By

Es ist mittlerweile so etwas wie eine gute Tradition geworden: mindestens einmal im Jahr ist ein Besuch in Augsburg Pflicht. Neben den netten Menschen und ihrer überragenden Gastfreundschaft sowie dem wundervollen Stadtbild ist es auch der Gerstensaft, der mich aus der dank Petrus- und Kraftbräu mittlerweile deutlich weniger provinziellen Bierdiaspora ins bayerische Schwaben zieht. Doch auch unter den eher konservativen Biertrinkern im Süden der Republik ist ein Wandel spürbar, es weht ein frischer Craft Bier Wind durch die Biergärten und Schankstuben. 

augsburg15 8

Zwischen Tradition und Innovation

Selbst der alteingesessene König von Flandern kann sich den neuen Entwicklungen auf dem Biermarkt nicht verschließen und bietet neben seinen gewohnt guten eigenen Traditionsbieren, von denen mir das Dunkle am besten mundet, nun auch ein leichtes Pale Ale an. Hier hätte ich mir etwas mehr Mut und Entschlossenheit gewünscht, denn der etwas zahnlose Tiger erweckt den Eindruck, dass man hier das Stammklientel im Braukeller sehr vorsichtig an einen neuen Stil heranführen will.

Auch Riegele bietet neben seinem Standardsortiment seit einiger Zeit Sondereditionen an, die ich ja bereits mehrfach verkosten durfte. Um auch meinem Gastgeber einen Einblick zu geben, orderte ich im Commerzienrat einen dunklen Ator, den ich auf dem Bierfestival in Trier ja sogar schon einmal in der gestachelten Version probieren konnte. Vom Stacheln hatte man hier abseits des Stammsitzes allerdings noch nichts gehört, was ich schon etwas befremdlich fand.

augsburg15 6

Sehr gefreut hatte ich mich schon auf die Biere der Auxburg City Brewery, die es unter anderem in Bob’s Punk Rock Pizzeria und Beer Bar mitten in der Innenstadt gibt. Ein richtig schöner Laden mit guter Musik und noch besseren Bieren, denn neben den oben genannten gibt es auch Thorbräu sowie eine riesige Auswahl nationaler und internationaler Craft Beer Spezialitäten. Das Fucking Rock&Roll Pale Ale der Auxburger hat mich auch direkt überzeugt und hatte doch so einiges mehr zu bieten als das des Königs zuvor. Auch das Rattlesnake Red Ale, dem Mythos nach mit Schlangenblut gebraut, war sehr gut und wurde ohne Glas direkt aus der Flasche genossen. Ein schöner, ehrlicher Gegenpol zu dem ganzen Brimborium, das in manchen Kneipen rund um die Craft Biere gemacht wird (wobei die speziellen Gläser meistens natürlich durchaus Sinn ergeben). Zum Abschluss gönnte ich mir noch das Schönramer Imperial Stout als Ergänzung zum Bayrisch Pale Ale und IPA, die ich kürzlich bereits getestet hatte. Ein tolles Bier mit mächtigem Körper, kantigen Röstnoten und sehr viel Power.

Das Fucking Rock&Roll Pale Ale habe ich am Folgetag gleich noch einmal in der Thorbräu Freibank getestet und mein positives Urteil wurde bestärkt. Dazu noch ein Kellerbier und der Nachmittag war gut eingeläutet. Weiter ging es zum Riegele Stammsitz, der gestachelte Bock wartete ja noch auf seine standesgemäße rituelle Verkostung. Die Terrasse mit Bahnhofsblick wurde zum Glück vom drohenden Regen verschont und so war der Genuss dieser sehr besonderen Augsburger Spezialität ungetrübt.

Der Thorbräu Hirschgarten gehört eigentlich zum Pflichtprogramm jedes bierlastigen Augsburgbesuchs, wobei es diesmal in Sachen Bedienung Optimierungspotenzial gegeben hätte. Aussehen ist halt nicht alles… Daher brachen wir dann doch die Zelte ab und gönnten uns noch einen Absacker im König von Flandern, der diesmal einiges an der zuletzt etwas angekratzten Reputation zurückgewonnen hat. Nette Bedienungen, tolles Bier, alles sehr entspannt und wie es sein sollte. Und für Wegzehrung wurde auch gesorgt!

augsburg15 2

Neu im Programm war diesmal die Kulperhütte, wo man sehr gemütlich an der Wertach sitzt und sein Schaller Bräu genießen kann. Fußballprominenz vom FCA war auch anwesend, wobei die „Stars“ hier komplett in Ruhe gelassen wurden. Auch ein Vorteil, wenn man im beschaulichen Augsburg und nicht beim FC Bayern kickt.

Nicht nur Bier: Auf nach Landsberg am Lech!

Der touristische Anteil kam diesmal auch wegen des unbeständigen Wetters etwas arg kurz, dabei hatte ich sogar noch Glück und wir erwischten viele trockene Perioden. Dennoch war es in den Biergärten teilweise empfindlich kalt. Nur am Rande habe ich die Lange Nacht des Lichts mitbekommen, die mit zahlreichen Veranstaltungen und Illuminationen lockte. Doch das prachtvoll beleuchtete Rathaus war ein echter Hingucker!

augsburg15 16

Richtig Glück hatten wir bei einem Ausflug nach Landsberg am Lech, wo der große Regen erst kam, als wir wieder im Auto saßen. Landsberg bietet heute knapp 30.000 Einwohnern eine malerische Heimat. Über die Katharinenbrücke erreicht man die historische Altstadt, wo man tief in die Geschichte eintauchen und zahlreiche historische Gebäude bewundern kann. Eindrucksvollstes Beispiel ist sicherlich das mit einer kunstvollen Rokokofassade versehen Rathaus am schönen Hauptplatz der Stadt, wo man sich in der Touristeninformation mit einer hilfreichen Karte ausstatten kann. Verlaufen kann man sich in der kleinen, aber feinen Innenstadt zwar kaum, doch bietet diese einem noch einige Informationen, wo man sonst vielleicht unachtsam vorbeigeschlendert wäre. Durch einige gut erhaltene Stadttore kommt man im Norden zum Sandauertor, von wo aus man einen kleinen Hügel erklimmen kann und durch ein Wäldchen entlang der hervorragend erhaltenen Stadtmauer zur Heilig-Kreuz-Kirche und dem Heilig-Geist-Spital gelangt, von wo aus es nur noch wenige Schritte zum Bayertor sind, einem wunderschönen spätgotischen Stadttor aus dem Jahr 1425.

Ein Zeugnis der Zeitgeschichte gab es auf der Rückfahrt noch zu bestaunen, denn die alte Straße Richtung Augsburg führte vorbei am berühmten Gefängnis von Landsberg, in dem einst Hitler und nun Uli Hoeneß hinter schwedischen Gardinen einsaßen bzw. -sitzen. Die Fotos habe ich dann aber mal den Kollegen vom Boulevard überlassen.

Ein paar Bilder (leider nur vom Handy)

Weitere Berichte zu Augsburg:

About the Author

 

Leave a Reply