Kalt war es in Deutschland. Kalt und nass. Als wir den Flieger am „Hahn“ bestiegen, regnete es in Strömen und wir waren froh, in etwas mehr als zwei Stunden im sizilianischen Sommer zu landen. Nach den guten Erfahrungen auf Sardinien (hier geht es zum Bericht), sollte es diesmal nach Sizilien gehen, genauer gesagt in den Osten der größten Insel des Mittelmeers.
Von Comiso nach Aci Trezza
Zu den Flughäfen in Catania, Palermo und Trapani gesellt sich seit wenigen Jahren der ehemalige Militärflughafen Comiso bei Ragusa im Südosten der Insel. Gegenüber diesem Flughafen wirkt sogar der Hahn wie eine internationale Drehscheibe. Die wenigen Maschinen, die dort starten und landen, sind offenbar gesellschaftliche Ereignisse, zumindest deuteten die Planewatcher am Zaun darauf hin. Unser Auto hatten wir angesichts der vielen im Internet zu lesenden Horrorerlebnisse mit ortsansässigen Vermietern über den ADAC gebucht, wobei die Preise im Verlauf unserer langwierigen Recherche extrem schwankten und wir letztendlich nur etwas mehr als die Hälfte des Preises für einen Fiat Panda zahlen mussten wie noch ein paar Wochen zuvor. In der kleinen Ankunftshalle stand bereits ein Hertz-Mitarbeiter mit einem Schild bereit, denn die mit dem ADAC kooperierende Vermietung hatte am Flughafen selbst keine Fahrzeuge. Aber alles kein Problem, wenige Minuten später stand ein Shuttlebus bereit, der uns zum Hertz-Büro chauffierte, wo wir unseren brandneuen Fiat Panda in Empfang nehmen konnten.
Knapp zwei Stunden dauerte die Fahrt von Comiso zu unserem Ziel Aci Trezza. Sonntagsabends hielt sich der Verkehr in Grenzen, so dass man sich langsam an die sizilianischen Gepflogenheiten auf holprigen Straßen gewöhnen konnte. Etwas haariger wurde die Angelegenheit in Catania, wo wir bereits im Vorfeld die schrecklichsten Geschichten über den dortigen Verkehr gelesen hatten. Die chaotische Verkehrsführung, wo aus zwei Spuren dann auch schnell mal drei oder vier werden, hat uns in unserer Meinung bestätigt, den Besuch in der Großstadt dann doch lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unternehmen. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung erreichten wir schließlich unser Ziel und mussten nun „nur“ noch die richtige Haustür finden.
Zu Gast bei Loredana und Filippo
Das Navi führte uns in ein schickes Wohngebiet, wobei wir die angegebene Hausnummer dann doch nicht auf Anhieb finden konnten. Die Unterkunft in Aci Trezza hatten wir nach gewohnt langem hin und her über Fewo Direkt gebucht und bereits der Mailkontakt mit Vermieterin Loredana verlief sehr angenehm und unkompliziert. Somit war dann auch die korrekte Haustür nach einem kurzen Anruf schnell gefunden und wir wurden von Loredana und ihrem Mann Filippo sehr herzlich empfangen und durch die Wohnung geführt. Ein Schlafzimmer, ein großzügiges Wohnzimmer, Bad und eine gut ausgestattete kleine Küche machten schon auf den ersten Blick einen sehr guten und unglaublich gepflegten Eindruck. Auch das Internet funktioniert reibungslos, da hatten wir in den vergangenen Urlauben ja schon ganz andere Erfahrungen gemacht.
Das Energiebündel Loredana wirbelte durch die Wohnung, zauberte für die gewohnt hungrigen Gäste noch Pasta, Pomodori und Wein aus dem Hut und man fühlte sich direkt wohl und in Urlaubsstimmung. Highlight der Unterkunft ist sicherlich die große Terrasse, wobei wir das nahe Meer zu diesem Zeitpunkt nur erahnen konnten. Wir stecken immer sehr viel Zeit in die Planung unserer Reisen und auch in die Auswahl unserer Unterkünfte und bislang hat sich das immer ausgezahlt. Auch diese Wohnung dürfte wieder ein Glücksgriff gewesen sein und angesichts der doch recht hohen Temperaturen freuen wir uns auch sehr, dass wir sogar eine Garage für unser Auto zur Verfügung haben.
Die Riviera dei Ciclopi
Den ersten Tag nutzen wir üblicherweise immer dazu, die Vorräte aufzufüllen und die nähere Umgebung zu erkunden. Im nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Acireale gibt es im Centro Commerciale Ciclope einen großen Supermarkt, wo wir uns mit Brot, Wurst, Käse, Getränken (Bier und Wein aus der Region dürfen nicht fehlen) sowie ein paar Dolci eindeckten. Es gab sogar einen Elektronikfachmarkt, wo wir ein vergessenes Ladekabel für das Handy erwerben konnten. Nach der Schlepperei gab es erst einmal eine längere Siesta auf der Terrasse, bevor wir uns nach Aci Trezza aufmachten.
Der Name Riviera dei Ciclopi weist ebenso wie das den Orten vorangestellte Aci (ein Verweis auf den Mythos von Akis und Galateia) auf die antike Mythologie hin. Als der Zyklop Polyphem Odysseus und seine Mitstreiter gefangen genommen hatte, gelang es Odysseus zu flüchten, indem er Polyphem blendete. Vor Wut warf dieser riesige Steine hinter dem Fliehenden her, die heute die Zyklopeninseln vor Aci Trezza bilden. Malerisch liegen diese in der Bucht des kleinen, aber lebendigen Fischerdorfs. Zahlreiche Restaurants reihen sich an der Hafenpromenade aneinander, wo abends der Mond die steinernen Inseln anstrahlt.
Einen kurzen Fußmarsch am Meer entlang in Richtung Süden führt nach Aci Castello, dessen Namen gebende Trutzburg normannischen Ursprungs eindrucksvoll ins Meer hineinragt. Selbst die Form der Burg erinnert an ein Schiff und im Schatten der alten Gemäuer lässt es sich bestens entspannen. Wer die Stufen zur Burg selbst erklimmt, wird mit einem herrlichen Blick auf die Stadt und die gesamte Riviera dei Ciclopi belohnt. Ein kleines Museum und ein ebenso kleiner botanischer Garten werden dem Besucher ebenfalls geboten, die drei Euro Eintritt sind allein wegen der Aussicht gut investiert. Man könnte sich gut vorstellen, dass hier auch Szenen für Game of Thrones gedreht werden, eine kleine Büste von Lord Varys steht immerhin schon bereit.
Culinaria
In Sachen Essen und Trinken bin ich ja eher der Praktiker, daher habe ich die Berichte über die kulinarischen Besonderheiten Siziliens in die Hände der Bergischen Maid gelegt.
Nachdem wir die Burg bezwungen hatten, gönnten wir uns eine kleine Pause in einem Cafe an der Piazza Castello. Für den einen gab es Bier für die andere Granita di limone con Brioche. Das Eis der Granita ist doch deutlich feiner als das in dem uns bekannten spanischen Granizado. Die Granita ist schon eher einem Sorbet ähnlich. Deshalb kommt auch kein Strohhalm, sondern ein Löffel zum Einsatz. Es ist auf jeden Fall herrlich erfrischend. Genau das richtige also, nach der Burgtreppe und der prallen Sonne. Granita con brioche ist auf Sizilien auch eine Frühstücksvariante. Dabei muss ich sagen, dass die Kombination Zitronengeschmack und Brioche mich nicht ganz überzeugte. Also muss wohl während unserer Zeit hier noch Granita di mandorla (Mandelgranita) und Granita di Cafe jeweils mit Brioche probiert werden. Was tut man nicht alles für seine Leser?!
Am Abend ging es zum Essen nach Aci Trezza, wo wir eine Empfehlung unserer Vermieter ausprobierten: La Luna Rossa. Schon auf dem Weg dorthin erahnten wir, woher sich der Name des Lokals ableitet. Der Mond ging auf und war nicht weiß oder gelb, sondern rot. So etwas hatten wir bislang noch nie gesehen.
Aber zurück zum Restaurant. Das Luna Rossa liegt Piazza Giovanni Verga. Als Vorspeise haben wir uns eine Portion crudo e melone geteilt dazu wurde ein sehr leckeres Pizzabrot gereicht. Ein wirklich wohlschmeckender und erfrischender Anfang. Danach folgten eine Pizza Margherita und eine Pizza Diavola. Der Teig kam uns relativ dick vor für die uns bekannten italienischen Verhältnisse, schmeckte aber sehr gut. (Das hat man in Deutschland ja auch nicht oft, dass auch der Teig alleine schmeckt.) Dazu gab es einen sehr gut gekühlten, erfrischenden und wenig Säure enthaltenen Weißwein von der Insel und das obligatorische Wasser. Dolci passten leider nicht mehr. Und auch auf den Cafe mussten wir verzichten, denn auf einmal fiel in der ganzen Umgebung der Strom aus. Für Beleuchtung wurde zwar im Handumdrehen gesorgt, man scheint vorbereitet zu sein, aber leider braucht die Espressomaschine auch Strom.
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