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Mit langjährigen Beziehungen ist das so eine Sache. War man einst auf einer Wellenlänge, beginnt man sich manchmal nach einiger Zeit in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Im schlimmsten Fall so lange, bis man kaum mehr einen gemeinsamen Nenner findet. Auch wenn es schmerzhaft ist, so ist eine Trennung in diesen Fällen oftmals das Beste, vor allem dann, wenn man die schönen Erinnerungen an die Vergangenheit noch behalten kann, ohne dass sie vom Gift der Gegenwart zersetzt werden.

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Musik begleitet mich wie viele andere Menschen schon das ganze Leben und nimmt einen gewichtigen Teil darin ein. Und auch hier ist es schmerzhaft festzustellen, dass ein Künstler, der einen in der Vergangenheit tief berühren konnte, nun rein gar nichts mehr auszulösen vermag. Schuldzuweisungen sind fehl am Platze, Kern eines jeden künstlerischen Schaffensprozesses ist die Veränderung, Konflikte sind vorprogrammiert.

mono_inc01Besonders deutlich wird mir das derzeit bei Mono Inc., einer Band aus Hamburg, die ich vor fünf Jahren auf dem Summersend-Festival in Andernach zum ersten Mal auf einer Bühne gesehen habe. In der Folge habe ich zahlreiche Konzerte besucht und durfte eine mitreißende Liveband erleben, der man immer anmerkte, wie sehr sie den wachsenden Erfolg genießen konnte und wie wichtig es allen war, mit der eigenen Musik auf der Bühne zu stehen.

Deutlich wurde aber auch, dass sich die Musik veränderte, glattgebügelter, massenkompatibler wurde. Hatte mir After the War trotz einiger Schwächen noch ganz gut gefallen, sorgte Nimmermehr für echte Ernüchterung. Zum ersten Mal wurde nun auch auf deutsch gesungen, was mir weder live noch auf Platte wirklich gepasst hat. Dazu befindet sich mit Heile Heile Segen auf dem Album noch ein unterirdisch schlechter Song, der es allerdings bis heute als finsterer Wiedergänger auf die Konzert-Setlist geschafft hat. monoinc 002

Den Weg von Nimmermehr bestreitet man nun konsequent weiter und liefert mit Terlingua ein Album ab, das für mich nichts mehr mit dem zu tun hat, was ich mit Mono Inc. verbinde. Der Anteil deutschsprachiger Songs ist weiter angestiegen, das schon immer vorhandene Pathos noch klebriger geworden und auch die Texte vermögen mich zu keinem Moment mehr zu berühren. Zum letzten Mal habe ich Mono Inc. nun auf dem Hexentanz-Festival gesehen und auch da hat sich die Magie nicht mehr auf mich übertragen. Was beim saarländischen Festivalpublikum nicht so auffällig war, wird bei den eigenen Konzerten überdeutlich: Das Publikum hat sich ebenso verändert wie die Band und wahrscheinlich ich mich ebenso. War es vor vielen Jahren noch überwiegend „typisches“ Düsterpublikum, wird die Anhängerschaft zunehmend bunter und einfach … anders. Habe ich mich früher unter Gleichgesinnten wohlgefühlt, fühle ich mich heute oft fremd. Kein gutes Gefühl.

mono_inc05Manchmal ist es wohl einfach besser, sich rechtzeitig zu trennen. Ich wünsche Mono Inc. alles erdenklich Gute, ich habe sie immer als freundliche und musikbegeisterte Menschen kennengelernt und gönne Martin, Katha, Carl und Manuel jeden Erfolg der Welt. Aber unsere Wege gehen in der Wüste von Terlingua auseinander. Macht’s gut!

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