär, aber Hafennähe ist Pflicht! Da ich mich in St. Pauli und der nahe gelegenen Schanze sehr wohl fühle, kehrte ich schließlich in der Simon von Utrecht Straße ein, in direkter Nähe zum Millerntorstadion. Aber ich war ja nicht zum Fußballgucken da.
Der Hamburger Hafen zieht mich geradezu magisch an, ein Sehnsuchtsort vom Feinsten. Bei allem Trubel findet sich immer wieder ein Ort, wo man in Ruhe sein Bier trinken und den Schiffen und Arbeiten im Hafen zusehen kann. Damit könnte ich Stunden verbringen! Eine Hafenrundfahrt gehört natürlich zum Standardrepertoire eines jeden Hamburgbesuchs und das Angebot ist vielfältig. Ich würde eine der etwas längeren Touren inklusive der Speicherstadt empfehlen, hier kann man sich schon einmal einen guten Eindruck über lohnende Ziele verschaffen und mit etwas Glück kommt man sehr nahe an die großen Pötte heran. Zweimal bereits hatte ich das Glück, die Eclipse im Dock zu sehen, das geradezu legendäre Schiff des Chelsea-Bosses und Oligarchen Roman Abramowitsch.
Diesmal verzichtete ich auf die touristische Hafenrundfahrt und nutzte ausführlich die Elbfähren, die zum ÖPNV gehören und mit denen man bspw. mit einem Tagesticket für 6 Euro wie man will quer durch den Hafen schippern kann. Über Finkenwerder fuhr ich zur Haltestelle Rüschpark, von dort führt ein Fußweg zu einem kleinen Aussichtsturm, von dem aus aus man auf der einen Seite den Hafen in der Ferne und auf der anderen Seite das große Airbus-Werk sieht. Häufiger als gedacht starten und landen dort die Maschinen, während auf der Elbe die Containerschiffe an einem vorüberziehen.
Vom Rüschpark aus geht es auf die andere Seite nach Teufelsbrück, wo man Zugang zum Jenischpark hat (s. u.). Oder man fährt wieder zurück nach Finkenwerder und von dort zurück zu den Landungsbrücken führt, denn auf dem Weg gibt es noch lohnenswerte Ziele. Das Bubendey Ufer bietet man nach einem kleinen Marsch einen sehr interessanten Blick direkt in den Containerhafen. Auf der anderen Uferseite lohnt der Museumshafen Oevelgönne definitiv einen Zwischenstopp. Neben den historischen Schiffen laden zahlreiche Terrassen zum Verweilen ein und der wundervolle Elbstrand Oevelgönne ist nur einen kleinen Spaziergang entfernt. Sehr chillige Atmosphäre, ein Hammerausblick, einfach Entspannung pur.
Und auch die nächste Haltestelle bietet ein tolles Motiv. Das Dockland Bürogebäude in Form eines Schiffes ist absolut beeindruckend und von der Aussichtsplattform auf dem Dach zeigt sich der Hafen in voller Pracht.
Landungsbrücken
Die Landungsbrücken gehören zu den zentralen Anlaufpunkten der Stadt und sind ein absoluter touristischer Hotspot. Hier isst man sein Fischbrötchen, besteigt eine der Hafenfähren oder erwehrt sich den unzähligen Kapitänen, die einen in ihre Barkassen locken wollen. Einen herrlichen Ausblick auf die Landungsbrücken, vor allem bei Nacht, bietet der Vorplatz der Jugendherberge Auf dem Stintfang (direkt erreichbar von der Haltestelle Landungsbrücken).
Ebenfalls direkt an den Landungsbrücken befindet sich der Eingang in den Alten Elbtunnel, der unter der Elbe zur Halbinsel Steinwerder führt. Viel gibt es auf der anderen Seite, abgesehen vom Blick auf die Landungsbrücken selbst, nicht zu sehen, aber allein der Weg durch die alte Tunnelröhre selbst ist ein Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Weitere beliebte Fotomotive sind die beiden Museumsschiffe Cap San Diego und Rickmer Rickmers, von hier bieten sich vor allem in der Dunkelheit reizvolle Blicke auf die beleuchteten Musicalgebäude am gegenüberliegenden Elbufer. In fußläufiger Entfernung zu den Landungsbrücken erreicht man schnell weitere Attraktionen wie den Fischmarkt, die Speicherstadt oder das Portugiesenviertel. Ist man schon zu weit gelaufen, kann man sich ein paar Meter sparen und in die oberirdisch verlaufende U-Bahnlinie 3 zwischen St. Pauli – Landungsbrücken – Baumwall springen. Hafenblick und den ein oder anderen Straßenmusiker inklusive.
Speicherstadt
Vor allem in den Abendstunden bietet die kunstvoll illuminierte Speicherstadt einen eindrucksvollen Anblick. Eine ideale Atmosphäre für schöne Fotos, was sich allerdings schon lange herumgesprochen hat. Ein klassisches Hamburgmotiv ist der Blick von der Poggenmühlenbrücke auf das Wasserschloss. Um die blaue Stunde herum genossen zahlreiche Fotografen, teilweise mit geführten Fototouren unterwegs, den spektakulären Ausblick. Ein vorbeifahrender Barkassenkapitän konnte sich den schnippischen Kommentar nicht verkneifen, dass es bestimmt einfacher sei, eine Postkarte zu kaufen. Unsinn, selbst ist der Mann! Da der frühe Vogel bekanntlich den Wurm fängt, hatte ich die Poleposition in der Brückenmitte erobert und so spielte ich ganz versunken über eine Stunde mit Belichtungsreihen herum.
Einen weiteren herrlichen Anblick bieten die beleuchteten Lagerhäuser, von den zahlreichen Brücken aus eröffnen sich immer wieder neue und spannende Perspektiven, zum Beispiel auf die Hauptkirche St. Katharinen. Am späten Abend war es trotz Wochenendtrubels an den Magellan Terrassen am Sandtorhafen mit dem angrenzenden Traditionsschiffhafen fast schon gespenstisch ruhig, eine willkommene Abwechslung zum Gewusel, in das ich nun wieder eintrat.
Jenischpark
Von der Elbfähren-Haltestelle Teufelsbrück sind es nur ein paar Schritte und man betritt den Jenischpark, eine Oase der Ruhe in den Wirren der Großstadt. Schon Ende des 18. Jahrhunderts angelegt, wurde der Park 1828 vom Hamburger Senator Martin Johann Jenisch umgestaltet. Heute beherbergt er unter anderem das Jenisch Haus sowie das Ernst Barlach Museum. Vor allem aber bietet der Park viel Natur und schattige Bäume, unter denen man perfekte Entspannung findet.
Planten un Blomen
Auch die Innenstadt hat ihre Ruhepunkte und vor allem der große Park Planten un Blomen am Dammtor nicht weit von der Binnenalster entfernt erfreut sich größter Beliebtheit. Auf 47 ha gibt es zahlreiche Themengärten zu bestaunen, aber vor allem dient er den Hamburgern und ihren Gästen als Erholungsraum mit vielen Rasenflächen, kleinen Bächen und Seen, Spielplätzen und Cafes.
Vor dem Parkeingang zwischen Stephansplatz und Bahnhof Dammtor befinden sich noch zwei Kunstwerke. Zum einen das Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1936, ein vom Bildhauer Richard Kuöhl entworfener potthässlicher Klotz mit marschierenden Soldaten und der Inschrift „Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen“. In den 80er-Jahren wurde diesem ein Gegendenkmal des Wiener Bildhauers Alfred Hrdlicka gegenübergestellt, von dem aus Geldmangel allerdings nur zwei der geplanten vier Teile fertiggestellt wurden.
Im Park selbst hat mir vor allem der Japanische Garten mit dem berühmten Teehaus sehr gut gefallen. Schließlich ließ ich mich mit einem Kaffee am Seepavillon direkt am Parksee nieder. Die dort regelmäßig stattfindenden Wasserspiele musste ich leider auslassen, da ich ja noch einen wichtigen Termin bei den Craft Beer Days in den Schanzenhöfen hatte.
Das war sicherlich nicht mein letzter Besuch in Hamburg. Dreimal war ich bereits da und gesehen habe ich bislang nur einen Bruchteil, zumindest kommt es mir so vor. Wenn ich mal wieder Großstadtatmosphäre brauche, kommt Hamburg ganz sicher in die engere Auswahl!
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