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Sizilien ist auf jeden Fall eine Insel zum Verlieben, aber es gibt auch Ecken, wo diese Liebe auf eine harte Probe gestellt wird. Catania ist sicherlich keine Stadt, die man von Beginn an in sein Herz schließt. Allein der chaotische Verkehr, in den wir mal bewusst, mal versehentlich mehrfach geraten sind, ist der blanke Horror. Und auch die Stadt selbst macht es einem trotz einiger Sehenswürdigkeiten schwer.

Sizilien 239

Bloß nicht mit dem Auto

Nachdem wir schon zweimal mit dem Auto in Catania herumgekurvt waren, wollten wir uns diesen Horror inklusive Parkplatzsuche diesmal ersparen und wählten den Bus. Der Preis von einem Euro für ein 90 Minuten gültiges Ticket ist dabei wahrlich konkurrenzlos. Der Bus startete in Aci Trezza und war bereits einige Stationen später proppenvoll. Man fühlte sich wie bei einer Familienfeier. Der ganze Bus war wild am palavern und selbst der Busfahrer, dessen Fahrkünste im dichten Verkehr wahrlich faszinierend waren, hatte eine ganze Gruppe Gesprächspartner um sich geschart. Nach etwa 45 Minuten war die Endstation, die Piazza Borsellino mitten im Zentrum, erreicht. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zur Piazza del Duomo, einem idealen Ausgangspunkt zur Erkundung der Stadt.

Auf der Touristenroute

Catania – Kathedrale

Catania – Kathedrale

Fliegende Händler preisen ihre Schrottware an, andere wollen einen für eine Stadtrundfahrt gewinnen, dazu noch Reisegruppen, die sich vornehmlich um die Fontana dell’Elefante, dem Wahrzeichen Catanias versammeln; man merkt schnell, dass der Domplatz das touristische Herz der Stadt ist. Der großzügig angelegte Platz mit dem recht eindrucksvollen Dom macht durchaus einiges her. Doch da das Gotteshaus in den Mittagsstunden geschlossen hatte, suchten wir entlang der Via Vittorio Emanuele das Teatro Greco, das etwas versteckt in einem Hinterhof liegt. Das antike Theater ist meines Erachtens das absolute Highlight der Stadt. Nie im Leben hätte ich mitten in der Stadt ein derartig eindrucksvolles Zeugnis der antiken Kultur erwartet. Seit dem Mittelalter überbaut, wurde es mittlerweile teilweise freigelegt und raubt einem fast den Atem. Etwa 7.000 Zuschauer sollen ursprünglich einmal Platz gefunden haben, heute ist es ein Ruhepol im hektischen Treiben der Großstadt. Viele Touristen laufen an dem unscheinbaren Eingang sicherlich einfach vorbei.

Catania – Teatro Greco

Catania – Teatro Greco

Weiter ging es nun zum im 13. Jahrhundert für Friedrich II. errichteten Castello Ursino, wo sich auch das Stadtmuseum befindet. Ursprünglich direkt am Wasser gelegen, liegt es nun am Rand der Altstadt. Die Küste hat sich seit dem Vulkanausbruch 1669 um einige hundert Meter entfernt. Hier liegt auch das Kerngebiet der Ultras Catania, zumindest deuten zahlreiche Graffiti darauf hin. Die ebenso zahlreichen Hakenkreuze belegen indes zugleich die zweifelhafte politische Gesinnung, die der Gruppierung attestiert wird.

Durch die Via Crociferi, eine barocke Straße mit vielen Kirchen, bewegten wir uns dann in Richtung der Villa Bellini, einer großangelegten Parkanlage im Norden der Altstadt. Schon auf dem Weg war der starke Autoverkehr und die stetige Geräuschkulisse sehr nervig und im Park findet man ebenfalls nicht wirklich Ruhe. Ich zumindest konnte das ständige Gehupe und Geknatter nicht wirklich ausblenden. Eine Verköstigungsstation zum Verweilen gab es auch nicht und so zogen wir weiter zum Botanischen Garten, den man, zumindest an diesem Tag, erfreulicherweise kostenlos besuchen konnte.

Schön ist irgendwie anders

Catania

Vom Botanischen Garten aus führt die Via Etnei wieder schnurgerade zurück zur Piazza del Duomo. Hier finden sich viele exklusive Geschäfte und zum Glück ist die Straße von der Höhe des Parks an für den Durchgangsverkehr gesperrt. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht, erst im unteren Bereich befinden sich vor allem an der Piazza dell’Università wieder einige sehenswerte Palazzi. Nun besuchten wir doch noch die Kathedrale, wo sich unter anderem das Grab des berühmten und sehr jung gestorbenen Komponisten Vincenzo Bellini befindet, dem Schöpfer der Norma.

Catania hat mich nicht überzeugt. Laut, hektisch und wenig einladend präsentiert es sich dem Besucher. Einige wenige Highlights sind zwar sehenswert (vor allem das Teatro Greco ist wundervoll), insgesamt ist ein Besuch aber nicht unbedingt zu empfehlen.

Culinaria

Eine kleine Rast nach dem anstrengenden Stadtrundgang legten wir bei Prestipino – Bar, Pasticceria e Gelateria, Piazza Del Duomo 9, ein. Auf den Tisch kamen  ein Arancino, eine Cipollina, Bier, Latte die Mandorla, Granita di Limone und ein Cannolo siciliana. Über das meiste muss ich ja Nichts mehr sagen, weil ich an anderer Stelle bereits darüber berichtet habe. Ich habe ja schon einige Limonengranite hier zu mir genommen, die bei Prestipino war bisher eindeutig die Beste, nicht zu sauer nicht zu süß, sehr ausgewogen im Geschmack.

Neu war auch die Cipollina, eine catanesische Spezialität. Es handelt sich um so etwas wie eine Pastete aus Blätterteig, die mit einer Mischung aus Zwiebeln (daher auch der Name), Tomatensugo, Mozzarella und gekochtem Schinken gefüllt ist. Sehr lecker, sehr heiß und sehr nahrhaft.

Es hat lange gedauert, bis ich mein erstes Cannolo siciliana auf einem Teller vor mit hatte. Nun war es endlich soweit. Cannoli sind frittierte Teigrollen, die mit einer Ricottamasse gefüllt werden. Diese kann Vanille, Kakao, Schokolade, Pistazien oder kandierte Früchte enthalten. Man kann es schon erraten: Es handelt sich nicht gerade um einen leichten Imbiss. Um so erstaunlicher ist, wie leicht die Ricottacreme schmeckt. Ich empfehle einen Cafe, also einen Espresso und ein Wasser dazu.

Am Abend gab es auf der wunderschönen heimischen Terrasse nur noch eine Kleinigkeit. Wir haben dann aber nochmals den Mandarinetto probiert. Dieses Mal frisch aus dem Eisfach. Und genau so sollte man ihn trinken – eisgekühlt. Das Aroma kommt fast noch besser durch und der Alkohol, immerhin 32%, tritt etwas zurück. Ganz wunderbar. Davon werde ich mir eine Flasche in Deutschland besorgen.

Ein paar Bilder

Sizilien 2015

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