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Ich bin ja bekanntlich nicht der große Festivalgänger. Bei den großen Massenevents a la Rock am Ring wird man mich wohl auch in Zukunft nicht sehen, doch die kleinen, unabhängigen Festivals haben es mir angetan. Vor zwei Wochen hatte ich bereits unglaublichen Spaß auf dem Volcano-Festival in Theley und diesmal verschlug es mich ins beschauliche Bausendorf, wo bereits zum siebzehnten Mal „die krasseste Gartenparty der Welt!“ gefeiert wurde. Eigentlich eine Schande, dass ich da bisher noch nie war. In diesem Jahr schaffte ich es immerhin am Samstag auf das schöne Gelände, vor allem um mir Blut Hirn Schranke, die Rogers und Red City Radio anzusehen. Doch das Lineup hielt noch einige weitere Hochkaräter bereit.

Riez Open Air 2015 – Blut Hirn Schranke

Riez Open Air 2015 – Blut Hirn Schranke

Natürlich war ich spät dran. Aufgrund einer Verschiebung eröffneten Carpet Room bereits um 12.45 Uhr den zweiten Festivaltag und Blut Hirn Schranke begannen bereits um halb zwei. Letztere wollte ich unbedingt sehen und nachdem mein armer Smart den Böen des Sturmtiefs „Zeljko“ auf der Autobahn nahezu schutzlos ausgeliefert war, schaffte ich es immerhin noch zu den beiden letzten Songs. Irgendwie läuft das mit mir und Blut Hirn Schranke nicht rund, denn bereits im Vorjahr mussten die Jungs ihren Auftritt als Support der Rogers im Exhaus kurzfristig absagen. Das nächste Mal will ich aber den ganzen Auftritt sehen, denn was ich noch hören konnte, machte definitiv Lust auf mehr!

Nach dem Auftritt versorgte ich mich erst einmal mit dem Nötigsten wie Bonkarte und einem ersten Bier und inspizierte das Gelände. Viel besser kann man es für ein Festival dieser Art und Größenordnung gar nicht haben. Den regnerischen Freitag hatte ich ja ausgelassen, die Veranstalter reagierten aber auf den matschigen Start und legten das gesamte Gelände großzügig mit Stroh aus. Der auch für Samstag gemeldete Regen blieb allerdings aus und so wurde das Stroh zum bevorzugten Spielzeug der Feierwütigen. Wenn man sich an dem Toben vor der Bühne nicht beteiligen wollte, konnte man die Konzerte gemütlich und mit bester Sicht von zwei höher gelegenen Terrassen verfolgen, wo man sich auch mit Getränken versorgen konnte. Länger anstehen musste man nie, das war alles sehr gut organisiert und alles war wirklich sehr entspannt.

Riez Open Air 2015 – Anchors & Hearts

Riez Open Air 2015 – Anchors & Hearts

Musikalisch bietet das Riez Open Air eine Mischung aus Punk und Hardcore, wobei im Gegensatz zum Volcano Festival der Schwerpunkt eher im härteren Bereich liegt. Aber die Schubladen kann man getrost geschlossen lassen, das Programm war sehr abwechslungsreich und es kam keine Sekunde Langeweile auf. So auch nicht bei Anchors & Hearts, die in der Folge versuchten, das noch etwas feierunwillige und vom Vorabend teilweise noch schwer gezeichnete Publikum vor die Bühne zu holen. Ein Schuss aus der Konfettikanone ging durch eine Windböe buchstäblich nach hinten los und auf der Bühne entwickelte sich ein beachtlicher Papierschnipseltornado. Musikalisch haben mich die Jungs aus Bremervörde durchaus überzeugt, muss ich mal im Auge behalten.

Riez Open Air 2015 – Tausend Löwen Unter Feinden

Riez Open Air 2015 – Tausend Löwen Unter Feinden

Energiegeladen ging es nun auch mit Tausend Löwen unter Feinden weiter. Deutschsprachiger Hardcore mit prägnanten Texten und knackig-kurzen Songs, voll auf die Zwölf und mit wirklich starker Bühnenpräsenz. Auf die Jungs hatte ich mich ja schon beim Konzert von Comeback Kid gefreut, dort mussten sie ihren Auftritt aber leider absagen. Unterstützt wurden sie bei einem Song vom Sänger der Ryker’s, mit denen man schon länger gut befreundet ist.

Riez Open Air 2015 – Rogers

Riez Open Air 2015 – Rogers

Der eigentliche Grund für meine Anwesenheit beim Riez waren die Rogers, die mich bei ihrem Konzert im Exhaus bereits voll und ganz von ihren Livequalitäten überzeugt hatten. Auch das aktuelle Album der Düsseldorfer läuft bei mir in schöner Regelmäßigkeit und ich war gespannt, wie sich Nichts zu verlieren live schlägt. Leider hatten die Rogers den schlechtesten Sound des ganzen Tages erwischt und so überzeugte mich die Performance nicht so ganz. Die übliche Spielfreude war vorhanden, die Songs natürlich gut, aber vieles ging im Lärmbrei schlichtweg unter. Das ist wirklich schade, da müssen die Jungs wirklich einmal Ursachenforschung betreiben. Zeit genug für einen ordentlichen Soundcheck hatte man eigentlich. Dennoch immer noch eine meiner Lieblingsbands, da gehe ich ganz sicher wieder hin!

Riez Open Air 2015 – No Turning Back

Riez Open Air 2015 – No Turning Back

Ein für mich unbeschriebenes Blatt waren No Turning Back, die nach den Rogers wieder die Hardcorefreunde glücklich machten. Ein sehr starker Auftritt der Niederländer mit New Kids-Imitationen und deutlicher antifaschistischer Botschaft, die man gleich noch mit passenden gratis T-Shirts unterstrich. Wenn also demnächst der ein oder andere mit „Love Music – Hate Fascism“ Shirt Stellung bezieht, könnte derjenige Gast auf dem Riez gewesen sein. Könnte man ja eigentlich auf der Trier stellt sich quer Demo am kommenden Samstag tragen, um sich den braunen Spinnern bei ihrem Fackelzug zur Flüchtlingsunterkunft entgegen zu stellen.

Riez Open Air 2015 – Ryker's

Riez Open Air 2015 – Ryker’s

Echte Hardcore-Legenden betraten nach den Niederländern die Bühne. Die Ryker’s aus Kassel hatten ihren neuen Sänger Dennis im Gepäck, der seine Sache ausgezeichnet machte und sich auch im Moshpit sichtlich wohlfühlte. Da muss einem vor dem in den Startlöchern stehenden neuen Album wahrlich nicht Bange sein.

Riez Open Air 2015 - Red City Radio

Riez Open Air 2015 – Red City Radio

Mit am meisten freute ich mich auf Red City Radio. Und die Punkrocker aus Oklahoma City hauten mich richtig um, die prägnante Stimme von Sänger Garrett Dale kommt live noch einmal eine Kante dreckiger und kraftvoller rüber als auf Platte. Eine super Liveband, die auf jeden Fall ein paar Zuschauer mehr vor der Bühne verdient gehabt hätte.

Riez Open Air 2015 - Unearth

Riez Open Air 2015 – Unearth

Neu ins Lineup gerutscht waren Unearth, die eigentlich am Freitag hätten spielen sollen. Gut für mich, denn da hätte ich ansonsten wirklich etwas verpasst. Die Band aus Massachusetts spielt knallharten Metalcore, sicherlich die härteste Band des Tages. Entsprechend viel Action war auch vor der Bühne, gekrönt von einem fulminanten Stagediver, dessen Flughöhe nicht nur die Band, sondern offensichtlich auch das Auffangkommando überraschte. Aber auf dem weichen Stroh ist nichts passiert.

Riez Open Air 2015 - 7 Seconds

Riez Open Air 2015 – 7 Seconds

Dann war es Zeit, ein paar echte Legenden abzufeiern. Den Anfang machten 7 Seconds, die sich bereits seit 35 Jahren auf den Bühnen der Welt tummeln. Geboten wurde klassischer US-Hardcore, so ganz mein Fall war es allerdings nicht. Den Herren aus Nevada merkte man das gesetztere Alter allerdings überhaupt nicht an, insgesamt ein souveräner Auftritt und vor der Bühne hatte man durchaus Spaß.

Riez Open Air 2015 - Less Than Jake

Riez Open Air 2015 – Less Than Jake

Weiter ging es mit Less Than Jake, die es mittlerweile auch schon seit über 20 Jahren gibt. Für mich der heimliche Headliner des Tages, gefeiert wurde ein echtes Ska-Punk-Fest! Die Stimmung war großartig, vor und auf der Bühne war richtig Party angesagt. Sogar Scooby-Do und ein Einhorn feierten mit.

Riez Open Air 2015 - Toy Dolls

Riez Open Air 2015 – Toy Dolls

Die Alterspräsidenten des Festivals kamen aus England, wo die Toy Dolls im Jahr 1979 von Michael „Olga“ Algar, dem einzigen verbliebenen Gründungsmitglied, das Licht der Welt erblickten. Nach einer unnötig langen Umbaupause starteten die Toy Dolls ein solides Set, das ich mir allerdings nicht bis zum Ende angesehen habe. Zuletzt habe ich mit den Konzerten alter Heroen ja ab und an weniger gute Erfahrungen gemacht, ich sage nur Misfits, aber die Toy Dolls machten durchaus Spaß, ohne jedoch all zu große Euphorie bei mir auszulösen.

Das war also das Riez Festival 2015 und man kann nur hoffen, dass das mäßige Wetter die sowieso knapp kalkulierten Einnahmen nicht zu sehr belastet hat. Ein wunderbares Festival in entspannter Atmosphäre und mit einer wirklich tollen Location. Dazu eine sehr abwechslungsreiche und gelungene Bandauswahl, wo man immer das Gefühl hatte, dass auch die Künstler sich an diesem Ort durchaus wohlfühlen. Mal sehen, im nächsten Jahr könnte ich dort wirklich mal das volle Programm mitnehmen!

Weitere Konzertberichte gibt es hier.

Noch ein paar Bilder (leider wieder nur Handyfotos)

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