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Der zweite Versuch Noto zu erreichen verlief wesentlich erfolgreicher als vor zwei Tagen. Catania wurde weiträumig umfahren und die Schnellstraße über Siracusa nach Noto genommen. Ein kleiner Abstecher war aber dennoch eingeplant und so ging es nach Portopalo di Capo Passero im südlichsten Zipfel Siziliens gelegen.

Portopalo di Capo Passero

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich die Landschaft auf Sizilien wandeln kann. Der Süden der Insel ist stark landwirtschaftlich geprägt und so fährt man, sobald man die Schnellstraße verlassen hat, durch endlose Felder mit Zitrusbäumen, Gewächshäusern, die bis an den Horizont reichen und das Sonnenlicht reflektieren, sowie einigen Weinstöcken. Durch Pachino ging es in Richtung Küste, wobei der erste Blick auf Portolapo etwas ernüchternd war. Die Stadt lag im Tiefschlaf, was nicht allein an der Uhrzeit um die Mittagsstunde lag. Touristisch durchaus erschlossen, bereitet man sich hier erst langsam auf die kommende Hochsaison vor und somit wirkte alles verlassen und tot. Lediglich ein Fischer ging gemächlich seiner Arbeit nach und in den Strandbars tummelten sich ein paar Einheimische und der ein oder andere gestrandete Tourist.

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Der Strand an sich wirkt mit vielen tiefschwarzen Algen wenig einladend, doch der Blick auf die dem Dorf vorgelagerte Isola di Capo Passero mit einer markanten Festung aus dem 16. Jahrhundert als Blickfang ist wunderschön. Die Bar Plaza del Sol rühmt sich, die südlichste Bar Europas zu sein (Inseln ausgenommen), scheinbar sieht man sich in Sizilien als Festlandseuropäer. Eine Granita, ein Bier und der sehr schöne Blick sorgten für die perfekte Entspannung, bevor es in Noto zum ausführlichen Sightseeing gehen sollte.

Noto – Ein barocker Traum

Die Parkplatzsuche in Noto gestaltete sich erst einmal schwierig. Zwar hatten wir bereits im Vorfeld über Google Earth einen Stellplatz in der Via Fazello ausgeguckt, der aber leider in einer Einbahnstraße lag, was auch unser Navi ein wenig zu überraschen schien. Überhaupt gerät das GPS in den engen Gassen wie in Modica oder Noto häufiger einmal aus dem Tritt, ein wenig gesunden Menschenverstand sollte man beim Navigieren also durchaus walten lassen. Letztendlich konnten wir den Panda aber auf dem großzügigen Parkplatz in besagter Straße abstellen und den Aufstieg in die Stadt wagen, der uns über die Via Cavour mit vielen prachtvollen Palazzi direkt zum Corso Vittorio Emmanuele führte, der Prachtstraße Notos.

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Sein heutiges Gesicht hat Noto wie bereits zuvor erwähnt dem Erdbeben des Jahres 1693 zu verdanken, als die Stadt nahezu vollständig zerstört wurde und man beschloss, Noto wenige Kilometer entfernt im Stil des Barock neu aufzubauen. ‚Nicht kleckern, klotzen!‘ dürfte das Motto gewesen sein, denn die üppige architektonische Pracht mit unzähligen über die Stadt verstreuten Kirchen, Plätzen und liebevoll ausgearbeiteten Bürgerhäusern sucht seinesgleichen. Folgt man dem Corso Vitt. Emanuele, gelangt man bald an die Piazza XVI. Maggio mit der Chiesa San Domenico auf der einen und dem Teatro Comunale auf der anderen Seite. Dort befindet sich auch die Touristen Information, in der man den obligatorischen Stadtplan erhält. Dort sind dann auch Parkplätze eingezeichnet! Nur wenige hundert Meter weiter liegt die Piazza Municipio mit dem Rathaus der Stadt sowie der Cattedrale San Nicolo mit ihrer herrlichen Fassade.

Es empfiehlt sich Noto am Spätnachmittag und in den Abendstunden zu besuchen, wenn die Sonne tief steht und die Häuser in einen goldenes Licht taucht. Die Stadt wacht dann auf und entwickelt sich vom Freilichtmuseum zur lebendigen Flaniermeile. Sehen und gesehen werden heißt es. In den Giardini Publici, einer kleinen Gartenanlage am östlichen Ende des Corso, treffen sich die Einheimischen zum abendlichen Plausch, wobei es vor allem Männergruppen sind, die die Kioske und sonstigen Sitzgelegenheiten belagern. Auffallend sind die kleinen Täschchen, die die Herren meist forgeschrittenen Alters umhängen haben. Was sie dort wohl drin haben?

Noto ist ein Kleinod von überwältigender Schönheit und verschwenderischer Pracht. Wie Taormina gehört Noto so zum Pflichtprogramm eines jeden Sizilienreisenden.

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Culinaria

Kulinarisch ist an diesem Tag nichts Weltbewegendes passiert. In Portopalo nahmen wir einen nicht weiter erwähnenswerten Snack zu uns. Das Abendessen hatte da schon andere Qualitäten. Im Ristorante Pizzeria Al Terrazzo in der Strada Alfredo Buccarini, hinter dem Palazzo Ducezio, nahmen wir ein leckeres Nachtmahl zu uns. Und dieses Mal war es keine Pizza! Serviert wurden Antipasti di verdure (eine Gemüseauswahl), Spagehetti con ragu, also das, was bei uns unter „alla bolognese“ bekannt ist, Ravioli gefüllt mit Ricotta und Tomatensauce, und ein italienisches Schnitzel mit Pilzen. Den Abschluss bildeten die Dolci: ein Schokoladenküchlein mit flüssigem, warmen Kern und ein Semifredo di mandorle (Mandelhalbgefrorenes). Ein gelungener Abschluss für einen sehr schönen Tag.

Ein paar Bilder

Sizilien 2015

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