Etwa 50 Kilometer schlängelt sich die SP 117 von Aci Trezza nach Taormina die Küste entlang. Unser Ziel am dritten Tag war eine der absoluten Top-Sehenswürdigkeiten Siziliens, nämlich Taormina mit seinem weltberühmten Teatro Greco, von wo aus man einen atemberaubenden Blick auf das Meer, die Küste bis nach Catania und den Ätna hat.
Praktisches
Taormina gehört zu den touristisch am besten erschlossenen Sehenswürdigkeiten der Insel, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Direkt an der Küstenstraße gibt es im Badeort Mazzaro einen großen Parkplatz, von wo aus eine Seilbahn einen direkt an den historischen Ortskern Taorminas bringt. Das Parken war erstaunlich günstig, für vier Stunden zahlt man fünf Euro. Die Seilbahn selbst schlägt noch einmal mit sechs Euro pro Person hin und zurück zu Buche, dürfte aber der bequemste Weg nach Taormina sein. Unterhalb der Stadt gibt es außerdem zwei sehr gut ausgeschilderte Parkhäuser (Porta Catania und Lumbi), seinen Wagen sollte man also problemlos abstellen können. Die Seilbahn führt einen auch direkt über einen der am schönsten gelegenen Fußballplätze, den ich je gesehen habe. Wenn Sporting Taormina seine Heimspiele austrägt, hat man bei langweiligen Spielen auf jeden Fall einen herrlichen Ausblick aufs Meer. Gleich hinter dem Ausgang der Bergstation liegen die ersten Souvenirläden, ein Hinweis darauf, dass sich die Atmosphäre im Vergleich zu den beiden vergangenen Tagen nun deutlich ändern sollte. Doch trotz der Menschenmassen und Reisegruppen, die die Stadt bevölkern, bewahrt Taormina seinen eigenen Charme und man findet auch immer wieder ruhige Ecken abseits der Touristenströme, wo man sich niederlassen und eine Granita zu sich nehmen kann.
Das schönste Amphitheater der Welt
Setzt man sich nun dahin, wo ehmals die obersten Zuschauer saßen, so muß man gestehen, daß wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt. Rechts zur Seite auf höheren Felsen erheben sich Kastelle, weiter unten liegt die Stadt, und obschon diese Baulichkeiten aus neueren Zeiten sind, so standen doch vor alters wohl eben dergleichen auf derselben Stelle. Nun sieht man an dem ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure, dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich, denn die mildernde Atmosphäre zeigt ihn entfernter und sanfter, als er ist. Johann Wolfgang von Goethe, „Italienische Reise“
Niemand wird sich der Schönheit dieses Ortes entziehen können, denn für das antike Theater hätte man sich keinen malerischeren Ort ausdenken können. Auf einem Plateau direkt oberhalb der Küste mit direktem Blick auf den Ätna können damals wie heute Zuschauer klassische Theaterstücke genießen, mittlerweile wird es auch für Konzerte und als Open-Air-Kino genutzt. Ist die Aufführung einmal zu langweilig, kann man sich mit dem endlosen Blick in die Weite ablenken. Wohl schon von den Griechen errichtet (das genaue Datum ist unklar) und von den Römern vollendet, ist es das zweitgrößte Theater nach dem von Syrakus. Schon Goethe schwärmte von der einzigartigen Stätte, deren Wucht sich niemand entziehen kann. Fast schon kitschig, aber einfach wunderschön. Den Eintritt von acht Euro sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Souvenirs und Dolci
Unterhalb des Theaters liegt die Altstadt von Taormina, die mit ihren engen Gassen und schönen Plätzen heute ein lebendiger Touristenmagnet ist. Souvenirläden und Geschäfte mit sizilianischen Spezialitäten reihen sich wie an einer Perlenkette aneinander, ein internationales Sprachengewirr zeigt, dass man hier im Epizentrum des Pauschaltourismus gelandet ist. Busladungen von Tagestouristen mischen sich mit den Besuchern des Umlands, die meist sofort an den bunten All-Inclusive-Bändchen zu erkennen sind. Bei allem Trubel ist Taormina auf jeden Fall ein Pflichtbesuch. In der Hochsaison könnte es allerdings ein anstrengendes Unterfangen sein. Bei unserem Besuch war es trotz der vielen Menschen erstaunlich beschaulich. Die Hauptachse der Stadt ist der Corso Umberto, der sich zwischen der Porta Messina im Norden und der Porta Catania im Süden durch die Stadt schlängelt.
Culinaria
Das Cafe Wunderbar, vielleicht das bekannteste Cafe Taorminas, an der Piazza IX Aprile ließen wir nach einem Blick auf die Karte links liegen. Wem jedoch die Preise egal sind, kann seine Dolci und seinen Cafe mit Blick auf ein traumhaftes Panorama genießen. Uns war es genug, den Ausblick ohne Cafe in uns aufzusaugen. Für eine kleine Pause suchten wir uns eine andere ruhige Ecke Taorminas. Wir gönnten uns im Fanaberia direkt am Corso Umberto zwei Granite. Es gab Granita di mandorle con Brioche (Mandelgranita) und Granita di Fragole (Erdbeergranita) ohne Brioche. Was soll ich sagen? Die Mandelgranita könnte sich zu meinem Liebling entwickeln. Mir schmeckte ja schon die gut gekühlte Mandelmilch in Modica sehr gut, aber die geeiste Form ist noch viel besser. Während mich persönlich die Brioche mit der Limonengranita nicht ganz so überzeugt hatte, muss ich sagen: Mandelgranita und Brioche sind ein nahrhaftes und sehr erfrischendes Paar. Kein Wunder, dass man das hier auch zum Frühstück zu sich nimmt. Die Erdbeergranita war sehr fruchtig, man sah auch die kleinen Kerne.
Später schauten wir uns dann noch in einer bottega del buongustaio um. Ok, wir schauten uns nicht nur um, sondern kauften auch etwas ein: ein kleines Fläschchen Mandarinetti di Sicilia (Mandarinenlikör), den wir dann mit dem Cremoncello vergleichen werden und dann noch verschiedene Biscotti di pasta di mandorle, also Kekse auf Basis von Mandeln.
Zurück in Aci Trezza zog es uns für das abendliche Mahl in das Pellegrino an der Piazza Giovanni Verga, eine weitere Empfehlung unserer Vermieterin. Es gab mal wieder Pizza (nein, wir werden nicht nur Pizza essen!). Eine Pizza Bell’Italia für die Dame und eine Pizza mit Pilzen, Salami und frischem Pfeffer für den Herrn. Die Pizza Bell’Italia würde ich zu den Pizze bianca zählen, also unter dem Käse keine Tomaten. Sie bestand nur aus Teig, Büffelmozzarella, frischen Tomaten und Basilikum. Der Teig war ein Traum! Dünn, kross und geschmackvoll.
Am Ende war dann doch noch Platz für Dolci. Zweimal Semifredo di pistacchio (Halbgefrorenes mit Pistaziengeschmack). Zuhause setzte ich Pistazien eher als Deko für Backwaren ein und meist nur in überschaubaren Mengen, weil mich der Geschmack bislang nicht überzeugt hat. Und auch wenn sie, wie ich gerade gelernt habe, nicht zu den Nüssen zählen, schmeckte das Semifredo herrlich nussig.
Das Essen wurde begleitet von der obligatorischen Flasche Wasser, einem Weiswein und einem Vino bianco frizzante. Letzteren fand ich sehr lecker: leichtes, feines Perlen, aber nicht so stark wie beim Spumante oder Sekt.